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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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»da ist so ein Fernseher in meinem Zimmer, soll das eine Überraschung sein?«
    »Oh nein, der ist nicht für dich«, sagte seine Mutter. »Das ist der von Tante Helga.«
    »Ach so, der von Tante Helga«, sagte Frank. »Daher kam der mir so bekannt vor.«
    »Ja«, sagte seine Mutter. »Dein Vater repariert den.«
    »Oh, mein Vater repariert den, das ist schön.«
    »Tut mir leid«, sagte sein Vater, »ich bin nicht damit fertig geworden. Ich wollte ihn eigentlich wieder wegräumen, bevor du wiederkommst, aber ich habe gedacht, du kommst heute erst später.«
    »Nein, die lassen einen da früh wieder raus, freitags«, sagte Frank.
    »Außerdem weiß ich nicht genau, wohin damit«, sagte sein
    Vater, »ich meine, ich kann ihn ja nicht ins Bad stellen oder so.«
    »Nein, das geht natürlich nicht.«
    »Und im Wohnzimmer, ich meine, soviel Platz ist hier auch nicht«, sagte sein Vater.
    »Nein, im Wohnzimmer ist ja schon ein Fernseher«, sagte Frank. »Seit wann reparierst du denn überhaupt Fernseher?«
    »Habe ich früher schon gemacht, als ihr klein wart.«
    »Da hatten wir doch gar keinen Fernseher. Und Tante Helga auch nicht.«
    »Aber Radios.«
    »Und jetzt reparierst du Fernseher?«
    »Ihm macht das Spaß«, sagte seine Mutter.
    »Das kann man ja für Helga wohl mal machen«, sagte sein Vater, »das ist schließlich meine Schwester.«
    »Außerdem macht ihm das Spaß«, sagte seine Mutter.
    Frank sah vom einen zur anderen, um in ihren Gesichtern irgendein Indiz dafür zu finden, was der Unsinn sollte.
    »Quatsch, Spaß«, wiegelte sein Vater unterdessen ab, »was soll denn Helga ihr Geld in einen Fernsehladen schleppen, wenn ich das für sie machen kann, so dicke hat sie’s ja nun auch wieder nicht.«
    »Das hast du doch selbst gesagt«, sagte seine Mutter, »und Helga hat das auch gesagt, daß dir das Spaß macht.«
    »Helga, die redet auch viel, wenn der Tag lang ist.«
    Frank starrte die beiden noch immer fassungslos an.
    »Äh …«, warf er vorsichtig ein. Die beiden sahen ihn an.
    »Also du reparierst ihren Fernseher«, stellte Frank vorsichtshalber noch einmal klar. »In meinem Zimmer.«
    »Ja«, sagte sein Vater, so als ob das das Normalste der Welt sei. »Ich meine, ich hoffe, ich kriege das hin, ich bin noch nicht richtig fertig geworden.«
    Frank wußte nicht, was er sagen sollte. Da steckt irgendwas dahinter, dachte er, sie wollen mir etwas sagen, sie stellen sich blöd, dachte er, aber da steckt irgendwas dahinter. Er
    hatte einen Verdacht, was das sein könnte, aber es fiel ihm schwer zu glauben, daß seine Eltern so ausgebufft waren, es ihm mit Hilfe eines Fernsehers von Tante Helga zu verklickern. Am besten, man schleicht nicht lange um den heißen Brei herum, dachte er.
    »Wollt ihr, daß ich ausziehe?« fragte er.
    Seine Eltern guckten sich an.
    »Also … nein!« sagte seine Mutter nachdenklich. Sein Vater schüttelte bedächtig den Kopf. Es kam Frank nicht so vor, als ob sie sich ertappt fühlten. Es sah aber auch nicht so aus, als ob sie dieser Gedanke besonders schreckte. Langsam wurden ihm die beiden unheimlich. Man darf sie nicht unterschätzen, dachte er.
    »Wie kommst du denn darauf?« fragte ihn sein Vater gelassen.
    »Naja«, sagte Frank und versuchte, seine Erregung im Zaum zu halten, »ich bin gerade mal vier Tage weg und ihr räumt mein Zimmer um, ich meine, ihr stellt meinen Schreibtisch um und tut da einen Fernseher drauf, findet ihr das normal, oder was? Ich meine, das ist mein Zimmer!« Frank wurde langsam lauter, er redete sich in eine gewisse Rage hinein und konnte nichts dagegen machen. »Ich meine, das ist mein Zimmer«, wiederholte er, »und ich bin vier Tage weg, und dann steht da der Fernseher von Tante Helga aufgeschraubt rum, und auf meinem Bett liegt die Rückseite von dem Ding und da liegen Werkzeuge rum, das muß man sich mal vorstellen, ich meine, das ist ja wohl überdeutlich!«
    »Das macht ihm Spaß«, sagte seine Mutter. »Dein Vater muß doch auch mal was haben, was ihm Spaß macht. Und du bist ab jetzt die ganze Woche immer nicht da, da werden wir doch wohl das Zimmer auch noch für was anderes benutzen können.«
    »Wieso überdeutlich, das verstehe ich nicht«, sagte sein Vater.
    »Mein Zimmer«, sagte Frank und merkte, daß seine Stimme heiser war und eine Tendenz zum Überschnappen hatte, sie kapieren es nicht, dachte er, sie wollen mich loswerden, aber sie merken das gar nicht, »das ist mein Zimmer, oder war bis jetzt jedenfalls mein Zimmer, und wenn

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