Neulandexpedition (German Edition)
seinem Schlafshirt mit Taz, dem tasmanischen Teufel auf der Brust und den türkisfarbenen Schlabberboxershorts.
Was das über mein Sexleben aussagte, dass mich dieser Anblick so kirre machte, wollte ich lieber gar nicht wissen. Okay, Notstand!
Bevor ich zu sabbern begann, wandte ich mich leicht ab und sah auf den albernen Garfieldwecker auf Bjorns Nachtisch; knapp halb drei. Scheiße, ich war wohl doch länger durch die Gegend gelaufen als gedacht.
„Sorry, ich hab nicht auf die Uhr geguckt“, gab ich geknickt zu. Bjorn seinen geheiligten Schlaf zu rauben, war wahrlich kein toller Anfang.
„Und was ist bitte so wichtig, dass es nicht bis morgen warten kann?“ Geschafft ließ er sich aufs Bett fallen und gähnte herzhaft.
„Wir“, rutschte es mir heraus, was mir einen weitaus wacheren Blick einbrachte. „Was da war“, fügte ich schnell hinzu.
„Was war denn da?“, erkundigte er sich provozierend.
Arsch! Manchmal hasste ich ihn wirklich. Er piesackte mich absichtlich und wollte, dass ich es aussprach. Also bitte, konnte er haben.
„Dass du mich geküsst hast.“
„So, hab ich das? Meine Erinnerung is' da leicht schwammig. Mir kam's so vor, als hättest du mich auch geküsst“, meinte er und klang so ekelhaft ruhig und gelassen, während ich am liebsten an die Decke gegangen wäre. Oder im Erdboden versunken, so ganz entschieden hatte ich mich da noch nicht.
„Du hast angefangen!“
„Oh armes JoJo“, neckte er mich.
Ich hasse ihn! Wirklich, ich könnte ihn...
„Hör auf damit“, muffelte ich, setzte mich neben ihn, rutschte aber so, dass mein Rücken an der Wand lehnte. Automatisch machte er mir platz.
Es war so vertraut, wie immer. So quatschten wir sonst, sahen DVDs oder gammelten einfach rum. Ich wollte, dass es wieder so war, wie immer, wie das letzte halbe Jahr! Er war mir zu wichtig!
„Bjorn, können wir nicht einfach so weitermachen, wie vor diesem Wochenende?“
„Könnten wir, aber ich glaube, weder du noch ich sind solche Heuchler.“ Nun war er ernst, aber auch das gefiel mir nicht sonderlich, weil er zu ehrlich war. Normalerweise war genau das eine Eigenschaft an ihm, die ich so mochte.
Betreten senkte ich den Blick. Leider hatte er recht. Wie lange würde das wohl gut gehen? Wenn es nach meiner Libido ging, nicht lang.
„Und jetzt?“, fragte ich kleinlaut.
„Nichts jetzt. Du triffst dich mit Meike, ich werd auch schon was finden und in der Zwischenzeit...“
In der Zwischenzeit...
Er würde schon was finden...
Ich wollte aber nicht, dass er irgendwas fand!
Warum konnte es nicht einfach so bleiben, wie es gewesen war? Nur er und ich.
„Jo, ich muss morgen früh raus“, murrte er nun und rutschte vom Bett. Er warf mich raus, na toll. Dennoch nickte ich und stand nach ihm auf. Déjà vu, schon wieder stand ich mit einer Person an der Tür, diesmal wollte aber der Besitzer der Wohnung, dass ich ging und ich selbst es nicht. Ich wollte bleiben, bei ihm.
Ich wollte wieder dieses Kribbeln.
Wollte...
... ihn.
Schwul...
Konnte ich das? Konnte ich jetzt endlich dazu stehen, oder würde ich wieder kneifen, weiterhin etwas vortäuschen, was ich nicht war? Bis vor Kurzem hatte ich das ja auch vorzüglich gekonnt. Manchmal glaubte ich es selbst. Aber durch Bjorn veränderte sich auch das.
Ich mochte es zu sehr ihn anzusehen, wie er sich bewegte. Fand, dass er einen schönen Körper hatte und seine Haut, wenn auch nur flüchtig berührt, schickte immer Ministromstöße durch meine Fingerspitzen und bescherte mir eine angenehme Gänsehaut.
Seit ich ihn kannte, war mein Leben anders geworden.
Besser.
Reicher.
Schöner.
Er brachte mich zum Lachen. War immer da, hörte mir zu, rückte mir den Kopf zurecht. Wir ergänzten uns. Er war wie die zweite Hälfte einer Münze – meiner Münze.
Wollte ich überhaupt da weitermachen? Oder wollte ich...
„Ich schmeiß dich echt nur ungern raus, aber ich bin hundemüde“, gähnte Bjorn erneut, sah mir aber nicht in die Augen.
„Lügner“, murmelte ich leise.
„Was? Ich bin wirklich total alle!“
„Du willst mich loswerden“, gab ich zurück, er stritt es nicht ab.„Johan, die Woche war schwer, okay? Ich will einfach nur noch pennen und gut.“
„Für mich war die Woche auch hart. Es war total schwer, dich nicht anzurufen oder vorbeizuschauen“, erwiderte ich, was ihn nun doch zum Schmunzeln brachte. Mit leicht gesenkten Lidern lehnte er sich an die Tür und sah mich an.
„War das so schwer?“,
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