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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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elend hinter ihr drein.
    Ich hatte eben noch genügend Zeit, ihr zuzuflüstern: »Lucy, tun und sagen Sie nichts!«, doch ich wusste nicht, ob sie mich gehört hatte. Sie ließ es sich jedenfalls durch nichts anmerken.
    Beunruhigt und verärgert zog ich meine Stiefel an, rammte mir den Hut auf den Kopf und machte mich ein zweites Mal vor dem Mittagessen zu einem Spaziergang auf.
    Miss Roches arrogante Art, mich des Hauses zu verweisen und mir zu bedeuten, dass ich meine Nase in meine eigenen Angelegenheiten stecken sollte, hatte mich so durcheinandergebracht, dass ich marschierte, so schnell ich konnte, um meine üble Stimmung zu überwinden. Man denkt einfach nicht klar, wenn man aufgebracht ist, und ich brauchte all meine Geistesgegenwart für Shore House. Ich marschierte höchst undamenhaft über die Straße und erreichte den Friedhof beinahe, bevor es mir bewusst wurde. Ich spähte über die Mauer, um zu sehen, ob der Küster in der Nähe war, doch ich entdeckte keine Spur von ihm, und die Kirchentür war geschlossen. Genauere Inspektion und ein probeweises Rütteln des eisernen Rings zeigten mir, dass die Tür wieder abgeschlossen worden war. Also war Jarvis zum Mittagessen nach Hause gegangen … oder hinunter in den Gasthof. Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus und wandte mich zum Friedhofstor, um dort eine Weile auf einer der Bänke zu sitzen, als ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung zu meiner Rechten gewahrte. Jemand huschte tief gebückt von der Stelle weg, wo sich das Grab von Lucys Kind befand. Die Gestalt, die von Grabstein zu Grabstein huschte und jede Deckung ausnutzte, erinnerte mich an eine Krabbe, die sich auf einer Felsenküste von Stein zu Stein schob. Die verstohlene flüchtige Gestalt hätte zu jedem Zeitpunkt meine Neugier geweckt. Sie schien inden Schutz der großen Eibe fliehen zu wollen, in deren Schatten ich schon einmal einen verstohlenen Beobachter gesehen hatte. Diesmal war ich entschlossen, die Gestalt, wer auch immer sie sein mochte, nicht erneut unerkannt entkommen zu lassen.
    »Warten Sie!«, rief ich ihr hinterher. »Warten Sie!« Ich rannte, so schnell ich konnte, zwischen Grabsteinen hindurch, die Röcke mit beiden Händen gerafft, und sprang mit weiten Sätzen sehr respektlos über letzte Ruhestätten, Einfassungen und griechische Vasen voll verwelkender Blumen. Der alte Jarvis hätte wahrscheinlich einen Herzanfall erlitten, hätte er mich so sehen können.
    Nun konnte ich die Gestalt als die einer Frau in dunkler Kleidung ausmachen, gehüllt in ein Umhängetuch in einem vertrauten Schottenmuster. Ich ging ein Wagnis ein.
    »Mrs. Brennan!«, rief ich.
    Bei der Nennung des Namens stolperte die Frau, hielt sich an einem Grabstein fest und blieb schließlich stehen. Es ermöglichte mir, sie einzuholen, und ich erkannte, dass es tatsächlich die Frau des toten Rattenfängers war, wie ich vermutet hatte. Sie stand noch immer vornübergebeugt, hielt den Blick von mir abgewandt und auf den Boden gerichtet, als wollte sie meiner Musterung auf diese Weise entgehen.
    »Meine liebe Mrs. Brennan«, begann ich so fest, wie es mir zwischen einzelnen hechelnden Atemzügen möglich war. »Ich bin Miss Martin, die Gesellschafterin von Mrs. Craven in Shore House. Auf meiner Reise hierher vor einigen Tagen sind wir oben auf der Heide Ihnen und Ihrem Mann begegnet. Wir wurden von Greenaway im Einspänner befördert, ein Gentleman mit Zylinderhut und ich.«
    Sie richtete sich zögernd auf, doch sie begegnete meinem Blick immer noch nicht. »Ja, Miss«, sagte sie mit leiser, rauer Stimme.
    »Es tut mir sehr leid wegen Ihres Mannes, Mrs. Brennan. Ich bin so froh, dass ich Sie gefunden habe. Wir haben uns alle große Sorgen gemacht – niemand wusste, wo wir Sie finden konnten, falls Sie irgendetwas benötigten.«
    »Ich brauche nichts«, sagte sie mit der gleichen rauen Stimme.
    Ihre Haut war wettergegerbt und gebräunt, und ihre Augen waren winzig und ständig in Bewegung. Ich war jetzt nahe genug heran, um den starken Rauchgeruch zu bemerken, der von ihrer Kleidung aufstieg. Sie hat an einem offenen Feuer gesessen , dachte ich. Dann jedoch dämmerte es mir schlagartig. Greenaways Behauptung, dass Brennan von Geburt Zigeuner war, die Zigeunerkarawane mit dem gescheckten Pferd, der wir auf dem Weg nach Shore House begegnet waren, die Zigeunerfrau, die Wäscheklammern an der Tür verkaufte …
    »Sie sind zu den Zigeunern gegangen!«, sagte ich. »Sie waren in Schwierigkeiten und sind zu

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