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Neue Zeit und Welt

Neue Zeit und Welt

Titel: Neue Zeit und Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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erloschen, lange bevor ihr Licht die Erde erreichte. Jasmine erfüllte namenlose Trauer bei dem Gedanken. Soviel Sinn, durch Raum und Zeit daran gehindert, von anderen empfangen zu werden. Wahllos hinausgestrahlt, undeutlich wahrgenommen, nie ganz erkannt.
    Sie waren alle miteinander Gefangene der einen Wärterin, der Zeit; im hohlen Widerhall der echolosen Nacht hörte Jasmine sie lachen.

 
Kapitel 17
     
    Worin Reisen zur Eisstadt
    unternommen und beendet werden, aber
    nicht ohne Verluste
     
    A ba flog lange an der Küste entlang nach Norden. Dieser Weg führt nicht direkt zu den Feuerhöhlen, aber Aba konnte die Küstenwinde nutzen, lange regungslos schweben, um seine Kraft für die Strapazen zu sparen, die ihm das Eis später auferlegen würde.
    Als er Ma’Gas’ erreichte, sank er tiefer und kreiste ein paar Mal, um zu sehen, was sich abspielte. Alles schien mehr oder weniger beim alten zu sein; Schiffe im Hafen, auf den Kais viele Wesen im Gedränge, Lärm, Schatten. Die Sonne kam über dem Wasser herauf, die Luft war kalt und klar. Aba nutzte einen Aufwind und flog weiter.
    Es dauerte Stunden, bis er Newport erreichte. Er kam auf den Gedanken, alte Freunde zu besuchen, wenn auch nur für kurze Zeit. Außerdem musste er ein wenig rasten und Blut zu sich nehmen, damit er die Reise fortsetzen konnte. Er verdrehte den Körper und flog im weiten Bogen hinab, der Hafenstadt entgegen, wo Jarls Truppen stationiert waren. Was er bei seiner Ankunft vorfand, raubte ihm beinahe den Atem.
    Es hatte offenbar Krieg gegeben. Ein Blutbad auf den Straußen, in der Brandung schwimmende Leichen. Tote Menschen, Bären, Satyre, Wölfe, Greife, Gorillas und Einhörner überall. Gebäude brannten. Der Sieg verbarg sich in Ruinen.
    Manche lebten noch, aber nicht mehr lange. Schakale liefen herum, riesige, aufrecht gehende Echsen aus dem Dschungel. Sie nährten sich von den Verwundeten, zerrten sie in den Regenwald, um eine Mahlzeit mehr zu haben.
    Vampire flogen von Haus zu Haus. Schwärme von ihnen stürzten sich auf jeden Menschen, der noch Lebenszeichen von sich gab, verschlangen die Unglücklichen, rauften um Überreste, kreischend und flatternd.
    Ratten nagten an den Gebeinen.
    Der Anblick entsetzte Aba. Am liebsten wäre er durch die Stadt gelaufen, um Einhalt zu gebieten, aber er wusste, dass das nutzlos gewesen wäre. Er saß viele Minuten lang in tiefer Bedrückung da und starrte aufs blutige Meer hinaus.
    Schließlich stand er auf und ging zu dem Bordell, in dem er Stammgast gewesen war.
    »Hallo!« rief er immer wieder.
    Keine Antwort. Er ging die Stufen hinunter, stieß mit dem Fuß die Tür auf und trat ein. Alles verlassen. Die Möbel zerschlagen, überall Leichen. Keine Spur von Leben. Dann, auf einmal, Geräusche.
    Aus einem anderen Zimmer, als sei ein Brett umgefallen. Dann Stille. Aba huschte wie ein Schatten von Zimmer zu Zimmer, bis er sie endlich entdeckte: zwei Menschen, hinter einem Schrank kauernd. Sie wagten nicht einmal zu atmen, als Aba herankam. ESS, Soldaten des Toten – Erweckte Seesoldaten, Poseidons Anhänger.
    »Lass uns … in Ruhe«, flüsterte einer. Der andere verlor das Bewusstsein und sank zu Boden.
    »Man findet euch und verschlingt euch bei lebendigem Leib, wenn ihr hier bleibt«, sagte Aba. »Kommt, ich fliege euch hinaus, wo ihr in Sicherheit seid.«
    Die Frau wich zurück.
    »Fort mit dir!« Ihre Stimme klang erstickt, verzweifelt.
    Aba kam näher, die Hand ausgestreckt. Die Frau riss blitzschnell ein Messer heraus und schnitt Aba in den Arm – in denselben, den Ollie verletzt hatte. Der Vampir wich zurück, erstaunt und dann zornig. Ohne zu überlegen, spreizte er die Flügel, stürzte sich auf die Frau mit dem Messer und schlug sie mit einem Hieb bewusstlos.
    Die beiden Menschen lagen übereinander auf dem Boden, beide ohnmächtig. Aba hob die Frau ebenso wie den Mann auf, nahm sie unter die Arme, ging durch den Hintereingang hinaus und flog davon.
    Er stieg hoch hinauf, um dem Gemetzel in der Stadt zu entgehen, ohne gesehen zu werden. Sehr weit kam er nicht. Nördlich von Newport braute sich ein Sturm zusammen. Die eisigen Winde zwangen ihn, eine halbe Stunde lang tief über dem Boden dahinzufliegen, und bis der Schnee fiel, hatte Aba schon aufsetzen müssen – außer Atem vom Flug in großer Höhe, geschwächt durch seine Bürde und den Blutverlust am Arm. Kalt und hungrig landete er. Er trug die bewusstlosen Menschen und wankte in ein Versteck auf der windabgewandten Seite einer

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