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Neue Zeit und Welt

Neue Zeit und Welt

Titel: Neue Zeit und Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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Vampire, die sich immer noch nicht bewegten, und kippten sie samt den Ketten ins Wasser, wo sie spurlos versanken.
    Gebannt beobachtete Beauty dies alles geraume Zeit. Der Nachmittag schritt jedoch fort, und Beauty hatte eigene Aufgaben zu erledigen. Er wunderte sich kurz über die Vielfalt tierischen Lebens und seine Bedeutung, aber begreifen konnte er nichts. Ohne weiteres Zögern machte er sich auf den Weg, um ein kleines Boot zu mieten.
    Es gab keine. Die Ankunft der ›Tai-Phung‹ war, wie sich herausstellte, ein solches Großereignis, dass kein einziger Bootsbesitzer bereit war, auf das Schauspiel zu verzichten. Einfach jeder wollte zur Stelle sein, um von den Schätzen des geflügelten Segelschiffes etwas zu erwerben. Man war nicht nur nicht bereit, die Stadt zu verlassen, um Beauty zu seinem Ziel zu bringen, man wollte sogar die Boote überhaupt nicht vermieten, weil man fürchtete, damit auf das Mittel zu verzichten, mit dem an kostbaren und exotischen Gütern abtransportiert werden konnte, was geboten wurde. Der Zentaur war zunächst enttäuscht, dann zornig. Er schlief, nachdem er endlich zu der Erkenntnis gekommen war, dass sie zu Fuß die Stadt ohne Namen würden erreichen müssen, auf dem Kai ein, während die Wellen vom großen Schiff aus dem Westen sich im Hafenbecken ausbreiteten.
     
    Er erwachte, als es dunkelte, und wurde Zeuge großen Aufruhrs. Er blickte zum Wasser hinunter und sah ein mittelgroßes Boot eben vom Pier ablegen. Darin hielten vier elchköpfige Matrosen der ›Tai-Phung‹ einen wild um sich schlagenden Gefangenen mit Händen und Geweihen fest. Beauty rieb sich die Augen und glotzte fassungslos hinunter: Der wütende Gefangene war ein Vampir und sah überdies Aba sehr ähnlich.
    Beauty lief zum Rand des Stegs und schrie: »Aba!« Der Vampir im Boot warf sich herum und brüllte: »Beauty!« Es war sinnlos. Die Matrosen hielten ihn fest. Beauty starrte zur ›Tai-Phung‹ hinüber. Andere Vampire wurden bereits an die Masten gekettet – an den freien Stellen, wo man vorher die Sterbenden losgemacht und in den Hafen geworfen hatte. Diejenigen, die man jetzt anschlug, kreischten und wehrten sich und stießen den Ultraschallschrei der Vampire in Not aus. Nutzlos. Ihre Flügel wurden straff gespreizt und an die Dwarsbäume angenagelt.
    Beautys Kopf wurde rasch klar. Er schaute hinunter zum Boot – zu spät, denn es fuhr um das Heck herum und verschwand. Der Zentaur war vor Wut und Angst außer sich. Einige Minuten lang verlor er das innere Gleichgewicht völlig, versuchte sich auf das ganze Schiff zugleich zu konzentrieren, ungewiss, ob er hinausschwimmen, brennende Pfeile hinüberschießen oder Hilfe herbeiholen sollte. Dann sah er Aba wieder, und in Sekundenschnelle wurde er ruhig, fand sein Gleichgewicht wieder. Er wusste jetzt, was er zu tun hatte.
    Neben jedem Mast waren Gerüste errichtet worden. Die elchköpfigen Matrosen kletterten dort hinauf, hielten den geschwächten Aba fest und trugen ihn zur Spitze des zweiten Mastes. Beauty zog ganz ruhig einen Pfeil aus seinem Köcher und setzte ihn in seinem Bogen an die Sehne.
    In jedem Fall war das ein sensationell gewagter Schuss – von Beautys Platz am Boden bis zur Mastspitze waren es mehr als hundert Meter Entfernung. Dazu musste man noch die einsetzende Dunkelheit nehmen, das wilde Durcheinander der verschwommenen Gestalten. Ein nahezu aussichtsloser Schuss. Aber Beauty war ein Bogenschütze von besonderen Graden.
    Er zog die gespannte Sehne zurück, zielte nur kurz, ließ den Pfeil fliegen, zog einen zweiten heraus und setzte ihn ein, während der erste noch in der Luft war. Der erste Pfeil verfehlte um einen halben Meter sowohl in der Höhe als auch seitwärts, flog in die Nacht hinaus, der zweite traf einen Elchmatrosen in der Achsel, der dritte einen im Hals, der vierte streifte Abas Arm, der fünfte traf den Mast, der sechste den nächsten Matrosen am Oberschenkel. Die drei getroffenen Matrosen stürzten dreißig Meter tief aufs Deck hinab, der vierte sprang ins Hafenwasser. Aba stand am Ende tief betroffen, aber unverletzt auf der obersten Planke neben der Mastspitze.
    Überall wurde Geschrei laut, man hörte Laufen und Poltern, auf dem Schiff wie an Land. Beauty wurde von hinten angegriffen, zweimal herumgerissen und von vielen Händen zu Boden gestoßen. Er warf jemanden ins Wasser, aber andere hieben wild auf seinen Kopf und Körper ein, und er fühlte, wie er zusammensank. Plötzlich rauschte es dunkel, Aba war zur

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