Neulandexpedition (German Edition)
glitzerten in ihren Augen. Betreten schauten wir ihr hinterher und ich zuckte leicht zusammen, als mich jemand am Arm berührte. Es war Larissa, die mich ernst ansah.
„Sie beruhigt sich schon wieder. Ist nur ein Schock für sie. Lasst ihr ein bisschen Zeit." Kurz zögerte sie, umarmte dann aber erst mich und schließlich Bjorn, der von dieser Geste sichtlich überrascht wirkte, bevor sie ihrer Freundin folgte.
„Uff“, meinte Rony und ich konnte ihm da nur zustimmen. Am liebsten hätte ich mich gesetzt, denn meine Knie ähnelten einem Pudding.
***
„Ist doch gar nicht so schlecht gelaufen“, meinte Bjorn eine gute Stunde später und klang dabei ein bisschen zu munter, während er vor mir die Kellertreppe hinunterstieg. Er war von Larissa dazu verdonnert worden, das Gurkenglas, das ihre Eltern irgendwo noch gehortet haben mussten, zu finden, während die Anderen in der Küche zusammen Brote und Salat für das Abendessen vorbereiteten.
Da dies die erste Gelegenheit nach unserem Geständnis war mit ihm allein zu sein, hatte ich mich ihm angeschlossen. Denn obwohl alles eigentlich wie immer war, brauchte ich dringend eine kleine Pause. Außerdem gab es da etwas, dass ich ihn fragen musste.
„Sie scheinen damit wirklich kein Problem zu haben“, stimmte ich zu. „Aber dir macht das anstehende Verhör zu schaffen, hm?“
Er blieb kurz stehen und tastete am Ende der Treppe nach dem Lichtschalter für die Kellerräume. Eine leichte Gänsehaut breitete sich auf meinen Unterarmen aus, was nichts mit der Kühle hier unten zu tun hatte. Keller waren nicht unbedingt meine liebsten Aufenthaltsorte. Muffiger Geruch und all die krabbelnden Bewohner, allen voran Spinnen. Vor den Viechern hatte ich einen höllischen Respekt, seit mir Achim im Alter von fünf, ein Exemplar, so groß wie eine Vogelspinne, von hinten in den Schlafanzug gesteckt hatte. Allein bei der Erinnerung wurde mir ganz anders.
„So leicht lässt der mich nicht davon kommen“, murrte er.
„Aber er hat kein grundsätzliches Problem damit“, warf ich ein.
„Nein, aber ich hab ihn belogen“, gestand Bjorn und warf mir einem raschen Schulterblick zu. „Und das, wird er mir übel nehmen.“
Ich verzog das Gesicht und taperte hinter ihm her, durch die etlichen Vorratsregalreihen. Vorbei an Oster- und Weihnachtsdekorationen, Angelsachen, Werkzeugkisten, alten Spielzeugen und Einmachgläsern in Massen. Um sich hier zurechtzufinden, brauchte man eine Landkarte!
„Das was du da gesagt hast...“, ich brach ab und besah ein Glas mit undefinierbarem Inhalt. Irgendetwas Gelbes waberte in einer klaren Flüssigkeit.
„Was genau? Ich hab 'ne Menge gesagt.“
„Wie immer“, neckte ich ihn.
„Haha“, machte er und verzog das Gesicht.
„Ich meinte, das mit dem poppen“, rutschte es mir heraus. Okay, seit er das gesagt hatte, kreisten meine Gedanken pausenlos darum herum. Gut, vorher auch schon, aber jetzt...
Er war gerade dabei, die unteren Regalbretter zu inspizieren, sah nun aber auf und prustete los.
„Das macht dir Sorgen, was?“, gluckste er und wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln.
Mir war nicht zum Lachen, aber schön, wenn sich hier wenigstens einer amüsierte.
„Ich hab tierischen Schiss“, gab ich zu, denn dieser Punkt war mir schon immer nicht geheuer gewesen.
„Schade, und ich wollte dich schon in die dunkel Ecke dahinten zerren“, knurrte er, schlang einen Arm um meine Taille und tat so, als wolle er seine Worte wahrmachen. Nun begann ich doch zu lachen und lehnte mich gegen ihn, als er sein Kinn auf meine Schulter bettete.
„Ganz ehrlich?“ Plötzlich war er wieder ernst. „Ich auch. Aber wir haben Zeit und niemand zwingt uns zu irgendetwas. Und weißt du was noch?“
„Nee“, murmelte ich und genoss es, wie seine Finger leicht über meinen Unterarm strichen.
„Wir sind zu zweit und nicht alleine.“
Sprachlos drehte ich mich etwas und starrte ihn an. Wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, weil...
„Du musst mir jetzt schmachtend in die Arme sinken, tief seufzen und mir deine inbrünstige Liebe erklären“, meinte er plötzlich. „Zumindest war das so in dem Schmachtstreifen, aus dem ich diese tollen Worte hab.“
„Du Arsch“, lachte ich auf und boxte ihm leicht in die Seite.
„Hey, hey, jetzt fall mal nicht noch mehr aus deiner Rolle“, grinst er breit. „Misshandlungen sind nach so 'ner Szene nicht erlaubt.“
„Oh sorry“, entschuldigte ich mich übertrieben und
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