Neulandexpedition (German Edition)
leise, als wir gemeinsam im Bus Richtung Larissa saßen.
„Keine Ahnung, sollten wir eigentlich, aber ...“, unsicher zuckte Bjorn die Schultern. „Ja. Ja, ich glaub schon. Ich hab keinen Bock auf Theaterspielen und gerade vor Meike nicht. Ich will nicht danebenstehen, während sie baggert.“
Bei dem Gedanken wurde mir selbst ganz anders. Schwer schluckte ich.
„An Meike will ich gar nicht denken“, murmelte ich und wischte meine eiskalten Finger an meiner Hose ab.
„Keine Bange, sie wird mich und nicht dich killen. In ihren Augen bin ich das Problem“, entgegnete Bjorn und grinste schwach. Die Vorstellung gefiel mir noch weniger. Ich wollte nicht, dass er als Sündenbock dastand, nur weil ich nicht von Beginn an reinen Tisch gemacht hatte. „Aber das ist mir egal. Soll sie Feuer spucken, soviel sie will, das ändert auch nichts hier ran.“ Er griff nach meiner Hand und drückte sie.
„Nein“, lächelte ich und lehnte mich in meinem Sitz zurück. Allein dieser harmlose Körperkontakt beruhigte mich ein wenig. „Das wird es nicht. Trotzdem hab ich Schiss davor.“
„Nicht nur du“, gestand er, behielt sein Lächeln aber dennoch bei. Die restliche Fahrt schwiegen wir, hielten uns aber weiterhin an der Hand, während wir unseren Gedanken nachhingen. Je länger ich darüber nachdachte, umso verrückter machte es mich. Jetzt wollte ich es am liebsten so schnell wie möglich hinter mich bringen.
Dementsprechend lang erschien mir die Viertelstunde, die wir noch unterwegs waren, bis wir schließlich vor Larissas Haus standen. Tief atmete ich durch und sah Bjorn an. Sein Blick war fest auf die Eingangstür gerichtet.
„Also, auf in den Kampf“, murmelte er, strafte die Schultern und klingelte.
Als Larissa öffnete, sah sie im ersten Moment verdutzt zwischen uns hin und her, lächelte dann aber erfreut. „Kommt rein, die Anderen sind schon da“, winkte sie uns in den Flur und wir folgten ihr ins Wohnzimmer. „Seht mal, welches Doppelpack ich da vor meiner Tür gefunden hab.“
„Hey, habt ihr euch wieder vertragen?“, begrüßte uns Alwin sofort und musterte mich prüfend. Ich biss mir auf die Lippen, sah kurz zu Boden, bevor sich unsere Blicke erneut trafen. Erkenntnis blitzte in seinem auf, während er zufrieden grinste.
„Wir mussten da was zwischen uns klären“, nickte Bjorn.
„Na, ein Glück“, seufzte Elias und klopfte mir auf die Schulter und begrüßte Bjorn mit Handschlag, bevor er sich in einen Sessel fallen ließ.
Daher war ich einen Moment abgelenkt und bemerkte Meike erst, als sie neben mich trat. Leicht berührten ihre Finger meinen nackten Arm.
„Hey“, begrüßte sie mich. „Du, ich hab mir was überlegt. Wollen wir nächsten Samstag vielleicht mal zusammen ins Kino gehen?“, fragte sie mich mit einem leicht schüchternen Lächeln. Also gab sie selbst nach der Abfuhr von vorgestern nicht auf. Mist! Insgeheim hatte ich gehofft, dass ich da deutlich genug gewesen war.
„Nein, kann er nicht“, schaltete sich Bjorn ruhig ein, bevor ich etwas erwidern konnte.
„Ach, machst du auf einmal seine Terminplanung oder bestimmst, mit wem er ausgeht?“, zischte Meike und sah ihn angriffslustig an.
„Letzteres, ja“, nickte Bjorn, ohne mit der Wimper zu zucken, was sie doch leicht aus dem Konzept zu bringen schien. Er würde es wirklich tun, oh Scheiße. Also gut, durchatmen und drauf einstellen, dass...
„Das ist ja wohl nicht dein Bier!“, fing sich Meike schnell wieder.
„Mit wem mein Freund ausgeht, geht mich sehr wohl was an!“, erwiderte er und zum ersten Mal erkannte ich, wie sehr ihn ihr Verhalten wirklich reizte. Obwohl er sich sonst nichts anmerken ließ, und die Ruhe in Person zu sein schien, funkelten seine hellbraunen Augen wütend. Davon abgelenkt brauchte ich einen Augenblick, um zu begreifen, dass es raus war. Er hatte es gesagt und alle sahen ihn nun an.
Das Gespräch von Larissa und Sandra verstummte. Die Jungs bekamen die Münder nicht mehr zu, bis auf Alwin, der sehr zufrieden aussah. Meike hingegen wirkte, als hätte sie der Schlag getroffen.
„Ihr seid ... ihr ...“, stotterte sie und war kalkweiß im Gesicht geworden.
„Ich hab doch gesagt, wir mussten da was zwischen uns klären.“ Immer noch war Bjorn so verdammt ruhig. Ich war es nicht und daher griff ich aus einem Reflex heraus nach seiner Hand.
Für die Anderen, denen dies natürlich nicht entging, sah es vielleicht so aus, als wolle ich ihn unterstützten und unsere
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