Neulandexpedition (German Edition)
erkundigte er sich leise.
„Ja“, ich stand nun so dicht bei ihm, dass wir uns fast berührten. Ich brauchte nur noch ein bisschen meine Hand zu bewegen, schon würde sie seine streifen. Es juckte mich in den Fingern, genau das zu tun. „Verdammt schwer. Siehste ja, für länger hat's nicht mehr gereicht. Ich bin hier. Um halb drei in der Nacht.“
„Ja, du bist hier“, seufzte er. Als ich ihn nun genauer musterte, fiel mir auf, wie müde er wirklich wirkte und trotzdem...
Meike war perfekt. Porzellanhaut, blonde lange Haare, eine tolle Figur und ein außergewöhnlich hübsches Gesicht.
Bjorn nicht. Seine Lippen waren etwas zu schmal, seine Nase leicht schief und doch sah ich ihn lieber an. Er war nicht schön, Männer waren für mich nicht schön. Aber wenn er lächelte oder lachte, feierten tausend Schmetterlinge eine Party in meinem Magen. Er hatte dieses spitzbübische kleine-Jungs-Lächeln, das dazu führte, dass ich ihm nie lange böse sein konnte und ich wollte nicht länger darauf verzichten müssen!
„Und was hat dich so geschafft?“, erkundigte ich mich und mir fielen Meikes Worte wieder ein. „Vielleicht mit Cosmo auszugehen?“
Überrascht krauste er die Stirn. „Hat mir Meike erzählt“, gab ich zu.
„Meike, ja?“, er stieß sich von der Tür ab und schlenderte durch den Raum.
„Ja, ich war mir nicht sicher, ob du schon wieder zu Hause sein würdest. Ist ja Freitag.“ Gott, ich klang wie das eifersüchtige Frauchen. Scheiße, ich war eifersüchtig. Wie sehr, wurde mir erst jetzt klar. Cosmo, pah! Warum hatte er den Kerl früher eigentlich noch nie erwähnt?
„Bin auch erst seit 'ner knappen Stunde wieder da“, müde rieb er sich über die Augen. Nun wunderte es mich noch mehr, dass er mich überhaupt hereingelassen hatte.
„Also war's ein Erfolg?“
„Der eine Typ in dem Gayclub war ganz-“
„In 'nem Gayclub?“, unterbrach ich ihn schockiert, doch er zuckte nur mit den Schultern, als wäre nichts dabei.
„Ich wollte mich mal umsehen und was austesten.“
„Austesten mit 'nem heißen Typen aus 'nem Gayclub?“ Meine Stimme überschlug sich fast. Mein Bjorn in einem Schwulenclub?
Klischeebilder huschten mir durchs Hirn. Halbnackte Männer, die sich schwitzend zur Musik wandten und mitten drin mein Bjorn!
Moment...
... mein Bjorn?
Heilige Scheiße!
Aber ja verdammt, mein Bjorn und den würde ab jetzt niemand mehr angrabbeln, außer meiner Wenigkeit. Schluss mit dem Schisserdasein.
„Bist du jetzt mein Echo?“, grinste Bjorn. „Und außerdem hab ich nicht gesagt, dass der Kerl heiß war.“
„War er nicht?“ Langsam ging ich zu ihm und lehnte mich neben ihn an den Schreibtisch.
„Doch, schon, irgendwie“, er legte den Kopf schief und musterte mich. Eifersüchtiger Trottel stand bestimmt fett auf meiner Stirn.„Und er war interessiert?“
„Ich glaub schon. Aber ich nicht.“
„Warum nicht?“, wollte ich leise wissen.
„Du raffst so was wirklich nicht, oder?“
„Was?“
„Wenn sich jemand in dich verliebt hat.“
Mir wurde heiß, als ich ihm jetzt in die Augen sah.
„Ich muss es wirklich deutlich sagen, oder?“
„Ja, musst du wohl“, dass ich überhaupt einen Ton herausbrachte, wunderte mich selbst, und wenn ich ehrlich war, klang ich irgendwie seltsam atemlos.
„Ich bin ich dich verliebt, Johan und da bringt es mir nichts, mit 'nem anderen Kerl zu vögeln.“
Wow, okay das war deutlich. Ich fühlte förmlich, wie mir die Röte den Nacken hinauf kroch, um es sich in meinen Wangen gemütlich zu machen; sie brannten.
„Jetzt kapiert?“
„Ich glaub schon“, murmelte ich und war ihm plötzlich so nah, dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten.
„Aber du gehst ja mit Meike aus“, knurrte er und trat zurück, sein Gesicht war auf einmal verschlossen. Ich wollte weder, dass er räumliche noch emotionale Distanz zwischen uns schaffte und daher packte ich ihn am Arm und zog ihn zurück.
„Hat genauso toll geklappt wie mit deinem Typen“, gab ich offen zu. „Weil ich blöderweise auch verliebt bin.“ Das Schlucken fiel mir schwer.
Das alles kam mir so unwirklich vor. Da stand ich hier meinem Kumpel gegenüber, sah ihm wie in einem Kitschfilm tief in die Augen und gestand ihm, dass ich in ihn verliebt war. Was kam als Nächstes? Wir fielen uns in die Arme und küssten uns dumm und dusselig? Irgendwie war das plötzlich eine sehr verlockende Vorstellung.
„Ich hab Angst bekommen“, betreten sah ich zu Boden. „Es tut
Weitere Kostenlose Bücher