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Neue Zeit und Welt

Neue Zeit und Welt

Titel: Neue Zeit und Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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Generatoren, die ihre Energie von den Meeresströmungen ringsum beziehen. Mit diesen Maschinen entziehen wir der See Sauerstoff zum Atmen und Salz, damit wir das Wasser trinken können. Und Licht und Wärme usw.
    Wir sind hinuntergegangen, um dem Wahnsinn der Welt an der Oberfläche zu entfliehen. Aber in dieser Beziehung gab es keine Flucht. Wie unsere namensgleiche Insel vor uns sind wir untergegangen.
    Nur ich allein bin noch da. Ich bin die Stadt.
    Die Einzelheiten sind nicht von Wichtigkeit. Muster können nichts von sich lernen, und wir sind nichts als Schnörkel im Muster. Aber trotzdem versuche ich meinen tiefsten Glauben zu bestreiten – denn wenn du herkommst, um zu erfahren, was uns zugestoßen ist – wenn das dein Zweck im Muster ist –, dann sage ich zu dir nur dies eine: Ich werde nicht reden! Aber noch während ich das schreibe, weiß ich, dass es nicht mir gebührt, das Muster zu erkennen, und vielleicht ist, was mich anregt, eben das, was ich verfluchen wollte, und sollte ich das wahre Muster schauen, würde ich sehen, dass meine Rolle verlangt, nicht zu schweigen. Aber ich bin es müde.
    Das Fahrzeug, mit dem du zurückgekommen bist, ging bei einer Expedition vor über einem Jahrhundert verloren. Unsere Schleusen waren darauf programmiert, es wieder hereinzulassen, und werden das immer tun. Ich habe dich mühelos wiederbelebt, weil wir in der Medizin fortgeschritten waren. Es dauerte nur ein paar Tage, deine Brüche elektromagnetisch zu heilen.
    Die Stadt gehört dir jetzt ebenso wie mir. Versuche aber nicht, mich zu finden, denn ich werde dich meiden – und gegen dich vorgehen, wenn du mich in dieser Frage bedrängst. Denn ich schätze die Gesellschaft der Menschen so wenig wie Rede oder Hilfe.
    Im Unterseeboot befindet sich ein Handbuch, und zwar in der Tauchschleuse. Wenn du lesen kannst, wirst du lernen, mit dem Fahrzeug umzugehen und auch die Schleusen zu öffnen, um die Stadt zu verlassen. Wenn es mit dem Lesen anders bei dir steht, hat das Erwähnte ohnehin alles keine Bedeutung.
    Du sollst auch wissen, dass ich euch mit dem Hammer des Ozeans in der Schleuse alle töte, wenn du fortgehst und später mit anderen hierher zurückzukommen versuchst.
    Ich werde auch nichts sagen!
    Ich heiße dich ohne Freude oder Groll willkommen, denn wir sind nur Linien im Muster.
    Mein Name hat nichts zu besagen.
     
    Josh las das ungewöhnliche Dokument zweimal durch. Dann machte er sich auf, die Stadt zu erkunden.
     
    Es war eine glasartige Kuppel, im Durchmesser ungefähr eine Meile groß. Vielstöckig erhoben sich Glasgebäude, funkelnd im Licht von tausend leuchtenden Lampen, die in den herandrängenden Ozean einen dunstigen Lichtschein warfen. Eine Stadt voller Paläste, atemberaubend und prachtvoll. Und keine lebende Seele zu sehen.
    Aber überall, wo Josh hinkam, lagen Gebeine verstreut. Schädel, Wirbel, Handwurzelknochen dichtgedrängt. Manchmal ganze Skelette in Einzelstücken, manche, die sich umschlungen hielten, ob im Kampf oder in der Ekstase, war nicht zu erkennen; manche allein.
    Josh stieß auf sie in den Straßen, in den Häusern, in Versammlungshallen; im Garten. Ein ganzer Teil der Stadt war ein Garten – überwuchert jetzt, wildes Gewirr von Unkraut und Früchten unter dem ungetrübten Schein besonderer Violettlampen, die von einer unaufhörlich strömenden Quelle genährt waren. Josh pflückte Früchte und aß. Sie schmeckten gut. Aber auch hier lagen Gebeine, halb verborgen, halb lächelnd.
    Er erreichte endlich die Tauchschleusen und fand dort das Glasboot, in das Kshro ihn hineingeschoben hatte. Er fragte sich, wo Kshro und ihr Volk sein mochten. Er hoffte, sie eines Tages wieder zu sehen.
    Im Schiff befand sich, wie es in der Mitteilung geheißen hatte, das Handbuch. Aber es war so voll gestopft mit ›Antriebsdynamik‹ und ›Trimmung‹ und zahllosen anderen verwirrenden Wörtern, dass Josh wenig damit anfangen konnte. Voll dumpfer Bedrückung begann er daran zu zweifeln, dass er jemals seine Freunde oder die Sonne wieder sehen würde. In dieser düsteren Stimmung schlief er ein.
    Bei seinen Erkundungsgängen am nächsten Tag machte er aber eine wundersame Entdeckung: die Bibliothek. Hier gab es mehr Bücher, als er an einem Ort je für möglich gehalten hätte – aber darunter das magischste von allen, ein Wörterbuch. Unfaßbarerweise war es ein Buch aller bekannten Wörter, ihrer Bedeutung und Anwendung. Er weinte, als er es in der Hand hielt; seine Tränen fielen auf die

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