Neulandexpedition (German Edition)
Lächeln machte mich leicht nervös. Besaß ich ein sehr gutes Frühwarnsystem oder litt ich an Verfolgungswahn? Sie war schließlich früher eine sehr gute Freundin gewesen und ihren ersten Schock dürfte sie mittlerweile allmählich überwunden haben, oder? Vielleicht war sie also tatsächlich nur hier, um mir zu gratulieren? Oder mir Zyankali in meine Fanta zu mischen, damit sie Jo hinterher trösten konnte. Ich sag ja, Verfolgungswahn.
„Hallo Bjorn“, lächelte sie. „Herzlichen Glückwunsch.“
Ein schneller Seitenblick zeigte mir, dass ich es nicht allein war, den sie damit überraschte. Auch Jo, Elias und Larissa sahen sie sprachlos an. Bei allen Dreien hatte das wirklich Seltenheitswert.
„Ähm ... danke“, stammelte ich.
„Ich hab dir auch eine Überraschung mitgebracht.“ Ihr Strahlen wurde noch breiter und mir wurde kalt, als sie nun zur Tür zeigte.
Mit Grauen starrte ich diese an.
Was kam jetzt?
Der Axtmörder?
Freddi Krüger?
Jos Bruder?
Als Meikes Überraschung nun eintrat, traf mich wirklich der Schlag. Damit hatte ich nicht gerechnet und so konnte ich im ersten Moment einfach nur dastehen und die Person anstarren. Wahrscheinlich stand mein Mund sperrangelweit auf.
„Hallo Bjorn“, lächelte mich Rike warm an, trat auf mich zu, schlang einen Arm um meinen Nacken und küsste mich sanft – direkt auf den Mund und vor Jos Augen.
Haha, ja Happy Birthday Bjorn!
Kapitel 26
Johan
Zuerst konnte ich Meike nur verblüfft anstarren, dann folgte ich Bjorns Blick zur Tür und erstarrte innerlich zu Eis. Schnell sah ich erneut Bjorn an, dessen Gesicht sich von anfänglichem Misstrauen nun in pure Freude verwandelte. Eine große schlanke Brünette betrat den Raum. Ein Model, wie alle gesagt hatten und sie hatten wirklich nicht übertrieben. Das musste selbst ich zugeben, obwohl ich alles andere als objektiv war.
Das musste wieder dieser Albtraum sein. Ganz sicher, das konnte, durfte , nicht die Realität sein. Vor allem, weil diese Frau jetzt auf meinen Freund zustrebte und ihn küsste um ihm dann ein „Happy Birthday“ entgegen zu hauchen! Mit einem Mal war mir entsetzlich übel.
„Ähm ... Rike ... was ... wo...“, stammelte Bjorn und entlockte ihr damit ein helles Lachen. Shit, sogar ihr Lachen war perfekt. Hätte sie nicht zumindest gackern können oder wiehern wie ein Pferd? So etwas Nettes, das einem schnell auf die Nerven ging. Ansonsten war das doch viel zu unfair. Wie sollte man gegen diese Perfektion bestehen?
„Meinst du, ich lass mir deinen Geburtstag entgehen?“, lächelte sie und strich ihm sanft über den Arm.
Ja Frau, weil du hier nix mehr zu suchen hast, dachte ich wütend, biss die Zähne zusammen und beschwor mich ihr nicht auf die vorwitzigen Finger zu schlagen. Oder besser noch, sie bei der langen glänzenden Haarpracht zu packen und von Bjorn wegzuzerren. Angespannt beobachtete ich, wie sie sich umwandte und mit Küsschen hier, Küsschen da die anderen der Clique begrüßte. Die plötzliche Spannung im Raum schien sie nicht wahrzunehmen. Alle wirkten verunsichert, als wüssten sie nicht, wie sie sich nun verhalten sollten. Außer Meike, die scheinbar sehr zufrieden mit sich war und ein wenig abseitsstand und das Ganze sichtlich genoss.
Ihre Worte fielen mir wieder ein.
„Bist du dir sicher, dass Bjorn auch schwul ist?“
Dieses Miststück! Anscheinend spekulierte sie darauf, dass dies nicht der Fall war und er jetzt seine alten Gefühle wiederentdeckte. Schwachsinn! Oder? Natürlich war das Quatsch. Er würde nicht...
Meike sah mich kurz an. Ein gemeines Lächeln umspielte ihre Lippen, während ihr Blick zu sagen schien: „Du hast mir wehgetan, jetzt sieh, wie sich das anfühlt.“ Und sie war sehr treffsicher gewesen. Es schmerzte höllisch und die Zweifel, die sie hatte säen wollen, keimten bereits jetzt.
Sie schaffte es tatsächlich. Sie ruinierte diesen Abend, bei dem ich mir solche Mühe gegeben hatte, damit er schön und perfekt wurde. Ich hatte mich sogar drei Stunden in die Küche gestellt und diese verflixten Muffins verziert! Und jetzt kam sie mit ihrem Überraschungsgast und wollte alles kaputtmachen.
„Und du musst der Neue sein“, wandte sich Rike nun an mich und lenkte somit meine Aufmerksamkeit wieder auf sie.
Entschlossen, mir nichts anmerken zu lassen, zwang ich mich dazu, ihr Lächeln zu erwidern. Laut der Clique war sie ein toller Mensch, also würde ich ihr eine Chance geben. Zumindest nahm ich mir dies vor, ob es
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