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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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Wort. Auf diesen schönen Gedanken hin, der einen traurigen Trost der ganz eigenen Art bot, zündete er sich erst einmal eine Zigarette an und goß sich den Rest Wein ein, während Sibille immer weiterredete.
    »… ich meine, wenn du mich fragst, was das mit Martin war, da kann ich nur sagen, da war nichts, außer für ihn, da blickt doch keiner durch, was der sich da vorgestellt hatte, jedenfalls geht es darum ja gar nicht, was ich eigentlich sagen will … «
    Sie holte Luft und griff dann nach ihrem Rotweinglas und trank es aus. Frank nahm sein Glas und goß die Hälfte davon in ihres um. Wie vom Himmel gefallen stand plötzlich der Kellner neben ihnen, stellte eine neue Karaffe Wein auf den Tisch und war sofort wieder verschwunden.
    »Jetzt sag’s aber auch«, sagte Frank. Es war genug, fand er.
    »Ich habe gestern abend bei dem Ding da einen alten Bekannten wiedergetroffen und habe gemerkt, daß ich immer noch in ihn verliebt bin.« Sibille beugte sich vor und nahm eine Zigarette aus Franks Schachtel. »Da kann ich nichts machen. Ich war früher mal in ihn verliebt, aber da war das nichts geworden, und jetzt habe ich gemerkt, daß das immer noch da war, und er ist jetzt auch … «
    »Schon gut«, sagte Frank und goß sich Wein nach. »So genau will ich das gar nicht wissen.« Er schaute aus dem Fenster. Der Regen hatte aufgehört, aber es blies immer noch ein kräftiger Wind, und die Leute, die den Ostertorsteinweg hinuntergingen, gingen immer noch entweder weit vornübergebeugt gegen den Wind an oder ließen sich zurückgelehnt und widerspenstig von ihm schieben.
    »Wer ist es denn?« sagte Frank. »Einer von deinen alten Revigenossen? Horst?« fiel ihm ein Name ein. »Ist doch sicher Horst, oder?«
    »Nein«, sagte sie. »Außerdem meinst du Heiner. Horst war der Freund von Birgit, wenn du dich da vielleicht mal erinnern willst. Mit dem du da Faustkämpfe vorgeführt hast. Aber ich dachte, du willst das nicht so genau wissen.«
    »Nur, ob ich ihn kenne. Kenne ich den?«
    »So genau willst du das doch gar nicht wissen.«
    »Nein«, sagte Frank, »will ich eigentlich auch nicht.« Er schaute wieder aus dem Fenster und sah genau in das Gesicht von Martin Klapp, der auf der anderen Seite der Schaufensterscheibe stand und sie beide mit offenem Mund anstarrte. Etwas weiter hinten stand ein windzerzauster Ralf Müller, dessen lange Haare in rechtem Winkel zur Seite standen. Ralf Müller rief irgend etwas, was Frank nicht hören konnte, aber Martin Klapp reagierte nicht, er starrte nur immer weiter durch das Schaufenster Frank und Sibille an. Im selben Moment beugte sich Sibille, die ihn nicht bemerkt hatte, vor und strich Frank mit der Hand über die Wange. Dazu mußte sie aufstehen und sich weit vornüberbeugen, wobei ihre Haarspitzen auf der Grillplatte Balkan eingesaut wurden, wie Frank nicht umhinkonnte zu bemerken, als er den Blick ihr zuwandte. Sie schaute ihn stumm an und setzte sich dann wieder hin. Als Frank wieder zum Schaufenster hinausschaute, war Martin Klapp verschwunden, und für einen Moment lang glaubte er sich vorstellen zu können, daß das alles einmal ganz weit hinter ihm liegen könnte, das Restaurant, die Bundeswehr, Sibille, das Gesicht von Martin Klapp, der Regen, der Sturm, die Vereidigung und die Grillplatte Balkan. Das muß alles weg, dachte er. Das muß alles in die Vergangenheit.
    »Es tut mir leid«, sagte Sibille.
    »Ja«, sagte Frank und lächelte. »Mir auch, Sibille. Mir auch.«
42.  VIEL SPASS NOCH
    Als Frank am Nachmittag des nächsten Tages die Treppe zur Wohnung am Ostertorsteinweg hinaufstieg, war ihm ein bißchen übel und er atmete schwer. Hinter ihm lag ein langer Tag in der Kaserne, den er überwiegend mit Zigarettenrauchen zugebracht hatte, und obwohl er zu diesem Zeitpunkt erst sechzig der vom Obergefreiten Koch empfohlenen achtzig Gitanes ohne Filter geraucht hatte, hustete er bereits röchelnd und unter Hervorbringung großer Mengen Schleim vor sich hin. Als er auf halbem Wege stehenblieb, um zu verschnaufen und sich vor allem noch eine Zigarette anzustecken, beschlich ihn ein ungutes Gefühl, und das kam nicht vom Rauchen, an das er sich mittlerweile schon ganz gut gewöhnt hatte, sondern hatte irgend etwas mit der Wohnung zu tun, die ein Stockwerk höher auf ihn wartete. Er sog tapfer an der Zigarette und dachte wieder daran, wie er zuletzt Martin Klapps Gesicht auf der anderen Seite der Schaufensterscheibe des Restaurants Dubrovnik gesehen hatte, und Martin hatte

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