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Neue Zeit und Welt

Neue Zeit und Welt

Titel: Neue Zeit und Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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Bruder Lev. »Der kleine Sire erholt sich jetzt von seinen Verletzungen. Er gab mir das Röhrchen mit den Zellen und sagte mir, wo ich es hinzubringen hätte. Da bin ich.« Sie verbeugte sich.
    »Was habt ihr in Lons Behausung gemacht?« fragte Beauty.
    »Da leben wir. Ich, Herz-Sire, Lons alter Harem und ungefähr die Hälfte von Bals altem Harem. Bai war der Sire mit schlechtem Blut, der …«
    »Wie geht es Aba jetzt?« fragte Ollie, den noch immer Schuldgefühle beschlichen, wenn er an den jungen Vampir dachte. Unwillkürlich fuhr er mit der Hand über die Brust, wo der Rubin herausgerissen war. Die Wunde war verheilt, die Narbe juckte ein wenig. Er kratzte daran und verzog den Mund.
    »Oh, gut, gut«, sagte Phé strahlend. »Der Junge hat rotes Blut in den Adern. Ich soll euch jetzt mit den Waffen, die diese klugen Burschen hier erfinden, zu euren Leuten zurückfliegen. Der kleine Sire kommt nach, sobald er wieder ganz auf den Beinen ist.«
    »Dann bleibt nichts anderes mehr übrig, als zu warten, bis diese Experimente zu Ende sind.«
    »Das müssen wir wohl. Ich habe nichts dagegen. Ich habe mich gestern Nacht vollgetrunken und würde zwei Wochen lang keinen Tropfen anrühren, selbst wenn mir einer einen Bluter vor die Füße legt. Das ist die Blutswahrheit!« Sie lachte und lachte, bis es in den Eisdomen widerhallte.
    Aber lange brauchten sie nicht zu warten. Schon am nächsten Tag fanden die Gentechniker die Lösung. Es waren eigentlich drei Lösungen, in Spraydosen.
    »Es ist ein Virus«, erklärte Leeds. »Damit lässt sich ein ganz kleiner Teil der einzigartigen DNA-Helix angreifen, die wir in den Zellen des Kindes gefunden haben. Die Lösung ist hochspezifisch und wirkt nur bei Wesen, die genau über diese Anordnung von Aminosäuren verfügen. Und soviel wir wissen, ist die Kind-Königin die einzige, die sie besitzt.«
    »Was bewirkt das Spray?« fragte Ollie.
    »Er ist hochwirksam. Die Inkubationszeit dauert nur ganz kurz, dann schreitet die Erkrankung rasch zu Enzephalitis und Tod fort.«
    »Und wie führen wir ihr das zu?«
    »Die Dosen stehen unter Druck. Ihr braucht nur in ihre Richtung zu sprühen. Sie wird gleich Bescheid wissen.«
    Sie machten sich auf den Weg. Ollie verabschiedete sich von Beauty und versprach ihm, in vier oder fünf Wochen wiederzukommen, sobald Beauty gesund sei und reisen könne. Beauty nickte und wünschte ihm alles Gute. Er sah Ollie mit einem Gefühl der Vereinsamung gehen, wie er es noch nie erlebt hatte. Der Gedanke, hier in diesen Eisgewölben zurückbleiben zu müssen, gepflegt von den kaltblütigen Eis-Wesen, trieb ihm beinahe Tränen in die Augen. Soweit gekommen zu sein, dass er anderen nur noch eine Erinnerung war – beinahe unerträglich.
    »Ich wünsche uns allen Glück«, flüsterte der Zentaur. Er verspürte ein Gefühl ungeheuren Verlustes, als löse sich seine ganze Welt rings um ihn auf. Er sah alles – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – durch eine dunkle Linse, die die Dinge verkleinerte, hörte die Stimmen seiner Erinnerungen und Träume als verklingende Echos in einer Dämmerung. Er griff nach Ollie und presste den Jungen an sich – den Boten von Beautys guten Wünschen, den Übermittler liebevollster Gedanken an alle, die er vermisste.
    Phé nahm Ollie unter den Arm, als sei er Papier, schob sich die Spraydosen in den Gürtel, trat hinaus auf das schneebedeckte Eisplateau über der Stadt und rief: »Jetzt halt dich fest, Kleiner! Das wird ein Nonstop-Flug!«
    Damit schwang sie sich in die Luft.

 
Kapitel 18
     
    Reisen in die Dunkelheit
     
    A m Morgen, nachdem Ollie und die anderen das Lager verlassen hatten, um die Zellkulturen der Kind-Königin zu den Feuerhöhlen zu bringen, wurde Josh von einer inneren Stimme geweckt.
    Vater, komm.
    Er ging zur Stadt ohne Namen. Es gab kein Tor mehr. Die hohen Wälle an der Außenseite waren zum größten Teil weggeschmolzen, zusammengesunken zu einer grauen, amorphen Masse rings um die Stadt.
    Es war keine Stadt mehr. Häuser brannten, auf den Straßen lagen Schutt und Asche. Wesen liefen ziellos umher, weinend, fauchend, halbirren Blicks. Ein Wall braunen Nebels stand drohend über dem Fluss. Joshua überquerte die schwankende Seufzerbrücke und betrat die Festung.
    Im Hauptgang herrschte ein Schneesturm, im Treppenhaus hagelte und regnete es. Im zweiten Stockwerk war alles still. Er eilte zum Gemach.
    Wieder hatte sie sich verändert. Ihre Arme waren von einem prächtigen Federkleid umgeben, sie schien

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