Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
Vom Netzwerk:
Spaß haben«, teilte er sie in zwei Gruppen auf und ließ sie Völkerball spielen, ein Spiel, das Frank eigentlich schon vergessen hatte oder jedenfalls vergessen haben wollte. Danach ging es zurück in die Kompanie, duschen und umziehen, dann kam das Mittagessen, und nach dem Mittagessen wurde geputzt. Sie hatten natürlich auch am Morgen schon Stuben- und Revierreinigen gehabt, aber jetzt ging alles noch einmal von vorne los, beim Antreten nach dem Essen schärfte der Spieß ihnen dringlichst ein, daß keiner ins Wochenende gehen würde, bevor nicht alle Stuben, Spinde und Reviere aufs gründlichste abgenommen worden waren, und so wischten, fegten, schrubbten, feudelten, bohnerten und polierten sie alles, was Wand, Boden, Klo oder Möbel war, räumten ihre Spinde auf, polierten Stiefel, falteten
    Hemden ein weiteres Mal auf DIN A4 und zitterten der Stuben- und Revierabnahme entgegen, die sich lange, lange hinzog und bei der niemand ohne Nachbesserungen davonkam, und als auch das endlich erledigt war, waren sie noch immer nicht frei, es galt noch einmal anzutreten und sich eine längere, ermahnende Ansprache des Kompaniechefs anzuhören, die im wesentlichen davon handelte, daß sie am Montag früh um ein Uhr alle wieder zurück sein mußten, daß sie vorsichtig fahren sollten, daß sie nur in Zivil oder im kleinen Dienstanzug die Kaserne verlassen durften, daß einige von ihnen, die Betreffenden wüßten es schon, noch zu lange Haare hätten und daß das ab Montag nicht mehr toleriert würde, daß sie vorsichtig fahren und sich nicht besaufen und der Truppe keine Schande machen sollten, daß sie vorsichtig fahren und sich am Wochenende nicht bei ihren Freundinnen verausgaben sollten und daß der Kompaniechef ihnen allen ein schönes Wochenende wünschte, daß sie vorsichtig fahren sollten und daß sie jetzt wegtreten könnten ins Wochenende, »aber erst, wenn ich das Wegtreten befohlen habe«, brüllte der Hauptmann in die entstandene Unruhe hinein, dann machte er eine kleine Kunstpause, um schließlich »Kompanie - Stillgestanden! Ins Wochenende — wegtreten!« zu brüllen, und dann waren alle verwirrt, nur wenige Rekruten trauten sich tatsächlich, sofort loszulaufen ins Kompaniegebäude, um sich umzuziehen, die meisten, unter ihnen auch Frank, standen erst noch eine Zeitlang ratlos herum und liefen erst hinterher, als kein Ruf ertönte, der die Laufenden zurückhielt, als es tatsächlich so aussah, als dürften sie das, als dürften sie wirklich einfach so weglaufen und sich umziehen und ins Wochenende fahren, als wären sie wirklich endlich frei.
    Frank hatte Hoppe, Leppert und Schmidt versprochen, sie bis zum Bremer Hauptbahnhof mitzunehmen, »sonst wird das ja ne Weltreise mit der Bahn«, hatte Hoppe gesagt, und so saß
    Leppert vorne neben ihm, und Hoppe und Schmidt saßen auf der Rückbank, als sie in Franks Kadett durch das Kasernentor in die Freiheit fuhren. Sie taten das schweigend, geradezu ehrfürchtig, und erst als der Wagen sich in einiger Entfernung von der Kaserne, auf der Landstraße nach Verden, sanft in die Kurven legte und Frank außerdem noch das Radio eingeschaltet hatte, brach Hoppe das allgemeine Schweigen.
    »Habt ihr gesehen?« rief er. »Schmidt hat die Fahne gegrüßt, als wir rausgefahren sind.«
    »Quatsch, habe ich gar nicht.«
    »Mußt du aber«, sagte Hoppe. »Wenn du in Uniform bist, mußt du die Fahne grüßen.«
    »Wieso das denn? Wer sagt das denn?«
    »Ist doch logisch.«
    »Doch nicht im Auto. Doch nicht im Sitzen, wie soll denn das gehen, im Sitzen?!«
    Schmidt klang etwas kleinlaut. Er trug als einziger den kleinen Dienstanzug. Er hatte es seiner Mutter versprochen.
    »Mann«, sagte Hoppe, »was hast du bloß für eine Mutter, daß die sich sowas angucken will.«
    »Was geht’s dich an.«
    »War mir peinlich«, sagte Hoppe. »Sieht auch scheiße aus.«
    »Ja, ja«, sagte Schmidt. »Guck dich mal lieber selbst an, dann weißt du, was scheiße aussieht.«
    »Dann mußt du auch die Fahne grüßen«, ließ Hoppe ihn nicht in Ruhe. »Jede Fahne, jedenfalls die deutsche. Und Meldung machen.«
    »Meldung machen ist Quatsch«, mischte sich Frank von vorne ein. Schmidt tat ihm ein bißchen leid. Er hat es seiner Mutter versprochen, dachte er, da kann man nichts machen. Er wußte, wie das war. Man darf ihnen nichts versprechen, nicht den Müttern, dachte er. »Grüßen weiß ich nicht, aber Meldung machen ist doch Blödsinn, an wen denn?«
    »Was weiß ich …« Hoppe lachte. »An

Weitere Kostenlose Bücher