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Neues Glück für Gisela

Neues Glück für Gisela

Titel: Neues Glück für Gisela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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zuviel’ stotterte, weil du Rolfs Leben gerettet hast?“
    „Aber, Willi, ich kann doch ins Krankenhaus gehen…“ Da schlug Willi mit der Faust auf den Nachttisch, daß das Glas klirrte.
    „Jetzt bist du aber still mit dem Unsinn, du redest ja im Fieber. Von wegen Krankenhaus! Wenn du hier ein eigenes Zimmer hast mit feinen Bettüchern - hast du gesehen, daß ein großes S daraufgestickt ist? – und einen eigenen Krankenpfleger und Krankenschwester und achtundzwanzig Laufjungen, die auf den kleinsten Wink deiner weißen Pfoten rennen – so gut kannst du es doch nie in einem Krankenhaus haben. Nein, hier bist du, und hier bleibst du.“ Seine Stimme sank plötzlich zu einem warmen, sanften Flüstern: „Liebe Gisela, hier gehörst du doch her!“

Giselas Bademantel
     
    Gisela bettelte und drängte so lange, bis Schwester Ruth, die Kinderpflegerin, schließlich zögernd den Verband von der linken Hand entfernte und einen neuen anlegte, der die Finger frei ließ. Gisela genoß es, selbst ihre Nase putzen und allein essen zu können. Nun wünschte sie sich nur noch brennend eine Zahnbürste und andere Toilettensachen.
    Vielleicht war Rolf ein Gedankenleser. Denn als es kurz vor acht am Morgen zaghaft an ihre Tür klopfte, war er es.
    „Ich wollte nur fragen, ob ich etwas für Sie aus der Stadt holen soll?“ Gisela lächelte ihm zu. „Zunächst einmal finde ich, wir könnten es beim Du belassen, Rolf,“ sagte sie mit einem kleinen Augenzwinkern. Dann erriet sie seine Gedanken und setzte fort: „Das heißt, in der Schule kann es ja so bleiben wie vorher, wenn du das vorziehst. - Ja, Rolf, ich bin dir riesig dankbar, wenn du mir ein paar Sachen holen willst. Der Wohnungsschlüssel liegt in meiner Jackentasche, und du weißt wohl, wo ich wohne?“
    Rolf wußte es. So diktierte ihm Gisela einen Besorgungszettel und erklärte, wo er einen kleinen Koffer finden könnte, um die Sachen hineinzutun.
    „Grüße alle in der Schule, Rolf, und wenn jemand nach mir fragt, so sage, daß ich in ein paar Tagen wiederkomme.“
    „Es fragt sich, ob Willi das erlaubt, das mit dem baldigen Wiederkommen“, sagte Rolf. Ein schelmischer Ausdruck war in seinem kleinen, blassen Gesicht, als er glücklich Abschied nahm und zum Bus humpelte, mit dem Zettel und dem Schlüssel in der Tasche.
    Gisela lag im Bett und merkte, wie das Haus allmählich erwachte. Sie spürte den Rhythmus der Maschinerie des Heimes. Sie hörte den Frühstücksgong, hörte das Trampeln und Scharren vieler, vieler Bubenfüße, hörte Türen schlagen, hörte muntere Stimmen. Nach einer Weile drang Klirren vom Abwaschen in der Küche an ihr Ohr.
    Schwester Ruth hatte sie nun versorgt und gewaschen und ihr Bett gerichtet. Sie war geschickt und praktisch, Schwester Ruth. Sie arbeitete flink, und das war auch nötig, denn sie trug allein die Verantwortung für die Kleinkinder.
    „Und nun haben Sie auch noch ein großes Baby zu pflegen“, sagte Gisela, „noch dazu ein so hilfloses!“
    „Aber das schreit wenigstens nicht“, lachte Schwester Ruth, „Sie sind ein braves Baby, Fräulein Ryssel.“
    Schwester Ruth mußte dann weg zu ihren Pflichten. Gisela blieb allein. Aber nicht lange. Sie lauschte. Ja, es waren die Schritte. Und es war sein Anklopfen.
    „Hast du es jemals erlebt, daß der Direktor eines Krankenhauses den Patienten persönlich das Frühstück bringt?“ war Willis Gutenmorgengruß. „Was hast du denn da mit deiner Hand gemacht? Wer hat dir das erlaubt?“
    Das Frühstückstablett wurde auf den Nachttisch gestellt, und Willie studierte ihre linke Hand mit gerunzelten Brauen. „Das durftest du gar nicht!“
    „Du mußt mich nicht schelten, das kann einen Rückfall verursachen“, sagte Gisela. „Außerdem, meinen Fingern fehlt ja nichts. Ich kann mir nun die Nase putzen und mein Butterbrot selber halten.“
    „Das ist schade“, meinte Willi. Er schenkte ihr Kaffee ein.
    „Kaffee, Willi? Es gibt doch sonst…“
    „Was es sonst gibt, geht dich nichts an.“
    „Sprich nicht so hart zu mir. Du hast bloß Milch zum Frühstück getrunken, das weiß ich genau. Hol nun eine Tasse und trink zusammen mit mir Kaffee, bitte. Ich trinke ohnehin nie mehr als eine Tasse am Morgen.“ Also trank er Kaffee an ihrem Bett.
    „Himmel, wie gemütlich das ist“, sagte Willi. „Nur schade, daß du dich erst halb totschlagen mußtest…“
    „Was für ein Blödsinn, Willi. Ich bin durchaus nicht halb totgeschlagen. Lieber Gott, das war doch wirklich keine

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