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Neue Zeit und Welt

Neue Zeit und Welt

Titel: Neue Zeit und Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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Stelle. Er tötete rasch zwei der Angreifer, riss ihre Hälse mit den Krallen auf. Beauty verwundete einen dritten tödlich, indem er einen seiner Pfeile durch das Ohr des Untieres stieß. Eine Python mischte sich ein, wand sich an Abas Arm hinauf, verdrehte ihn und renkte ihm die Schulter aus. Aba stöhnte vor Schmerzen. Drei Affen stürzten heran, dann eine Bootsladung Elchmänner. Bald verloren Aba und Beauty das Bewusstsein, von Fäusten und Knüppeln niedergedroschen.
    Sie fuhren auf dem Vordeck der ›Tai-Phung‹ hoch, als man sie mit kaltem Wasser überschüttete. Zornige Gesichter umringten sie. Jemand trat Beauty in den Bauch. Er erbrach sich.
    Die achtarmige Shiwa sagte: »Sun ju, tao li tsch’jeng no loo. Tschao rama no ling si.«
    Der Riesenpapagei blickte auf die an Deck liegenden Gefangenen und übersetzte die Worte der Shiwa.
    »Sie sagen, ihr sehr unklug. Sie sagen, morgen Mittag sie an euch für die ganze Stadt ein Exempel statuieren.«
    »Oan liao tschi’i sung lo«, fügte die Shiwa hinzu.
    Der Papagei warf erneut den Kopf zurück.
    »Sie sagen, euch dann sehr leid tun.« Und er krächzte fröhlich: »Krrrah!«
    Fette, fußlange Glühwürmer lagen überall an Deck, wanden sich und verbreiteten weißliches Licht. Beauty starrte im Lichtschein auf die Gesichter, die ihn umringten, und sah Höllenfratzen. Er wurde zusammen mit Aba in den Frachtraum gezerrt, brutal verschnürt und in einen kleinen Raum geworfen. Sie saßen Rücken an Rücken in zentimeterhohem Wasser. Zwei der großen, schneckenartigen Glühwürmer ringelten sich in einer Ecke. Aus einem quoll milchiger Stoff und trübte das Wasser an diesem Ende des Raumes.
    Aba beugte sich vor und starrte durch eine Ritze in der Wand, der er gegenübersaß. Im Nebenraum befanden sich an die hundert hagere, nackte Menschen, die kauerten, schliefen, glotzten, ihre Handgelenke waren zerschnitten, blauverfärbt und blutig: Nahrungsnachschub für die an die Masten geketteten Vampirsklaven. Aba fauchte.
    Er lehnte sich zurück, versuchte seine Fesseln zu lösen und ächzte vor Schmerzen; seine Schulter war noch immer ausgerenkt.
    »Tut es sehr weh?« fragte Beauty.
    Aba schloss die Augen und seufzte:
    »Im Hotel hat man mich betäubt – die Hausmeisterin, nehme ich an. Es war im Wein.«
    »Und dann?«
    »Und als ich aufwachte, hatten sie sich schon auf mich gestürzt. Dann hast du mich gerettet und ich dich nicht.« Er versuchte, die Schmerzen im Arm nicht zu beachten.
    »Irgendwie muss man aus diesem verfluchten Schiff doch herauskommen.« Beauty bäumte sich auf, aber die Stricke schnitten in Arm- und Fußgelenke. Die Glühwürmer verbreiteten einen sonderbaren Geruch.
    »Es muss einen Grund dafür geben«, murmelte Aba. »Wenn nur der Grund klar wäre …«
    »Klar ist, dass es keinen vernünftigen Grund geben kann …« Beauty schüttelte den Kopf.
    »Aber wir können nicht einfach aufgeben …«
    »Wenn man nichts tun kann, darf man nichts tun«, sagte Beauty lächelnd. Er zitierte Jasmines Worte. Einen Augenblick lang schien ihm die innere Kontrolle wieder zu entgleiten, dann hatte er sich gefasst.
    »Es gibt viel zu tun«, flüsterte Aba. Er rollte sich unter großen Schmerzen herum und stieß eine Kiste vom Stapel. Sie stürzte klatschend ins Wasser und platzte auf. Der Inhalt ergoss sich in das seichte Wasser: Glühwürmer, ein Dutzend, gut einen halben Meter lang, aufgedunsen, durcheinander wimmelnd.
    Beauty würgte, aber Aba begann zu lachen. Er lachte immer heftiger, bis er vor Schmerzen beinahe schluchzte, doch das Lachen hörte nicht auf, bis auch Beauty zu lachen anfing und ebenfalls nicht mehr aufhören konnte. Schließlich verstummten sie ächzend. Dann begann Aba zu singen, mit tiefer, dröhnender Stimme. Er sang alte Vampirlieder.
     
    Oh, ich lieb’ sie,
    Bloody Mary,
    rubinrote Lippen,
    wie Sherry zu kippen;
    der Puls an meinem bebend Mund,
    so trink ich dich zu dieser Stund,
    so köstlich und berauschend.
     
    und:
     
    Die Haut der Geliebten ist weiß, so weiß,
    blau schimmern die Adern darin,
    doch schlaf nun, mein Lieb,
    ich lieb’ dich so heiß,
    leg kalt du und starr dich mir hin,
    leg kalt du und starr dich mir hin.
     
    Das letzte Lied sang er immer wieder, bis Beauty einfiel und sich als Begleitstimme um die Melodie rankte. Auf der anderen Wandseite regte es sich. Aba konnte sehen, dass die Menschensklaven sich um das Guckloch drängten, sie beobachteten und zuhörten.
    Plötzlich ertönte ein lautes Krachen, und Teile

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