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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Vaters) Wärme und Heather Grahams Haare.
    Als Anton an dem Abend von einem harten Tag, an dem er wieder keinen Film gemacht hatte, nach Hause kam, war er so erleichtert, mich mit glänzenden Augen und in gehobener Stimmung vorzufinden, dass er überaus bereit war, sich anzuhören, was ich geschrieben hatte. Und von da an las ich ihm jeden Abend vor, was ich tagsüber geschrieben hatte. Es dauerte fast acht Wochen, von Anfang bis Ende, und am letzten Tag, als Mimi alles Leid der Menschen im Dorf geheilt hatte, wischte Anton sich eine Träne weg und juchzte dann vor Freude.
    »Es ist fantastisch! Ich bin begeistert. Das wird ein Bestseller.«
    »Du magst alles an mir, du bist nicht gerade unparteiisch.«
    »Ich weiß. Aber ich schwöre dir, das ist großartig.«
    Ich zuckte die Schultern. Ich war jetzt schon traurig, weil das Buch fertig war.
    »Zeig es Irina«, sagte er. »Die kennt sich mit Büchern aus.«
    »Sie macht es nur schlecht.«
    »Vielleicht nicht.«
    Deshalb, und weil ich das Ganze noch nicht abschließen wollte, stieg ich die Treppe hoch und klopfte an Irinas Tür und sagte: »Ich habe ein Buch geschrieben. Ich wollte dich fragen, ob du es lesen und mir deine Meinung dazu sagen könntest.«
    Sie sprang nicht in die Luft und schrie auch nicht überrascht auf, wie die meisten Menschen es tun. Du hast ein BUCH geschrieben! Das ist ja fantastisch! Sie nickte nur, streckte die Hand aus, nahm das Manuskript entgegen und sagte: »Ich lese.«
    »Nur noch eins. Sei bitte ehrlich mit mir. Versuch nicht, meine Gefühle zu schonen.«
    Sie sah mich überrascht an, und ich ging wieder und fragte mich, worauf ich mich wohl eingelassen hatte. Und wie lange ich warten müsste.
    Aber am folgenden Morgen kam sie zur meiner Überraschung zur Tür, eine Zigarette in der Hand, und gab mir den Stapel Papiere. »Ich habe gelesen.«
    »Und?« Mein Herz klopfte hart, und mein Mund war trocken.
    »Mir gefällt«, sagte sie. »Ein Märchen, wo die Welt gut ist. Ist nicht wahr«, sagte sie und stieß eine lange Wolke Qualm aus, »aber mir gefällt.«
    »Also, wenn es Irina gefällt«, sagte Anton erfreut, »dann muss da was dran sein.«
    38
    Ich brauchte einen Agenten, sagte Anton. Anscheinend konnte ich Mimis Medizin nicht direkt an einen Verlag schicken, weil Verlage keine unangeforderten Manuskripte lasen. Er nahm Kontakt mit jemandem auf, den er kannte (»Hier dreht sich alles um Kontakte, Baby.«), mit einer Agentin, der er die niedrigsten Preise für ihre Drehbücher angeboten hatte. Mit der ihm eigenen Begeisterung fragte er der armen Frau Löcher in den Bauch, als wäre er der Staatsanwalt und sie die Kronzeugin. Sie riet ihm, zu einer Literaturagentur zu gehen. »Aber nicht sie«, sagte Anton. »Sie vermittelt nur Drehbücher. Schade, wäre gut gewesen, wegen der Synergie.« (»Hier dreht sich alles um Synergie.«) Ich schrieb also an die drei Agenten, die Glasklar gelesen hatten, und auch diesmal fanden sie, dass es »nicht der richtige Zeitpunkt« für das Buch sei, empfahlen mir aber, ich solle mich wieder melden, wenn ich das nächste Buch geschrieben hätte. So wie beim ersten Mal auch.
    Als die dritte Absage kam, rastete ich ein bisschen aus und sagte, ich wolle mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben, es sei zu entmutigend. Antons Reaktion bestand darin, mir eine Sechserpackung gemischter Donuts und den National Enquirer zu kaufen und abzuwarten, bis ich mich beruhigt hatte. Dann machte er da weiter, wo wir abgebrochen hatten, und gab mir ein Exemplar des Writers and Artists Yearbook . »Jeder Literaturagent in Großbritannien ist darin aufgeführt.« Er hielt das dicke rote Buch triumphierend in die Höhe. »Wir gucken sie uns alle an, bis wir den richtigen für dich gefunden haben.«
    »Nein.«
    »Doch.«
    »Nein!«
    »Doch.« Meine Entschlossenheit schien ihn zu überraschen.
    »Ich mache das nicht. Mach du es doch, wenn du Lust hast.«
    »Gut, dann mache ich das«, sagte er mit einer gewissen Schärfe.
    »Und ich will nichts davon wissen.«
    »Ist gut.«
    In den nächsten drei Monaten versuchte er, die Absagen vor mir zu verbergen, aber jedes Mal, wenn das Manuskript zurückgesandt wurde und mit einem dumpfen Knall auf dem Boden unseres Treppenhauses landete, wusste ich Bescheid. Ich war wie die Prinzessin auf der Erbse, ich konnte den Aufprall von oben hören. Wahrscheinlich hätte ich ihn sogar von der nächsten Straße gehört.
    »Das ist mein Buch«, sagte ich dann.
    »Wo?«
    »Unten, im Flur.«
    »Ich

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