Neulandexpedition (German Edition)
größer. Ich war wirklich der Idiot des Jahrhunderts, weil ich noch vor zwei Tagen gedacht hatte, ich könnte das vielleicht ertragen. Jetzt wusste ich es besser.
Allein die Turtelei vorhin am Feuer hatte mir gereicht. Würden die beiden tatsächlich ein Paar, wäre es das für mich gewesen. Egal, wie schwer es mir auch fallen mochte, ich würde mir andere Freunde suchen und mich von meinen alten verabschieden. Es ging nicht anders.
Nun stahl sich doch eine Träne aus meinen Augenwinkeln. Scheiß Liebe, wer brauchte so was? Ich nicht!
Kapitel 7
Johan
Er hatte mich geküsst. Bjorn hatte mich tatsächlich geküsst!
Ich glaubte es immer noch nicht, obwohl es bereits einige Stunden her war und ich somit Zeit gehabt hatte, es sacken zu lassen. Doch in meinem Kopf herrschte weiterhin ein einziges Wirrwarr.
Das Geschehene war zu unfassbar.
Ebenso wie meine Reaktion auf diesen Kuss. War ich noch ganz dicht?
Ich zuckte leicht zusammen, als Rony einen besonders abscheulichen Laut von sich gab. Manchmal klang er so, als verrecke er. Vielleicht würde er dies auch bald wirklich tun. Zum Beispiel, wenn mir der Geduldsfaden riss und ich ihm mein Kissen auf das Gesicht drückte.
Leise stöhnte ich auf. Frustriert von dieser Situation und mir selbst. Es war meine Schuld, alles meine Schuld. Warum hatte ich das nicht vorher gemerkt? Warum hatte ich nicht rechtzeitig die Notbremse gezogen?
Aber genauso wenig, wie Meikes Zuneigung, hatte ich Bjorns bemerkt. Denn in diesem Punkt hatte ich nicht gelogen, ich begriff so etwas nie! Bjorn war schließlich der beste Beweis dafür.
Erneut entwich mir ein Stöhnen, dieses Mal hatte es Ähnlichkeit mit einem Wimmern. Dabei sollte mich der katastrophale Ausgang dieses Wochenendes nicht überraschen.
Schon von Anfang an hatte ich bei diesem Ausflug ein komisches Gefühl gehabt. Was nichts damit zu tun hatte, dass ich lieber in einem Bett statt auf dem Boden schlief oder bekennender Warmduscher war. Obwohl diese Aussichten meine Vorfreude auf dieses Wochenende ebenfalls in Grenzen gehalten hatte. Nein, es war ein mulmiges Magendrücken. Eine Vorahnung oder was auch immer.
Schlussendlich waren die vergangenen zwei Tage aber gar nicht so schlimm geworden wie befürchtet. Zumindest hielten sich die Spinnen, Ameisen oder sonstige Krabbelviecherinvasionen in Grenzen.
Ich hatte sogar Spaß gehabt. Sah man mal von dem einen oder anderen Schönheitsfehler ab, wie der Taufe im See.
Vielleicht war es deswegen jetzt doch noch so schief gelaufen. Ich hatte meine Wachsamkeit fallen lassen und mich tatsächlich entspannt.
Immerhin hatte ich es schon fast geschafft. Einen Abend noch und eine Nacht, dann ging es ab nach Hause. Zurück in die Routine und Sicherheit.
Eventuell ruhte dieses Unbehagen auch daher. Angst vor dem Neuen. Zumindest hätte ich dies noch vor wenigen Stunden gesagt, jetzt tendierte ich zur Vorahnung.
Vielleicht hatte ich den siebten Sinn? Nur warum hatte der dann nicht etwas deutlicher sein können? Eine konkretere Katastrophenwarnung wäre nett und hilfreich gewesen.
Gehe nicht in diesen Wald, denn wenn du ihn wieder verlässt, existiert deine schöne heile Welt nicht mehr.
Wie sollte ich mich jetzt bloß verhalten? Ich traute mich ja nicht einmal mehr, ihn anzusehen. Ich schämte mich zu sehr.
Wie hatte ich das nur tun können? Ich hatte alles falsch gemacht - alles! Und wie ich das wieder geradebiegen sollte, war mir ein Rätsel.
Daher hatte ich vorhin auch das Einzige getan, was mir eingefallen war – ich war ihm aus dem Weg gegangen. Auch wenn es mir noch so schwer fiel und ich viel lieber etwas vollkommen anderes getan hätte.
Aus diesem Grund lag ich nun auch in diesem blöden Zelt, statt neben Bjorn. Obwohl ich dort, trotz allem, tausendmal lieber gewesen wäre. Ich drehte hier noch durch!
Nein, schnarchen macht mir nichts aus. Pah! Es war ein Wunder, dass mir bei dieser Lüge keine Nase wie Pinocchio gewachsen war. Vielleicht lag es daran, dass ich im Lügen bereits zu geübt und gut war. Jedoch bezweifelte ich, dass Bjorn sie geschluckt hatte.
Er kannte mich zu gut, aber Gott sei Dank nicht gut genug. In seiner Gegenwart wäre mir diese Lüge trotzdem niemals über die Lippen gekommen. Er hätte nur etwas früher zurückkommen brauchen und ich hätte dieses Schlupfloch nicht genutzt. Allerdings sollte ich wohl eher dankbar dafür sein, dass er überhaupt zurückgekehrt war. Zwischenzeitlich hatte ich so meine Bedenken gehabt, ebenso wie
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