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Neues Glück für Gisela

Neues Glück für Gisela

Titel: Neues Glück für Gisela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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beziehungsweise bewußtlos und erschrocken waren, das wolltest du wohl sagen? Aber geschehen ist geschehen, Willi, und das kannst du nun nicht mehr zurücknehmen. Hast du denn so viel dagegen, mit mir per du zu sein?“
    Er sah sie lange an. Seine Augen waren ernst, aber ein kleines Lächeln saß doch in den Mundwinkeln. „Etwas dagegen! Herrgott, Gisela, wie kannst du nur so etwas fragen?“
    „Wie geht es Rolf?“
    „Das hast du schon früher gefragt. Er ist physisch völlig intakt, aber seelisch ganz aufgewühlt. Er brennt darauf, zu dir hereinzukommen.“
    „Ja, aber Lieber, dann laß ihn doch kommen.“ Dann hörte man die ungleichen, humpelnden Schritte, und dann stand Rolf in der Tür, kleiner und blasser als je zuvor. Er ging zögernd und vorsichtig zu Giselas Bett, suchte ihre Hand, fand bloß die weißen „Pfoten“, legte seine Hand behutsam auf den Verband und richtete seine Augen auf ihr Gesicht.
    „Ich… möchte bloß…“ Da brach seine Stimme. Er versuchte die Tränen zurückzuhalten, mußte aber den Versuch aufgeben. Da legte Willi den Arm um seine Schultern. „Weine nur, Rolf, das ist nicht die Spur unmännlich.“ Dann strömten Rolfs Tränen, und der magere kleine Körper zitterte.
    Es war Gisela, die ihn schließlich beruhigte. „Weißt du, Rolf“ sagte sie mit gleichmäßiger, ruhiger Stimme, „jetzt kannst du aber sehr froh sein, daß ich verbundene Pfoten habe. Hätte ich nur einen Arm frei gehabt, ich fürchte, ich hätte dir übers Haar gestreichelt!“
    Rolf lächelte durch seine Tränen. Seine Augen fanden die Giselas, und mit einem Male verstanden sie einander besser als jemals zuvor: Rolf beugte sich über das Bett, und Gisela legte einen Arm um seinen Hals.
    Hätte jemand vor zwei Monaten Gisela erzählt, daß von allen Menschen ausgerechnet Rolf seine Wange an ihre Wange schmiegen würde, daß Rolf ihr einen ungeschickten kleinen Kuß auf die Stirn drücken würde, da, wo der Verband ein Fleckchen frei ließ – da hätte sie vermutlich geantwortet, da müßte schon der Gründonnerstag auf den Karfreitag fallen und sie persönlich ein neues Mondraketenmodell erfinden.
    „Mein Junge“, flüsterte Gisela.
    Sie flüsterte es ganz still und direkt in Rolfs Ohr. Niemand sonst konnte es hören, nicht einmal Willi. Und das sollte auch niemand sonst hören.
    Es wurde Abend, und es war Rolf, der Gisela das Tablett mit Milch und Butterbroten brachte.
    „Rolf“, sagte Gisela und blickte ihn streng an, „das ist Schwindel. Heute ist Mittwoch, also Grützetag. Was sollen diese Butterbrote bedeuten?“
    „Das war Willi, der es so angeordnet hat“, verteidigte sich Rolf.
    „Das ist Krankenkost“, sagte Willi, der gerade zur Tür hereintrat. „Persönliche Anordnung vom Boß. Übrigens kommt dieser Boß hiermit, um dich zu füttern, denn deine Pfoten eignen sich wohl nicht gut dazu, Butterbrote zu halten.“
    „Da ist noch etwas anderes, wozu sie sich nicht eignen“, sagte Gisela kläglich. „Weißt du, Willi, ich muß dich tatsächlich bitten, mir die Nase zu putzen.“
    Nie hatte Gisela es sich träumen lassen, daß es so wunderbar sein konnte, vollständig hilflos zu sein. Es war so wunderbar, wie Willi ihr die Bissen in den Mund steckte, wie er seinen Arm unter ihren Nacken schob und sie aufrichtete, wenn sie einen Schluck aus dem Milchglas nehmen sollte. Und es war schön, wenn er ihr den Mund abwischte wie einem kleinen Kind.
    „Wann hast du gedacht, mich heimzuschicken?“ fragte sie.
    „Heim? Bei dir piept es wohl! Du darfst nach Hause, wenn du deine Hände brauchen und auf den Beinen stehen kannst, mein Mädchen, und wenn du nicht länger in allen Farben schillerst wie ein Regenbogen.“
    „Wie lange kann das noch dauern?“ fragte Gisela. Willi lächelte ihr zu.
    „Ich fürchte, noch sehr lange“, antwortete er. „Sehr lange. Man muß mit genähten Wunden vorsichtig sein, und solche blauen und grünen Flecke dauern lange, bis sie verschwinden.“
    „Ja, aber der Doktor sagte doch…“
    „Was der Doktor sagte, interessiert mich nicht“, antwortete Willi. „Wenn er etwas anderes meint als ich, dann beweist dies bloß, daß er ein hartgesottener, hartherziger, verständnisloser alter Brummbär ist, der nie hätte Arzt werden sollen. Hier bist du und hier bleibst du, bis du gesund bist.“
    „Aber, Willi, das ist viel zuviel…“
    „Was du nicht sagst! Was würdest du denn sagen, wenn ich hier stehen und mich geniert winden würde und etwas von ,viel

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