Neulandexpedition (German Edition)
Zusammengehörigkeit demonstrierte – in Wahrheit brauchte ich seinen Halt. Ich war nicht so stark, so mutig. Aber er war es und mit ihm zusammen wurde auch ich es.
„Das ist ja 'n Ding“, hauchte Sandra und ließ sich in ihrem Sessel zurücksinken.
„Seit wann seid ihr denn ... schwul?“, brachte Larissa schockiert heraus und musterte uns, nach einem eher mitleidigen Blick in Meikes Richtung, unschlüssig. „Ich mein, seid ihr sicher?“, hakte sie nach und krauste die Stirn.
„Nein, bin ich nicht“, erwiderte Bjorn und drückte meine Hand. „Aber ich bin mir sicher, dass ich in Jo verliebt bin.“
Langsam stieß ich die Luft aus, und merkte erst da, dass ich sie überhaupt angehalten hatte. „Mir geht’s genauso“, stimmte ich zu und schubste ihn leicht an. Das Lächeln, welches er mir daraufhin schenkte, ließ mich in dem Punkt sehr sicher sein. Mein Herz erwies sich nämlich als wahrer Artist und schlug einen Salto nach dem anderen.
„Also ich find' das ja nicht so gut“, muffelte Rony und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ich glaub kaum, dass du da ein Mitspracherecht hast“, schnaubte Alwin amüsiert.
„Wieso? Geht uns doch alle was an!“, beharrte Rony und musterte uns. Seinen Blick konnte ich nicht ganz deuten. Dennoch hätte ich beinahe gelacht, denn der meinte das tatsächlich ernst.
„Und du meinst, wir müssen dich da erst um Erlaubnis bitten, ja?“, hakte Bjorn nach.
„Na ja...“, zuckte Rony plötzlich unsicher geworden die Schultern und sah hilfesuchend in die Runde.
„Oder besser noch, wir stimmen erst ab, ob wir beide poppen dürfen. Wer ist dagegen?“, fügte Bjorn hinzu und ich sah wirklich, dass Ronys Hand leicht zuckte, bei Meike war ich mir nicht so sicher. Die Anderen lachten los, Rony bekam eine rote Birne und Meike verzog den Mund. Aber die leicht angespannte Stimmung lockerte sich nun etwas.
„Also seid ihr jetzt so richtig zusammen?“, fragte Sandra nach.
„Japp, sind wir“, bestätigte ich und konnte nicht verhindern, dass sich ein breites Grinsen auf mein Gesicht stahl. Es kam mir selbst absolut irreal vor. Noch vor Kurzem hätte ich jedem einen Vogel gezeigt.
Eine Beziehung mit Bjorn? Verrückt, unvorstellbar, aussichtslos und jetzt ... jetzt gehörten wir zusammen.
„Das freut mich für euch“, erwiderte Sandra und strahlte uns an. Auf diese Reaktion hatte ich gehofft, aber nicht wirklich damit gerechnet. Dementsprechend fiel mir der erste Stein vom Herzen, war aber dennoch nicht beruhigt. Rony würde damit klarkommen, aber was war mit Elias? Vorsichtig sah ich zu ihm, denn bis jetzt hatte er noch keinen Ton gesagt. Auch Bjorns Aufmerksamkeit galt ihm, seine Finger verkrampften sich leicht um meine. Nun war ich es, der beruhigend mit dem Daumen über seinen Handrücken strich.
Nachdenklich musterte Elias uns und seufzte dann gespielt geknickt: „Och Mensch, noch ein Paar. Das nimmt ja langsam überhand hier“, dabei ließ er uns weiterhin nicht aus den Augen. Sein Blick sagte mir ganz klar, dass er mit Bjorn noch ein Hühnchen zu rupfen hatte, so gut kannte ich ihn inzwischen. Doch das würde er nicht hier tun, sondern, wenn sie alleine waren.
„Also ist es okay für euch?“, wurde Bjorn jetzt ernst und sah in die Runde. Unweigerlich hielt ich erneut den Atem an.
Ich kannte sie erst ein knappes halbes Jahr und ihre Ablehnung würde mich treffen. Wie es Bjorn allerdings in einem solchen Fall gehen würde, wollte ich mir gar nicht ausmalen. Er riskierte viel mehr, und das für mich!
„Also für mich ja“, meinte Alwin und zog Sandra auf seinen Schoß, die ebenfalls nickte.
„Solange ihr euch nicht in einer Tour abschlabbert“, murrte Rony und schob sich eine Handvoll Chips in den Mund. Es passierte nur selten, dass Larissa mit ihm einer Meinung war, doch ihrem Gesichtsausdruck nach zu schließen, traf das nun zu.
„Natürlich! Habt ihr echt was anderes gedacht?“, schaltete sich Elias ein und klang etwas beleidigt – diesmal meinte er es ernst. Der Blick, mit dem er Bjorn bedachte, ließ diesen leicht den Kopf senken.
„Es ist für uns beide ja schon neu“, zuckte ich erklärend mit den Schultern.
Meike entwich ein Schnauben, betreten blickte ich sie an. Lieber hätte ich es ihr allein gesagt und versucht, es ihr schonend beizubringen. Bezweifelte aber, dass das überhaupt möglich gewesen wäre. Es hätte sie so oder so getroffen.
„Ich find's Scheiße, okay! Große Scheiße“, damit rauschte sie ab, Tränen
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