Neulandexpedition (German Edition)
weggegangen.“
„Aber ... aber warum hast du denn nie was gesagt?“, wollte ich wissen, denn es war schließlich nicht so, dass wir keinen Kontakt mehr gehabt hätten. Wir telefonierten, chatteten oder mailten sogar regelmäßig. Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass sie immer noch derart für mich empfand. Sie zuckte die Schultern.
„Weil ich gegangen bin“, wiederholte sie und wollte dann wissen: „Und warum hast du mir nichts gesagt?“
Ich vergrub meine zitternden Hände in den Hosentaschen. „Ich wollte ja, aber am Telefon oder Mail war's so ... so...“
„Du hast dich gedrückt“, rügte sie mich sanft. Betreten nickte ich und trat ein wenig näher zu ihr. Sie betrachtete mich, schüttelte sacht den Kopf und seufzte dann tief. „Du bist wirklich immer für eine Überraschung gut und ich hoffe, er weiß, was er an dir hat. Denn sollte er dir jemals wehtun, reiß ich ihm persönlich die Eier ab, das kannst du ihm gerne ausrichten.“
Ich lachte auf und zog sie dann in eine Umarmung, die sie sofort erwiderte. Ihr vertrauter Duft stieg mir in die Nase und ich strich ihr automatisch über die glatten seidigen Haare.
Es war so vertraut, fühlte sich immer noch gut an, aber nicht mehr richtig. Sie war nicht mehr mein zweiter Teil, nicht das Puzzlestück, das mich ganz machte.
Langsam lösten wir uns. „Okay, wer ist es? Er ist doch hier, oder?“ Neugierig sah sie sich durch die Scheibe die Menge an.
„Der-“
„Nein, lass mich rate!“, unterbrach sie mich und meinte nach einem Moment, in dem sie die Leute erneut mit dem Blick überflog: „Doch nicht etwa der schnuckelige Jo, der mich versucht mit seinen Blicken zu töten, oder?“
Sie blickte Johan an, der nun ertappt in eine andere Richtung schaute. Mein Grinsen wurde breiter. „Doch.“
„Johan? Oh Mann, natürlich! Da hätte ich auch selbst drauf kommen können“, seufzte sie.
Okay, ich hatte ihr vielleicht ein- zweimal von ihm vorgeschwärmt. Ja, gut, vielleicht auch ein- zweihundertmal. Wer zählte das schon?
„Hattest ja schon immer einen guten Geschmack, ne?“, grinste sie nun und stieß mich sacht mit einem Ellbogen an. Erleichtert erwiderte ich das Grinsen.
„Oh Gott“, plötzlich schlug sie sich eine Hand vor den Mund. „Kein Wunder, dass er so guckt. Ich hab dich geküsst! Oh Bjorn, dass ... Er muss mich hassen.“
„Das tut er nicht“, wiegelte ich ab.
„Doch, dass tut er. Glaub mir“, meinte sie. Ein kleiner seltsamer Unterton schwang in ihrer Stimme mit, während sie ihn nachdenklich musterte.
„Quatsch!“, meine Stimme klang überzeugter, als ich es in Wirklichkeit war. Ich nahm nämlich ebenfalls nicht an, dass die beiden besonders gute Freunde werden würden. Schließlich wusste ich von Johans Eifersucht auf Rike. Die wahrscheinlich gerade auf Volldampf kochte.
Jetzt sah er immer wieder einmal kurz zu uns und versuchte es ganz zufällig wirken zu lassen. Miserabler Schauspieler, dachte ich und musste grinsen.
„Das hat sich Meike ja dann wirklich toll ausgedacht. Aber das gönne ich ihr nicht“, entschlossen straffte sie ihre Schultern. „Sie wird dir nicht deinen Geburtstag versauen. Und ich werde den Teufel tun und ihr dabei helfen.“
Das war Rike, wie ich sie kannte und ja, liebte. Auch wenn es nun eine platonische Liebe war.
„Willst du ihn noch mal richtig kennenlernen?“, fragte ich daher.
„Ja“, meinte sie fest.
Jos und mein Blick trafen sich, diesmal sah er nicht gleich weg. Wieder verstanden wir uns ohne Worte und so kam er langsam, und sichtlich zögerlich auf uns zu.
Okay Bjorn, jetzt tief durchatmen, das wird schon. Ich war immer noch dabei mir Mut zuzureden, als Johan zu uns ins Freie trat.
„Okay, vorstellen brauch ich euch beide einander ja nicht mehr “, versuchte ich möglichst locker zu bleiben und beobachtete die beiden dennoch nervös.
„Nein, wir haben uns vorhin an der Tür ja schon bekannt gemacht“, meinte Johan höflich. Oh, hatten sie? Da war ich so durch den Wind gewesen, dass mir das wohl entgangen war.
„Oh ähm...“, stammelte ich und suchte fieberhaft nach Worten; nix! Toll . Immer, wenn es wirklich wichtig war, verabschiedete sich meine große Klappe. Schweigen breitete sich zwischen uns aus, bis sich Rike schließlich ein Herz nahm.
„Das ist jetzt wirklich keine schöne Situation für uns beide und ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich hab nicht gewusst, dass Bjorn wieder in einer Beziehung ist, sonst hätte ich mich anders
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