Neulandexpedition (German Edition)
„Ich war noch nie verliebt, bis du kamst. Früher hab ich manchmal gedacht, ich krieg das vielleicht in den Griff. Ich weiß, lachhaft, aber das ist ein Grund, warum ich von zuhause weg bin. Ich wollte ich sein! Nur hat das leider nicht ganz geklappt.“
„Warum hast du mich dann weggestoßen?“ Das verstand ich immer noch nicht. Hätte er nicht dann eher einen Luftsprung machen müssen, anstatt mich einfach stehen zu lassen?
„Weil mir in dem Moment alles zu viel wurde. Ich kann's dir selbst nicht erklären. Ich war vollkommen verwirrt, weil ich nie damit gerechnet hätte, dass du auch ... war wütend auf mich selbst, weil ich es so weit hatte kommen lassen. Weil ... Ich wollte dich einfach nicht verlieren. Du bist mein bester Freund, Bjorn! So gut wie mit dir, hab ich mich noch nie mit jemandem verstanden. Ich wollte nicht, dass es durch irgendetwas kaputt geht. Aber das würde es jetzt so oder so. Du solltest zumindest die Wahrheit kennen, bevor du mich zum Teufel jagst“, sprudelte es aus ihm heraus. „Gott, ich hab das alles noch nie jemandem erzählt.“
„Noch nie?“ Wie hatte er das so lange mit sich selbst ausmachen können? Ich hatte es ja gerade mal drei Monate geschafft!
Langsam ließ ich mich wieder neben ihn fallen. Meine Knie fühlten sich merkwürdig weich an.
Er wirkte traurig, bedrückt und verletzlich. Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen, hielt mich aber zurück. Ich war mir nicht sicher, ob er es jetzt ertrug.
„Nein, wem denn auch?“, meinte er verächtlich. Die Vorstellung, dass er früher so einsam gewesen war, tat mir weh. Doch da war auch noch ein anderer Gedanke.
„Bist du dir denn sicher, dass es nicht daher kommt? Ich mein, vielleicht bist du gar nicht verliebt, sondern nur...“, ich brach ab, die Vorstellung gefiel mir nicht, aber ich musste die Frage stellen.
„Ganz sicher“, schmunzelte er. „Glaub mir, für Alwin, Elias oder Rony sind meine Gefühle andersgeartet.“
„Das will ich hoffen“, brummte ich zumindest ein bisschen beruhigter.
„Ich dachte, du stehst auf Dreier?“ Ein spitzbübisches Funkeln schlich sich in seine Augen und vertrieb etwas die Traurigkeit.
„In dem Fall mach ich 'ne Ausnahme.“
Er lächelte sacht und sah mich an, hob die Hand und strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn.
„Das ist gut, weil für mich so was auch nichts wäre.“
„Eifersüchtig?“, fragte ich und genoss seine Berührungen. Stumm nickte er, bevor er nach einer Weile meinte:
„Heute Abend hat Meike-“
„Du warst heute bei Meike?“, unterbrach ich ihn.
„Ja, Spieleabend. Alwin und Sandra waren auch da. War grässlich.“
„Gewonnen?“, wollte ich schnippisch wissen.
„Verloren, was auch sonst?“, schnaubte er und fuhr dann fort: „Und sie hat Dinge gesagt, wirklich gemeine Dinge, und ich...“, er brach ab. „Sorry, ich sollte nicht auch noch petzen. Ich hab sowieso schon alles bei euch durcheinandergebracht.“
„Schon okay, dass sie nicht mein größter Fan ist, weiß ich“, beruhigte ich ihn, und entlockte ihm damit einen tiefen Seufzer.
„Okay, jedenfalls hat sie deine Ex und Cosmo erwähnte, und ja, ich bin eifersüchtig. War es schon vorher, sobald du mal keine Zeit für mich hattest, weil du dich mit anderen getroffen hast. Vor allem mit Elias, aber ich hatte eben noch nie einen besten Freund und hab versucht, es auf ein normales Eifersuchtsding zu schieben, wenn der beste Freund eben keine Zeit für einen hat. Aber, dass du jetzt auch noch einen schwulen Freund hast...“, er zuckte im Liegen die Schultern, „hat mir nicht gefallen.“
„So, hat es das nicht?“, neckte ich.
„Nein, und das ist nicht witzig!“, murrte er und pikste mich in die Seite.
„Sei doch nicht immer so brutal. Gibt sicher 'nen blauen Fleck!“
„Selbst Schuld. Ich mach hier 'nen Seelenstrip und dann kommt so was!“
„Okay, also wieder ernst?“, lenkte ich ein.
„Ja bitte“, nickte er und drehte sich auf den Bauch. „Also, wer ist Cosmo?“
„Ich kenn ihn schon ewig und hab ihn diese Woche angequatscht, weil ich ... na ja, ich konnte mit meinen beiden besten Freunden eben nicht darüber sprechen und ich musste es loswerden.“
Wieder schwieg er, fragte aber dann: „Du hast mit ihm über ... über uns gesprochen?“
„Hm, ich brauchte sozusagen eine Expertenmeinung. Die Erleuchtung war es aber auch nicht.“
„Wann hast du's denn jetzt eigentlich gemerkt?“, wollte er plötzlich wissen.
„Kann ich dir gar nicht genau
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