Neulandexpedition (German Edition)
einzuladen“, meinte ich einschmeichelnd zu Larissa. Sie schlug sacht nach mir, als ich ihr einen Schmatzer auf die Wange drückte.
„Einmal lass ich dir das durchgehen“, schmunzelte sie. Ich erwiderte ihr Lächeln, allerdings nur so lange, bis ich mich umwandte und in Meikes verschlossenes Gesicht blickte. Durfte ich jetzt nicht einmal mehr mit Larissa sprechen?
„Hey, ich hab dich schon überall gesucht“, wandte sie sich an Jo und ignorierte mich abermals gekonnt.
Pah! Als ob das schwer gewesen war. Hier konnte man sich ja so super aus dem Weg gehen. Merkte man alleine daran, dass ich mich nur umzudrehen brauchte und auf sie traf.
Auch Jos Lächeln wirkte nun angestrengt und leicht genervt. Ich war es jedenfalls und daher ersparte ich mir die nächste Runde von Meikes Balztanz. Seufzend ging ich zum See und wusch mir die Hände.
Dabei sollte ich mich vielleicht besser an dieses Bild gewöhnen, so abgeneigt wie am Morgen hatte Johan gerade bei unserem Gespräch nicht mehr geklungen. Bei dem Gedanken verkrampfte sich mein Magen und ich sah über die Schulter zurück. Blinzelte dann aber überrascht.
Meike stand neben Larissa, von Jo fehlte jede Spur.
Mein Blick suchte erst das Lager, dann den Waldrand ab, doch ich entdeckte ihn schließlich ebenfalls am Ufer. Allerdings drehte er mir den Rücken zu und schlenderte in die entgegengesetzte Richtung, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Bestimmt wollte jetzt er seine Ruhe haben. Verdenken konnte ich es ihm nicht.
Trotzdem setzten sich meine Beine ganz von alleine in Bewegung. Er war ein verdammter Magnet. Das musste die Erklärung sein, warum ich hinter ihm hertrottete wie ein braves Hündchen.
Als ich ihn schließlich einholte, lag das Lager schon so weit entfernt, dass ich selbst Ronys Gegröle nicht mehr hörte. Ich musste wohl auf einen Ast getreten sein, denn plötzlich wirbelte er mit einem grimmigen Gesichtsausdruck zu mir herum, der sich sofort milderte, als er mich erkannte.
„Ach, du bist es“, seufzte er und strich sich mit einer Hand durchs Haar.
„Sorry, ich wollte dich nicht stören“, murmelte ich unsicher und wich automatisch einen Schritt zurück.
„Quatsch!“, meinte er und setzte sich ins Gras. Ich tat es ihm zögernd gleich.
„Kann aber auch wieder gehen“, bot ich an.
„Ich hab doch gesagt, quatsch!“
„Sorry“, gab ich erneut kleinlaut zurück und erntete einen schweren Seufzer. „Ist es doch so schlimm?“, fragte ich und lehnte mich leicht an ihn, suchte wieder seine Nähe. Verdammt, ich konnte einfach nicht anders. Sag ja, Magnet.
„Was meinst du? Die Rückenschmerzen oder der Eissee?“, grinste Johan und drehte seinen Kopf um mich anzusehen.
„Alles“, schlug ich vor.
„Geht schon“, nuschelte er und warf einen Stein ins Wasser. „Bin's nur nicht gewöhnt, so wie du. Manchmal brauch ich einfach...“ Er brach ab, ließ etwas den Kopf hängen.
„Deine Ruhe, versteh schon.“ Ich rutschte etwas von ihm ab, wollte aufstehen, doch da faste er schnell nach meinem Arm, hielt mich fest.
„Nicht von dir“, beeilte er sich und überraschte mich wieder einmal. „Aber alle zusammen können ... anstrengend sein“, lächelte er entschuldigend, als befürchtete er, dass ich ihn falsch verstehen könnte. Dabei wusste ich, was er meinte. Sonst gluckten wir zwar auch sehr aufeinander, konnten uns aber zurückziehen, hier nicht.
„Morgen hast du's geschafft“, meinte ich leise.
„So hab ich das gar nicht gemeint. Ich mag sie doch und bin gerne mit euch zusammen. Es ist nur ... Ach, ich weiß auch nicht. Mit so vielen Leuten was zu unternehmen, ist immer noch neu für mich.“ Gedankenverloren starrte er aufs Wasser. Die Sonne ging gerade unter, tauchte alles in ein Orange und Gold, und schuf somit eine eigenartige ruhige Stimmung. Ich saß also tatsächlich hier und bestaunte zusammen mit Jo den Sonnenuntergang. Der Mann hatte eine fatale Wirkung auf mich, aber irgendwie verstand ich Alwin ein bisschen. Das hatte was.
Vor allem nach dem Dauergeplapper der Anderen war das hier eine willkommene Pause, nicht nur für Jo. Und so saßen wir einfach da und schwiegen, zumindest solange, bis ich meine Klappe nicht halten konnte.
„Also eher „ Einmal und nie wieder“?“
Johan lachte auf. „So schlimm auch nicht und sehr lehrreich. Ich werde nie auf die Idee kommen, Campingurlaub zu machen.“
Nun stimmte ich in sein Lachen ein.
„Ah ja, lieber All inclusive, hm?“
„Genau, weiche Betten, warmer
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