NeuGier
Frauen, die Popcorn mampften, als hätten sie tagelang nichts zu essen bekommen. Dazu tranken sie Piccolo und kicherten unentwegt. Eine von ihnen hatte ein so dämliches Lachen, dass Jackson ihr gern die irgendwann leere Popkorntüte in den Mund gestopft hätte. Wie eine Hyäne klang sie – absolut kein Vergleich zu Kates warmem Lachen.
Als sie das Kino mit dem Strom der anderen Zuschauer verließen, war Jackson sich sicher, das Parfüm zu riechen, das Kate in ihrem Kurzurlaub getragen hatte, Be Delicious von DKNY. Es hatte so gut an ihr gerochen, dass er nachgesehen hatte, wie es hieß. Und nun stieg es ihm in die Nase, ließ ihn innehalten und sich umschauen – nach ihr, obwohl es doch verdammt unwahrscheinlich war, dass sie hier war. Selbstverständlich war sie das nicht. Das Parfüm trug vermutlich die Brünette, die da vor ihm hertippelte und deren Freundin eine Hose trug, die so grün war wie Kates Tunika. Nur stand der dieses Grün überhaupt nicht und ihr Arsch war auch viel runder als Kates. Ein gewöhnlicher Apfelarsch war das, kein Birnenarsch.
»Hörst du mir überhaupt zu?«, drang Davids Stimme in sein Bewusstsein, als sie durch die von Neonlicht erhellte, noch immer regennasse Straße schlenderten.
»Klar«, brummte Jackson, schob die Hände in die Taschen und zog die Schultern hoch. »Sarah war nicht sonderlich gut zu ficken.«
»Tara!« David blieb stehen. »Du hörst mir eben nicht zu«, beschwerte er sich. »Ich sehe dich zwar, aber da bist du nicht!«
Jackson wollte zu einer halbherzigen Rechtfertigung anheben, da wurde sein Bruder von einer Frau begrüßt. Ihr Hallo schnurrte sie wie eine Löwin, umarmte ihn wie eine Schlange und küsste ihn auf die Wange wie ein Wels, der sich festsaugen wollte. Jacksons Blick fiel auf ihren Ring und die Ohrstecker – Kates Hungry Lillies. Mit einem Schnauben wandte er sich ab und beobachtete, wie das Wasser der Pfützen spritzte, wenn Autos hindurchfuhren.
Wie durch einen Filter hörte er David seinen Namen sagen und ihn als seinen Bruder outen, der gerade ein wenig verstimmt war, worauf die Frau kicherte – und dabei auch wieder wie eine Hyäne klang.
Es ist ein verdammter Freitag!, sagte er sich im Stillen. Nicht zum ersten Mal an diesem Abend. Was tust du Idiot hier eigentlich? Warum tust du nicht das, was du an den vergangenen Freitagen getan hast? Was du tun willst?
David schien seine Gedanken lesen zu können. »Warum siehst du Kate heute nicht?«, erkundigte er sich auf dem Weiterweg.
»Weil ich nicht will«, gab er zurück. »Und ich will auch nicht darüber reden.«
»Den Eindruck machst du gar nicht.«
David verschwand aus Jacksons Augenwinkel. Offenbar war er stehen geblieben. Auch egal. Jackson ging weiter, bis ihn sein Bruder mit einem »Hey!« stoppte.
Er schnaubte ein weiteres Mal und drehte sich um.
Sein Bruder stand vor einem Pub und wies mit dem Daumen auf den Eingang. »Wir sind da«, grinste er und zog eine Braue hoch. »Gehen wir jetzt rein oder latschen wir noch eine Runde um den Block und betrauern, dass sie dich verlassen hat?«
Jackson warf seinem Bruder einen bitteren Blick zu und schob sich an ihm vorbei in den Pub. »Wie kann sie mich verlassen, wenn sie nie bei mir war?«
David folgte ihm und ließ ein Lachen hören, für das ihm Jackson am liebsten den Hals umgedreht hätte. »Glaub mir, sie war mehr bei dir, als du es dir eingestehst.«
»Sie hat mich nicht verlassen.« Jackson steuerte die Bar an und nahm auf einem Hocker Platz. Bei der Bedienung hinter dem Tresen bestellte er zwei Whiskey on the Rocks.
David setzte sich neben ihn. »Dann habt ihr euch gestritten?«
»Nein!«
»Sie geht heute mit ihrem Typen aus?«
»Nein!« Jackson meinte, gleich vor Wut zu platzen, doch er antwortete: »Weiß ich nicht. Ist mir auch egal.«
»Ist es dir nicht!« David nahm seinen gerade servierten Whiskey, trank einen Schluck und zog eine Grimasse. »Du leidest wie ein Hund, und ich verstehe nicht wieso. Bisher war doch alles ganz easy zwischen euch.«
Jackson hob sein Glas ebenfalls an die Lippen, trank aber nicht, sondern starrte auf das Flaschensortiment hinter der Bar. »Ist es immer noch.«
»Logisch …« David zog seine Jacke aus und legte sie auf einem dritten Hocker ab. »Dann träum mal weiter. Falls du mich heute noch suchen solltest, ich sitze hier gleich neben dir …«
Das Bild der vielen Spirituosen – Jim Beam, Absolut Wodka, Sheridan’s, Johnny Walker, … – verschwamm vor Jacksons Augen zum
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