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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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habe nichts gehört.«
    Ich hatte jedes Mal Recht. Außer einmal, als der neue Argos -Katalog kam. Und dann noch einmal, als die Thompson White Pages gebracht wurden. Und das dritte Mal war es der Next -Katalog für Mad Paddy. (In einem Gespräch von Mann zu Mann mit Anton im Flur gestand er, dass er sich den Katalog nur kommen ließ, um sich die Frauen in Unterwäsche ansehen zu können.).
    Aber jedes Mal, wenn der Aufprall auf dem Fußboden im Treppenhaus (wo die Matte hätte liegen sollen, wenn wir eine gehabt hätten) wirklich die Rückkehr meines Manuskripts bedeutete, warf ich Anton einen verletzten, aggressiv-gequälten Hab-ich-doch-gesagt-Blick zu. Anton hingegen war unverdrossen und warf jeden Absagebrief ohne weiteren Kommentar in den Papierkorb. Doch sobald er weg war, holte ich die Briefe wieder aus dem Abfall und quälte mich mit jedem grausamen Wort, bis er dahinter kam. Danach nahm er die Briefe mit und warf sie unterwegs weg.
    Im Gegensatz zu mir vergeudete er keine Zeit damit, über die Misserfolge von Mimis Medizin zu grübeln. Er blickte stets nach vorn und suchte in dem Adressbuch nach der Adresse des nächsten Agenten, dann verpackte er das Manuskript, wünschte ihm viel Glück und brachte es erneut zur Post, wo er inzwischen die Namen der Postbeamten kannte.
    Es kam der Punkt, da hörte ich auf zu hoffen und hatte mich so weit von der Sache gelöst, dass ich die ganzen Orgien mit der Verpackung und dem Versenden einfach als ein weiteres von Antons seltsamen Hobbys betrachtete.
    Bis er eines Morgens in die Küche kam, einen Brief in der Hand, und bemerkte: »Sage nie, dass ich nichts für dich tue.«
    »Wie?«
    »Eine Agentin. Du hast eine Agentin.« Er gab mir den Brief.
    Ich überflog ihn. Die ganzen Buchstaben hüpften auf der Seite auf und ab, und ich konnte den Sinn nicht erfassen, bis ich zu der Zeile kam, wo es hieß: »Ich würde mich freuen, Sie zu vertreten.«
    »Guck mal«, sagte ich mit zittriger Stimme. »Guck, hier steht, sie würde sich freuen, mich zu vertreten. Sie würde sich freuen!« Dann weinte ich auf den Brief, bis die Tinte mit Jojos Unterschrift verlief.
     
    Anton und ich waren mit ihr in ihrem Büro in Soho verabredet. Das war zwei Wochen vor Emas Geburt, folglich war es gar nicht so leicht für mich, dahinzukommen, mehr als würde man einen kranken Elefanten auf einem Karren befördern. Aber ich war froh, dass ich es gemacht hatte. Die Agentur Lipman Haigh Literary Agents hatte eine große, lebhafte Büroetage, auf der ein aufregendes Treiben herrschte, und das Beste war die Begegnung mit Jojo Harvey. Sie war richtig fabelhaft, sprudelnd vor Energie und unglaublich gut aussehend, und sie hieß uns wie verloren geglaubte Freunde willkommen. Anton und ich verliebten uns auf der Stelle in sie.
    Sie sagte, wie sehr sie von Mimis Medizin angetan sei, wie sehr es den anderen Leuten in der Agentur gefiel, was für ein hübsches Buch es sei …, und ich strahlte – bis sie sagte: »Und hier ist mein Angebot. Ich will ehrlich mit Ihnen sein.«
    Mein Herz wurde mir schwer. Ich mag es überhaupt nicht, wenn die Menschen ehrlich mit mir sind. Das bedeutet immer schlechte Nachrichten.
    »Es wird nicht leicht sein, es zu verkaufen, weil es wie ein Kinderbuch scheint, aber Themen für Erwachsene behandelt. Es fällt also nicht in eine klare Kategorie, und das mögen Verlage nicht. Solche Bücher sind ein bisschen wie Hühnerdreck – man wird sie schwer los.«
    Sie sah unsere niedergeschlagenen Mienen und lächelte. »He, seien Sie zuversichtlich. Das Buch hat Charme, und ich melde mich bei Ihnen.«
    Aber dann kam der vierte Oktober, und alles war für immer verändert. Alle Prioritäten wurden auf einen Schlag neu geordnet, alles rutschte auf der Liste nach unten, denn auf dem ersten Platz, ganz groß, war Ema.
    Ich hatte nie jemanden so geliebt wie sie, und niemand hat mich je so sehr geliebt wie sie mich, auch meine Mutter nicht. Wenn sie meine Stimme hörte, verstummte ihr Weinen, und sie sah mich an, noch bevor sie ihre Umwelt richtig erkennen konnte.
    Jede Mutter denkt, ihr Baby sei das süßeste Baby aller Zeiten, aber Ema war wirklich besonders schön. Wie Anton hatte sie olivenfarbene Haut, und schon bei der Geburt hatte sie einen Schopf seidiger, dunkler Haare. Es war keine Spur von meiner hellen, blauäugigen Art zu entdecken. »Bist du sicher, dass sie deine Tochter ist?«, fragte Anton ernst.
    Am meisten ähnelte sie Antons Mutter Zaga, und ihr zu Ehren nannten wir

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