Neulandexpedition (German Edition)
nächste Wand gelaufen. Ich stand vor Bjorns Haus!
Automatisch blickte ich hinauf, doch seine Fenster waren dunkel. Auf einmal war der Knoten in meinem Magen wieder da. Fluchtartig drehte ich mich um und ging schnellen Schrittes den Bürgersteig entlang. Abrupt stoppte ich und änderte spontan erneut die Richtung, um wenig später vor Bjorns Tür zu stehen.
Wir mussten das klären, reden und irgendwie einen Weg finden, damit klarzukommen. Noch eine schlaflose Nacht, in der ich mich hin und her wälzte, hielt ich nicht aus.
Wir waren doch Freunde und ich wollte ihn nicht verlieren!
Eine Woche ohne ihn war schlimm gewesen, und ein ganzes Leben hielt ich nicht aus. Zudem ertrug ich diese Ungewissheit nicht länger. Ständig hatte ich ihn anrufen wollen, aus reiner Gewohnheit heraus. Bei lauter Kleinigkeiten, die wir sonst auch immer bequatschten. Es nicht zu tun, hatte mich enorm viel Kraft gekostet, die ich eigentlich in die Uni stecken sollte. Also Schluss damit! Wir waren erwachsen, auch wenn ich mich gerade nicht so fühlte, und wir würden das wie Erwachsene klären.
Entschlossen hob ich die Hand und legte den Zeigefinger auf den Klingelknopf, zuckte dann aber zurück.
Was, wenn Bjorn mich nicht sehen wollte?
Was, wenn er überhaupt nicht da war?
Was, wenn er da war, aber nicht allein?
Und was zu Hölle sollte ich ihm eigentlich sagen?
Trotz all dieser Fragen machte sich mein Finger selbstständig und drückte auf die Klingel. Automatisch hielt ich den Atem an, wartete und versuchte mir einige Dinge zurecht zulegen, die ich sagen könnte. Nur kam ich leider nie weiter als „Hi“ .
Aber das wäre immerhin ein Anfang, nur würde ich selbst dazu anscheinend nicht kommen, denn Bjorn öffnete nicht.
Kapitel 14
Jetzt aufgeben würde ich aber nicht. Immerhin wusste ich nicht, wann und ob ich mich erneut hertrauen würde. Also malträtierte ich die Klingel weiterhin. Fragte mich aber gleichzeitig, was ich bitte machen sollte, falls er wirklich nicht da war. Vor der Tür auf ihn warten? Keine gute Idee, vor allem, wenn er tatsächlich nicht allein heimkommen würde. Wenn zum Beispiel dieser Cosmo bei ihm wäre und Meike recht hätte. Alleine die Vorstellung reichte aus, damit mir übel wurde. Er musste da sein, er musst!
Ich hörte auf meine vergeblichen Klingelversuche zu zählen und achtete auch gar nicht mehr auf eventuelle Geräusche aus der Wohnung. Er war nicht da, er war tatsächlich nicht da. Vielleicht war er bei Cosmo. Vielleicht auch bei Elias, seinem anderen oder besser gesagt, seinem einzigen besten Freund. Wahrscheinlich hatte er mich bereits abgeschrieben. Das zeigte doch schon, dass er heute nicht beim Spieleabend gewesen war. In all der Zeit, in der ich ihn nun kannte, war er nicht einmal mit einem Kumpel der nicht zur Clique gehörte ausgegangen. Das bewies doch...
Erschrocken trat ich einen Schritt zurück, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und ein reichlich verschlafener und zerzauster Bjorn vor mir stand. Bei seinem Anblick begannen meine Beine zu zittern und mein Magen verkrampfte sich. Nervosität, das war nur Nervosität, nichts weiter. Grimmig blinzelte er mich an. Oh ha...
„Was!“, pflaumte er und stützte sich mit einer Hand am Türrahmen ab.
„Stör ich?“, fragte ich so locker wie möglich und lauschte nun doch angestrengt auf eventuelle Hintergrundgeräusche. Was machte ich nur, wenn er wirklich nicht allein war? Wenn dieser ... dieser Cosmo bei ihm war und sie...
„Ich hab geschlafen!“
Allein? , es lag mir auf der Zunge, ich schluckte es aber gerade rechtzeitig herunter.
„Gut, jetzt bist du ja wach“, damit drängte ich mich dreist in seine kleine Wohnung. Angriff war schließlich die beste Verteidigung. Außerdem fiel mir nichts anderes Schlaues ein. Schnell suchte ich mit dem Blick seine zwei Zimmer ab, und wenn sich nicht noch jemand im Bad oder dem Schrank versteckte, hatte ich Glück. Oder dieser Weltraumfutzi, denn ich wusste nicht, was ich getan hätte, wenn der Horrorfall tatsächlich eingetreten wäre.
„Sach mal...“, empört folgte Bjorn mir.
„Wir müssen reden“, meinte ich entschlossen und klang zu meiner großen Überraschung wirklich so. Obwohl mein Herz vor Aufregung Saltos schlug.
„Mitten in der Nacht?“, verschlafen rubbelte er sich durch die kurzen braunen Haare, sodass sie in alle Himmelsrichtungen in die Höhe standen. Ich hätte ihn am liebsten sofort besprungen. Er sah einfach zum Niederknien aus, in
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