Neue Zeit und Welt
viel gegeben, dass im Augenblick nichts mehr übrig war. Sie ließ sich umarmen und nickte müde. Endlich stand sie auf.
»Ich gehe jetzt auf die andere Seite und sage es den Büchern.« Sie ging zu den wenigen Buchleuten, die sich eingefunden hatten. »Kommt«, sagte sie.
Rose begleitete sie zum Ausgang.
»Wir haben jetzt Kabel«, sagte sie weinend. »Du hast uns Kabel gebracht.«
»Aber Ollie ist wieder gefangen, und Josh war nirgends zu finden. Ich glaube, das war ein schlechter Tausch.«
»Du glaubst, das wird gehen?« knurrte D’Ursu.
»Ja«, sagte Beauty mit größerer Überzeugung, als er sie wirklich empfand. Er sah Aba an. »Ich bin nicht erbaut davon, deine Freundschaft mit diesem Vampir zu nutzen.«
Aba winkte ab.
»Es ist ein seltenes Vorrecht, das Leben eines Menschen zu retten.«
Beauty entblößte vor dem Vampir den Hals. Aba verbeugte sich tief.
»Ich würde hundert Menschen retten, wenn ich nur aus dieser verfluchten Stadt fort könnte«, fauchte D’Ursu.
Aba lächelte nervös und ging hinaus, um sich auf den Weg zu Osis Suite zu machen.
»Sag Sire Osi, es sei Sire Aba«, sagte Aba an der Tür.
Der alte Diener ließ ihn eintreten.
»Ja, Sire. Bei meinem Blut, er wird sich freuen.«
Aba trat ein. Der alte Mann schloss die Tür.
»Folgt mir, bitte, Sire.«
Aba ging mit ihm ins Arbeitszimmer und setzte sich, während der Alte sich anschickte, seinen Herrn zu holen. Das Gemälde auf der Staffelei war nun fast fertig. Die Qual auf dem Gesicht der weinenden Frau war beinahe mit Händen zu greifen, das Blut am Hals des Sterbenden schien wirklich zu strömen, der Schatten des Vampirflügels schien sich zu regen. Osi kam herein. Er schlürfte eine Bloody Mary.
»Guten Morgen, Sire Aba. Kann ich Euch etwas anbieten?«
»Danke, Osi-Sire, nein. Ich habe eben erfahren, dass wir in einer Stunde fort müssen. Ohne Audienz.«
»Das habe ich gehört.«
»Ich möchte … Lebewohl sagen. Euch persönlich.«
»Unsere Gespräche haben mir sehr viel gegeben. Es ist schmerzlich für mich, Euch gehen zu sehen. Diese Neuromenschen sind blutleere Gesellschaft.«
»Aber wir werden einander wieder sehen, wir …«
»Lügt mich nicht an.«
»Hoffnung ist keine Lüge.«
»Hoffnung ist eine Lüge der Leidenschaft. Und das Schlimmste daran ist, dass sie manchmal wahr wird.«
»Dann denkt an mich als den leidenschaftlichen Lügner, der ich bin«, sagte Aba mit versteckter Warnung.
»So geht guten Blutes, Freund«, sagte Osi.
Einige Augenblicke lang herrschte betretenes Schweigen, bis Aba seine Stimme wieder fand und aussprechen konnte, wozu er hergekommen war.
»Bevor ich gehe, Sir Osi, möchte ich um einen Gefallen bitten. Ich möchte jemand aus Eurem Harem kaufen – ein Mädchen – als Geschenk für meinen jüngsten Haremsknaben. Zu seinem Geburtstag.«
Osis violette Augen schienen aufzuflammen.
»Kaufen, sagt Ihr? So wollt Ihr mich beleidigen? Ihr nennt mich Freund und bietet mir Bezahlung an für so ein …«
Aba lachte.
»Soie gentil, beruhigt Euch, Sire, und schenkt mir das Mädel.«
Osi verbeugte sich.
»Das kommt der Sache schon näher. Ein Geschenk also, zwischen Freunden. An wen habt Ihr gedacht?«
»Nun, es ist ein junger Sklave, er wird diesen Sommer fünfzehn Jahre alt, so dass die Frau, die ich ihm bringe, erfahren genug sein sollte, um ihn zu erziehen, aber nicht zu alt, um an kindlichen Spielen teilzunehmen. Sagen wir, dreißig Jahre.«
»Ich habe mehrere davon«, erwiderte Osi mit einem Nicken. »Welche Farbe?«
»Nun, sein Haar ist dunkel und seine Haut hell, wenn auch von der Sonne gebräunt. In seine Brust habe ich einen Riesenrubin einnähen lassen. Das ist sein Stolz. Vielleicht habt Ihr jemanden mit rötlicher Färbung, als Ergänzung zu dem Edelstein.«
»Ja«, sagte Osi. Er zögerte auf einmal, wirkte nachdenklich und wachsam.
Aba sprach weiter, halb zu sich selbst.
»Ollie heißt er, er ist der temperamentvollste Junge, den ich je hatte. Und hängt sehr an mir. An dem Tag, als ich ging, sagte er sogar, er werde mich suchen, wenn ich zu seinem Geburtstag nicht rechtzeitig zurückkäme. Frech, nicht wahr, aber er weiß, wie sehr ich ihn mag. Ich habe ihm so vieles durchgehen lassen – ich glaube sogar, er ist nicht immer ganz bei Trost, jedenfalls lässt er sich manchmal sehr gehen – und wenn Ihr jemanden finden könntet, der hier und da strenger zu ihm wäre, der ihn ein bisschen zügeln könnte …«
Osi hob die Hand und kratzte sich am Kinn.
»Ich
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