Neulandexpedition (German Edition)
zurück, stemmte mich dann aber ebenfalls gegen ihn und so rangelten wir lachend miteinander, bis ich die Balance verlor und hart gegen einen Baumstamm krachte.
„Uff“, entwich mir die Luft und plötzlich hatte ich Mühe Atem zu schöpfen. Erstens wegen des Stoßes und zweitens, weil mir Jo derart nahe war. Ich spürte seinen Körper überdeutlich, wie er sich an mich presste, seine Hitze, das schnelle Heben und Senken seiner Brust.
„Wer hat nun gewonnen?“, forderte er und drängte mich noch näher an den Baum.
„Unentschieden“, brachte ich erstickt heraus. „Ich im Fechten, du beim Ringen oder was auch immer das war.“
„Du musst immer das letzte Wort haben, oder?“, meinte er, ein leichtes Lächeln lag um seine Lippen, das langsam verblasste. Die Stimmung schlug urplötzlich von locker und verspielt in etwas anderes um. Etwas Gefährliches, Verlockendes.
Ich konnte meinen Blick nicht von seinen verführerisch weich wirkenden Lippen wenden. Sie zogen mich magisch an. Gott, nur einmal, ich wollte doch nur einmal wissen, wie sie sich anfühlten! War das so falsch?
Unser Atem vermischte sich, seiner kam genauso abgehakt wie meiner. Schnell hob ich den Blick, suchte den seinen, doch auch er starrte auf meinen Mund. Ich kam ihm noch ein wenig mehr entgegen, beobachtete seine Reaktion, die alleine darin bestand, dass er die Augen schloss.
Die pure Versuchung und ich erlag ihr. Konnte ihr einfach nicht länger widerstehen.
Langsam hob ich meine Hand an seine Wange, berührte sie sacht mit den Fingerspitzen. Spürte ihre Hitze, die prickelnd meine eigene Haut zu verbrennen schien.
Zitternd atmete ich noch einmal ein, bevor ich die letzten Zentimeter überwand und meine Lippen leicht auf Jos drückte.
Himmel ...
Kapitel 6
Ich spürte das leichte Beben seiner Lippen an meinen, hörte sein leises Seufzen. Und ja, seine Lippen waren wirklich so weich. Scheiße, waren die weich! Und heiß und köstlich und ... Ich schmolz dahin und hätte am liebsten augenblicklich mehr gefordert. Hielt mich aber zurück, aus Angst vor seiner Reaktion und vor meiner.
Seine Hand legte sich in meinen Nacken, zog mich ebenfalls etwas näher und ich tat ihm den Gefallen, während ich dieses aufregende Gefühl genoss. Seinen Geschmack abspeicherte und hoffte, dass meine Beine nicht ihren Dienst verweigerten, so wackelig fühlten sich diese an.
Einen Moment erwiderte Jo den Kuss, und es war der Himmel, doch dann stieß er mich plötzlich von sich und die Talfahrt in die Hölle begann.
Verwirrt und entsetzt starrte er mich an. Kurz dachte ich, er wollte etwas sagen, doch das tat er nicht. Stattdessen drehte er sich ohne ein Wort oder mich noch eines Blickes zu würdigen um und ließ mich mitten im Wald stehen.
Ich starrte ihm hinterher, nicht fähig mich zu rühren.
Was hatte ich nur getan?
Was hatte mich da geritten?
War ich total verrückt geworden?
Nur weil er die Augen schloss, zu denken er wolle auch ... würde auch...
Ach, Scheiße! Aber er hatte den Kuss doch erwidert! Oder? Doch sicher! Oder hatte ich mir das nur eingebildet? Wunschdenken?
Mir schwirrte der Kopf und ich wusste absolut gar nichts mehr. Nur eins; ich hatte riesigen Mist gebaut. Damit hatte ich bestimmt alles zerstört. Das würde er mir nie verzeihen!
Kraftlos sackte ich zu Boden, zog die Beine an und ließ den Tränen freien Lauf. Heiß rannen sie mir über die Wangen, ein ersticktes Schluchzen entwich meiner Kehle, bis es mir egal war und ich hemmungslos heulte.
Irgendwie war in mir ein Damm gebrochen und all die Frustration brach sich jetzt ihre Bahnen. Sollte ja helfen, ein Versuch war es wert, denn im Moment fühlte ich mich so beschissen wie selten in meinem Leben.
Mir kam es wie Stunden vor, bis ich mich schließlich wieder ins Lager traute. Vorher hatte ich mir notdürftig das Gesicht an meinem T-Shirt getrocknet und hoffte inständig, dass den Anderen bei diesen Lichtverhältnissen meine verheulte Visage entging. Alle saßen bereits um das Lagerfeuer, lachten und hielten Stockbrot, Marshmallows oder Würstchen in die Flammen.
Ich überflog die Szene, suchte automatisch nach Jo, entdeckte ihn aber nicht auf den ersten Blick. Bevor ich mir überlegen konnte, ob ich mir das wirklich antun wollte, fing mich Elias ab.
„Ey Mann, sorry, kleine Planänderung. Ich penn heute bei dir, okay?“
Verwundert blinzelte ich und sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Hatte ich das gerade richtig verstanden? „Is' meine Schuld. Ich
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