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Neue Zeit und Welt

Neue Zeit und Welt

Titel: Neue Zeit und Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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der Zeit.
     
    Beauty erwachte, als die aufgehende Sonne ihm in die Augen schien. Isis leckte ihm das Gesicht ab.
    »Guten Morgen, Kätzchen. Und wie geht es uns heute?«
    »Ollie hierrr.«
    Beauty fuhr blinzelnd hoch.
    »Was sagst du? Ollie ist hier? In der Festung?«
    Die Katze nickte.
    »Seit wann?« fuhr der Zentaur sie an. »Weißt du, wo er ist?« Ollie war hier, weil Josh hier war – anders konnte es nicht sein.
    »Gestern Nacht errrwischt beim Einschleichen. Harrrt getrrroffen.«
    Beauty beugte sich vor.
    »Wo ist er jetzt, Isis? Wo hält man ihn fest?«
    Sie zog die Schultern hoch.
    »Joshua noch nicht hierrr.«
    Sie rieb den Kopf an seinem Bart. Er kraulte ihren Hals, aber seine Gedanken waren nicht bei ihr. Er überlegte, was Ollie hier machte und wie sie ihn befreien konnten, falls er wirklich gefangen genommen worden war.
    Plötzlich kam Aba durch die Verbindungstür.
    »Wir haben Glück«, sagte er lächelnd. »Heute lassen sie uns gehen.«
    Beauty sah ihn an.
    »Wir müssen bleiben«, sagte er gepresst und starrte an dem jungen Vampir vorbei, in eine ungewisse Zukunft.
     
    Jasmine saß auf dem Steinboden der Höhle, umringt von einigen Buchleuten und vielen Angestöpselten. Schwarzwind lag neben ihr, im Sterben.
    Ein von oben geschleuderter Glasbehälter war zerschellt und hatte ihm, kurz bevor er den Schacht verlassen konnte, den Bauch aufgeschlitzt. Die Blutung wollte nicht aufhören. Bis Jasmine ihn ins Lager zurückgebracht hatte, war der Blutverlust zu groß gewesen, seine Lebenskraft verbraucht.
    Jasmine brachte ihre Geschichte zu Ende, nachdem sie geschildert hatte, was sie erreicht und was sie verloren hatten. Die anderen hörten stumm und gebannt zu, die Finger zum Anschlusszeichen verschlungen, als sie verstummte. Es blieb lange Minuten still, während man verarbeitete, was sie mitzuteilen gehabt hatte. Schließlich schüttelte Kerzenflamm betrübt den Kopf.
    »So viel Leiden. Sternekern tot, Schwarzwind stirbt vor unseren Augen. War es das alles wert? Was können wir dafür vorweisen?«
    Jasmine, noch halb betäubt von der Anstrengung und den Schmerzen, starrte in das wärmende Feuer. Diese Leute hier schienen keine Tatkraft zu besitzen, oder aber es standen zu viele Willenskräfte im Widerstreit, so dass jedes Handeln durch Unentschlossenheit vereitelt wurde. Die Höhlen.
    Langsam öffnete sie ihre Bauchklappe, griff hinein und holte die Stecker und Kabel heraus, die sie aus dem Labor mitgenommen hatte.
    »Das schon einmal.«
    Die Angestöpselten hielten den Atem an. Kerzenflamm griff nach den Anschlüssen, als seien sie heilige Gegenstände. Er untersuchte sie, streichelte sie, starrte sie unter Tränen an.
    Schwarzwind spürte etwas davon und öffnete mit großer Mühe die Augen. Als er die Kabel in Kerzenflamms Hand sah, streckte er zitternd die Hand aus.
    »Schließt mich an«, flüsterte er und sank zurück.
    Kerzenflamm suchte in dem Gewirr und fand ein Kabel mit Steckern an beiden Enden, die über die richtige Polzahl verfügten. Sanft hob er Schwarzwinds Kopf und schob einen Stecker in die Fassung an seinem Hinterkopf. Dann legte er sich zu Schwarzwind und schloss das andere Ende des Kabels an seinen Kopf an. Viele Minuten lang lagen sie nebeneinander, ohne von der Umwelt etwas wahrzunehmen, atmeten kaum, umgeben von der ehrfürchtigen Menge. Dann seufzte Schwarzwind plötzlich, Kerzenflamm öffnete den Mund zu einer Grimasse der Qual oder auch der Ekstase, und es war vorbei.
    Kerzenflamm setzte sich auf und zog den Stecker aus seinem Hinterkopf. »Es ist gut«, sagte er zu der Gruppe. »Er ist tot.«
    Rose setzte sich zu Jasmine und legte die Arme um die Neurofrau.
    »Wir müssen darüber nachdenken«, sagte sie. »Aber ich bin froh, dass dir nichts zugestoßen ist.«
    Sie fühlte sich Jasmine wieder tief verbunden. Zum Teil lag es daran, dass Jasmine nun ihre letzte Verbindung zur Vergangenheit war, an die sie sich so selig erinnerte wie an eine Kindheit vor dem Verlust der Unschuld; zum Teil hing es damit zusammen, dass sie wusste, wie sehr Jasmine sich bemühte, ihre missliche Lage als Angestöpselte zu verstehen. Die Neurofrau unternahm den Versuch, die Hand über den Abgrund hinweg auszustrecken, der sich zwischen ihnen aufgetan hatte. Die Kluft war schon zu groß, aber Rose empfand tiefe Dankbarkeit.
    Sie drückte Jasmine an sich und flüsterte: »Verzeih mir.«
    Wieder erkannte Jasmine die Qual und Verwirrung in ihrer alten Freundin, aber sie hatte in der letzten Zeit so

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