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Neuland

Neuland

Titel: Neuland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskhol Nevo
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Neta müsse selbst lernen, mit gleichaltrigen Kindern zurechtzukommen; Dori würde ihm nur schaden, wenn er ihn zu sehr beschütze.
    Seht ihr diese Schuhe? Sein Vater hob zwei gewaltige Wanderstiefel hoch. Kaum zu glauben, aber die sind das teuerste Teil meiner Ausstattung.
    Nicht der Fotoapparat?, fragte Dori erstaunt.
    Ich nehme einen einfachen mit; die teuren ziehen Diebe an, sagt man. Ich fotografiere ja eigentlich auch nicht gern. Nurith war es immer wichtig, alles zu dokumentieren.
    Ihre Mutter überblickte das Treiben von ihrem Foto aus, das gerahmt auf dem Fernsehschrank stand. Dori meinte, dass ihr Blick auf ihm persönlich ruhe, so führten sie beide ihren geheimen Bund innerhalb der vierköpfigen Familie fort. Erst nach ihrem Tod war ihnen allen klar geworden, dass es kaum Fotos von ihr gab, weil immer sie fotografiert hatte, und zu ihrer großen Verlegenheit mussten sie sich an ihre Freundinnen wenden, um Bilder zu bekommen, mit denen sie Fotoalben zusammenstellen konnten.
    Und … was ist mit deinen Kunden? Wie nehmen die das mit der Reise auf?, fragte Ze’ela, hoffte auf Rettung aus dieser Richtung.
    Du wirst dich wundern, einige haben gesagt, sie kämen am liebsten gleich mit.
    Ob ich auch gern mitkommen würde?, hatte sich Dori im Stillen gefragt. Doch ein Blick auf Neta, der beschämt seinen beiden wortgewandteren Cousins gegenüberstand, reichte ihm, um zu wissen, die Antwort war: Nein.
    Ich werd mich furchtbar nach dir sehnen, Papa, weißt du, sagte Ze’ela, fiel ihm unerwartet um den Hals und begann zu weinen. Die Kinder ließen Neta stehen und kamen, um das Wunder zu sehen: Mama, weinst du?, fragte der Ältere. Ze’ela wischte sich die Tränen mit dem Ärmel ihrer Bluse ab, zog die beiden Kinder an sich, setzte jedes auf ein Knie, zwang sich ein Lächeln aufs Gesicht und redete mit ihrem Vater nun in Elternsprache: It’s just … it’s a very difficult Zeit for me. First Mama. Also – things at home are ziemlich beschissen. Und jetzt – you are going away .
    Es reicht, genug von diesen Erpressungsversuchen, dachte sich Dori und rückte mit seinem Stuhl etwas von den beiden ab, und das Fiese daran ist, dass sie mit ihrer Masche zum Schluss immer durchkommt. Das ist bei Vater genau die richtige Tour: Wenn du schwach bist, bekommst du Liebe. Vater ist im Stande, noch zu diesem Zeitpunkt die ganze Reise ihretwegen abzublasen.
    Zu seiner Überraschung legte der Vater ihr nur die Hand auf die Schulter und sagte auf Ivrith, tut mir leid, Liebes, dass meine Reise zu einem für dich ungünstigen Zeitpunkt kommt, aber ich mussfahren. Ich habe keine andere Wahl. Wie sagte Begin nach dem Libanonkrieg? »Ich kann nicht mehr.«
    Merkwürdig, denkt Dori jetzt, merkwürdig, dass er diese Sentenz von Begin benutzte; er hat ihn immer nur »den Demagog« genannt und ihm keine Träne nachgeweint, als er nach dem Libanonkrieg zurücktrat.
    Sie verabschiedeten sich an der Wohnungstür, wo Mutters Name noch immer auf dem Klingelschild stand. Der Schlüssel liegt bei Chanita und Elischa, wenn ihr ihn braucht, sagte ihr Vater, scheinbar beiläufig, und wusste nicht, dass Ze’ela in noch nicht mal einem Monat die Kinder und ein paar Kleider einpacken und mitten in der Nacht hierherkommen und mit dem Ellbogen auf die Klingel von Chanita und Elischa drücken würde, weil sie keine Hand frei hatte, immer wieder, fünf Mal kurz und einmal lang, wie die stecken gebliebene Hupe eines verunglückten Autos, bis Elischa ihr endlich im Trainingsanzug vom Fußballklub Beitar Yerushalayim aufmachen, sie und die entsetzten Kinder auf ihren Armen anstarren, wortlos den Schlüssel vom Nagel nehmen und ihr geben würde.
    Kommt her, meine Enkelchen, umarmt den Opa noch ein letztes Mal, sagte sein Vater, als schon alles gesagt war, und Ze’elas Kinder rannten los, die beiden Plätze an seiner Brust einzunehmen. Neta wartete mit ergebenem Blick etwas abseits, bis er drankam, und Dori riss sich zusammen und drängte ihn nicht dazu, energischer zu sein. Und jetzt ist Neta dran, sagte sein Vater. Neta näherte sich ihm zögerlich. Ein Regenrohr, das ist alles, was du willst, vergewisserte sich sein Vater, und Neta nickte.
    Er wird sich sehr nach dir sehnen, sagte Dori, nachdem Neta zurückgetreten war und er seinem Vater – ungeschützt – gegenüberstand. Ruf möglichst oft an und schick uns per E-Mail Fotos. Gewiss doch, sagte sein Vater, klopfte ihm auf die Schulter, viermal auf die eine, übliche Stelle.
    In jenem Moment an der

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