Neulandexpedition (German Edition)
mir leid, dass ich mich so verhalten hab.“ Er sagte immer noch nichts, also hob ich doch wieder den Blick. Er ließ mich nicht aus den Augen, der Ausdruck, der in ihnen lag, war ernst. Das hier war wirklich schwieriger, als ich jemals für möglich gehalten hatte.
„Ich hab auch Angst“, flüsterte er da und überraschte mich. Bjorn und Angst?
„Und deswegen gehst du in Schwulenclubs?“, schnaubte ich.
„Das ist genauso neu für mich wie für dich-“
„Ich-“, wollte ich ihn unterbrechen, doch er stoppte mich seinerseits, indem er mir mit einem Zeigefinger die Lippen verschloss, nur um einen Augenblick später selbst ins Stocken zu geraten.
„Und ich wollte einfach sehen...“ Seine Stirn legte sich in Falten, als suche er nach den richtigen Worten.
„Ob Typen auf dich stehen?“, schlug ich daher vor.
„Nein, ob ich auf Typen stehe, oder ob ich einfach nur so auf dich reagiere, weil ich dich besonders mag.“
„Und, magst du Typen?“, ich schluckte erneut schwer. Wollte ich wissen, ob er auf andere Männer ähnlich reagierte? Ob er sich bei ihnen ähnlich fühlte? Wenn ich ehrlich war, nein. Ich wollte eher, dass ich für ihn einzigartig war. Es war kindisch, das war mir bewusst.
„Der Kuss vorhin war ganz nett“, meinte er locker und ich sah ihn garantiert an wie ein Fisch, der auf dem Land nach Luft schnappte
„Du hast ihn geküsst?“, hauchte ich.
„Muss ich heute eigentlich alles zweimal sagen?“, seufzte er und strich sich durch die kurzen Haare.
Er hat einen Anderen geküsst, einen anderen Typen. Irgendein heißer, atemberaubender Kerl hat ihn geküsst!
Wut stieg in mir auf. Wäre ich nicht so eine Lusche, wäre Bjorn gar nicht erst mit diesem Cosmo losgezogen. Und er hätte auch keinen anderen Typen geküsst!
„Ganz nett, hm?“ Ich trat noch näher zu ihm, sah ihn herausfordernd an. „Weißt du was? Küsse, die ganz nett sind, sind reine Zeitverschwendung, wenn man Küsse haben kann, die ... wow sind.“ In ihm schienen widersprüchliche Gefühle zu kämpfen. Ich wagte mich hier verdammt weit vor, aber wenn ich über meinen Schatten sprang, dann mit Anlauf und Salto.
„Oder wie siehst du das?“
Einen Moment überlegte er, erwiderte aber dann: „Genauso.“
Vor Erleichterung hätten fast meine Knie nachgegeben und dieses Mal war es ganz eindeutig ich, der ihn küsste und es war plötzlich ganz leicht. Ich überbrückte einfach die wenigen Zentimeter, die unsere Lippen noch trennten, und traf seine im ersten Versuch.
Ich zitterte, als ich eine Hand in seinen Nacken legte und näher trat. Ein Seufzen entwich mir, als sich ein Arm um meine Mitte schlang und mich an ihn presste, während seine andere Hand in meine Haare fuhr.
Ja, das war Wow , eindeutig und ich hatte lange genug darauf verzichtet.
Gierig verstärkte ich den Druck meiner Lippen, drängte mich gegen ihn und brachte ihn ein wenig ins Schwanken. Leicht lächelte ich gegen seine Lippen, was mir aber verging, als wir plötzlich beide das Gleichgewicht verloren und auf seine Matratze fielen. Verblüfft starrte wir uns in die Augen, lachten dann aber gleichzeitig los. Nun packte er meinen Nacken und zog mich zu sich hinunter. Überschwänglich küsste er mich und mir kam es so vor, als wäre eine zentnerschwere Last von meiner Seele gefallen. Mehr als willig erwiderte ich seinen Kuss.
***
„Seit wann weißt du's?“, erkundigte ich mich eine Weile später, nachdem wir unsere Lippen mal eine kleine Pause gönnten und drehte den Kopf, sodass ich ihn betrachten konnte.
Wir lagen Seite an Seite auf dem Bett, seine Finger spielten mit meinen. Verhakten, streichelten, neckten. Es war vielleicht eine halbe Stunde vergangen, seit er mich hineingelassen hatte, und doch hatte sich mein Leben in dieser kurzen Zeit grundlegend verändert. Und ich war überglücklich darüber!
„Keine Ahnung. Liebe auf den ersten Blick war's nicht“, gab er zu und krauste nachdenklich die Stirn.
„Jetzt bin ich beleidigt.“
„Ach komm, bei dir ja wohl auch nicht!“, hielt er dagegen. Mir wurde plötzlich kalt. Ich dachte an unsere erste Begegnung zurück.
„Jo?“, fragte er nun leicht verunsichert und schien meinen Stimmungsumschwung instinktiv zu spüren.
„Ich ... ich hab damals wirklich einen Moment gedacht, zwischen Elias und dir wäre mehr und es hat mir gleich nicht geschmeckt“, gab ich zu und meine Finger verkrampften sich um die seinen. „Aber ich wollte es nicht wahrhaben, weil ... Bjorn, ich hatte
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