Neue Zeit und Welt
Glasschiff durch das schwarze Wasser der Winternacht glitt. D’Ursu versuchte Seemannslieder zu singen, aber sie klangen doch immer wieder wie Trauermärsche.
Schließlich und endlich erreichten sie doch die Stadt Newport. Was sie schon vom Wasser aus sahen, ließ die bereits bedrückte Besatzung gänzlich verstummen. Wortlos fuhren sie ans Ufer.
Überall Leichen, Tod und Verwüstung. D’Ursu trat auf den Steg, schaute sich langsam um und stieß einen hallenden Klageschrei aus, der von den Häusern, die noch standen, zurückgeworfen wurde. Beauty sprang an Land und trat zu seinem alten Freund.
»Es tut mir so leid, D’Ursu.«
»Ah, Beauté Centauri, ich komme zu spät, viel zu spät.« Er stöhnte vor sich hin.
»Bei diesem Blutbad hättest du nichts tun können, D’Ursu Magna. Alle haben diese Schlacht verloren. Sieger war nur, wer nicht dabei gewesen ist.«
»Mein König, mein König«, klagte D’Ursu.
. »Geh ihn suchen«, drängte der Zentaur. »Wir warten hier auf dich.«
Der mächtige Bär lief in die Stadt, mit hängenden Schultern, wie unter einer schweren Last.
„Ollie, Beauty, David, Ellen und Michael warteten stumm und angespannt auf dem Steg und versuchten die Ohren vor dem Wimmern und Scharren der Beinahe-Toten ringsum zu verschließen. Eine Stunde später kam D’Ursu zurück.
»Tot. Alle tot«, heulte er.
»Vielleicht sind sie ins Innere des Waldes gegangen«, sagte Beauty.
»Beauté, mein Hauptmann«, flüsterte D’Ursu dumpf. »Was soll ich tun?«
»Mit uns kommen, alter Freund. Hier gibt es nichts mehr für dich – und wir können einen so tapferen Kämpfer gut gebrauchen.«
D’Ursu schaute sich mit trübem Blick um. Er nickte ohne Begeisterung und trat wortlos wieder in das kleine Boot. Die anderen folgten ihm rasch. Keiner wollte länger auf diesem blutgetränkten Boden weilen. Bald waren sie wieder unterwegs.
Michael entdeckte eine Nordströmung, und sie kamen bis zum Abend gut voran. Er hielt sich an der Küste, bis er kurz vor Einbruch der Dunkelheit die Mündung des Venus-Flusses erreichte. Das Boot an Land zu bringen, war nicht einfach, aber eine Reihe von Eishöhlen südlich des Deltas bot Schutz vor Wind und „Wellen. Dort machten die Wanderer das Fahrzeug fest.
Die vier Menschen trugen Wolfspelzjacken. Alle hatten Trockennahrung dabei, Feuersteine aus Drachenzähnen, Zündschwamm, Messer, Bärentatzenschuhe, Seile, ein paar Fingerfackeln von Jasmine und einen Kompass. Ollie trug das Röhrchen mit den Zellen im Gürtel. Beauty war mit einem vollen Köcher und seinem Bogen aus einer Drachenrippe ausgerüstet. D’Ursu hatte nichts als sein Leid.
So ausgerüstet, stiegen die sechs an den Eisfelsen über dem Ufer hinauf und gingen an den Ufern des erstarrten Venus-Flusses nach Nordosten, in Richtung der Feuerhöhlen unterhalb des Mount Venus.
Das ganze Gebiet lag schon im Schatten der Gletscher. Sofort, als die Reisenden landeinwärts kamen, überfiel sie eine Kälte, wie sie sie sich nicht hatten vorstellen können.
Sie marschierten mit großem Tempo stundenlang durch einen schneidenden Schneesturm und schliefen endlich in den Stunden vor der Morgendämmerung beim Licht einer einzigen Kerze in einer alten Höhle beim Südmoor. Ollie und Beauty waren erschöpft, Michael und Ellen schienen dem Zusammenbruch nahe zu sein. In ihrem ganzen Leben hatten sie Kälte oder Schnee nicht gekannt, so wenig wie wahre Entbehrungen. Nun klapperten ihre Zähne, ihre Lippen waren dünn und blau; nur ihr innerer Mut hielt sie aufrecht.
David ging es ein wenig besser, ja er schien aufzuleben, weil Michael in so schlechter Verfassung war. D’Ursu schien allen Mut verloren zu haben; er bewegte sich wie im Traum, weil die anderen es taten, und wenn sie rasteten, fiel er zusammen und blieb liegen.
Es dauerte geraume Zeit, bis sie dahinter kamen, dass sie in der Höhle nicht allein waren. Ollie merkte es als erster. Als der Wind im Freien ein wenig nachließ, hörte er die gedämpften Atemzüge in einer dunklen Ecke. Er konnte nicht gleich erkennen, was ihn beunruhigte. Es verging fast eine Stunde, bis er dahinter kam, dass die Atemzüge in der Höhle nicht nur von sechs, sondern von sieben Wesen stammten, dass sich in ihrer Gesellschaft also noch ein Unbekannter befand, jemand, den sie nicht sehen konnten.
Die drei Buchleute schliefen fest. D’Ursu, hellwach, saß an der Höhlenöffnung und starrte hinaus. Ollie stieß Beauty an und legte stumm die Hand hinters Ohr. Beauty
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