Neulandexpedition (German Edition)
zumindest sie empfand eindeutig noch etwas für Bjorn. Nur wie sah es bei ihm damit aus?
Kapitel 27
Bjorn
„ Ich hatte eigentlich vor, dich anzurufen und zu gratulieren, aber dann hab ich Meike getroffen und sie war so nett, mir von deiner Party zu erzählen“, erklärte mir Rike und lehnte sich an das Geländer des Balkons.
Ich konnte nach wie vor nicht fassen, dass sie gerade vor mir stand. Ihre kornblumenblauen Augen strahlten alleine durch das Licht, das vom Wohnzimmer auf den Balkon fiel und auf ihrem Haar lag ein rötlicher Glanz. Sie war immer noch genauso wunderschön, wie ich sie in Erinnerung hatte.
„Hm, na ja, ob sie das nett gemeint hat, bezweifle ich“, grummelte ich und erntete einen überraschten Blick.
„Wieso?“
„Dicke Luft“, wich ich aus und lehnte mich meinerseits ihr gegenüber an den Tisch. Wir waren nach draußen gegangen, weil es hier ruhiger war und ich ihr nicht vor versammelter Mannschaft von Jo und mir erzählen wollte. Ich hatte nämlich keinen Schimmer, wie sie auf diese Nachricht reagieren würde.
„Was ist denn passiert? Ihr habt euch doch sonst so gut verstanden“, wunderte sie sich und ich musste ein Schnauben unterdrücken. Ja, vor einer Million Jahren, zumindest erschien es mir so.
„Na ja, in letzter Zeit nicht mehr.“
„Warum?“, hakte sie nach und musterte mich besorgt.
„Weil ... ähm wir...“, ich brach ab und fuhr mir mit einer Hand durch die Haare. Es gerade ihr zu sagen, erwies sich schwieriger als gedacht. Immerhin war das hier meine erste große Liebe. Wie verklickerte man dieser, dass es nun eine zweite große Liebe gab und gleichzeitig, dass der Ex plötzlich schwul war?
Ich hatte keine Ahnung und so entschloss ich mich zu Altbewährtem; ich platzte einfach damit heraus.
„Wir haben uns in den gleichen Mann verliebt.“
Ich sah den Schock und Unglauben in ihrem Gesicht. Zuerst starrte sie mich nur an, schien auf den Witz zu warten, doch als ich nichts mehr sagte und sie merkte, dass es mir ernst war, blinzelte sie einmal und stotterte dann schwach: „In den gleichen ... wow ... also ... wow.“
„Für mich war das auch 'ne ziemliche Überraschung“, lachte ich gekünstelt und wischte mir die plötzlich feuchten Hände an der Hose ab. Sie wirkte so, als würde sie jeden Moment umkippen und auch meine Knie waren reichlich weich. Hiergegen war selbst das Geständnis vor der Clique ein Klacks gewesen.
„Und da sie so sauer ist, nehme ich an, du bist als Sieger vom Platz gegangen?“, mutmaßte Rike nach einem Moment des Schweigens.
„Hm“, murmelte ich und blickte zu Boden.
„Warst du schon immer-“
„Nein!“, unterbrach ich sie und trat auf sie zu. Sie wich meinem Blick aus, doch ich hob sanft ihr Kinn, um ihr in die Augen zu sehen. Schmerz lag darin und ich schluckte schwer. „Nein Rike, das musst du mir glauben. Ich weiß selbst erst seit zirka einem halben Jahr, dass ... na ja, dass mir auch Männer gefallen können.“
Eindringlich musterte sie mich, bis sie schließlich stumm nickte und sich dann etwas abwandte. Ich ließ es diesmal zu, gab ihr die Zeit. Sichtlich zittrig atmete sie durch.
„Warum bist du überhaupt in der Stadt?“, versuchte ich schließlich das Thema zu wechseln. Ich hätte nicht gedacht, dass es sie so mitnehmen würde. Allerdings war ich Idiot auch nicht darauf gekommen, dass sie unsere Beziehung infrage stellen könnte, weil dies einfach absoluter Schwachsinn war.
„Na ja, ich werd' mein Studium wahrscheinlich in Deutschland fortsetzten und da ... Ich wollte mal schauen, wie die Lage hier ist“, zuckte sie die Schultern. Ich runzelte die Stirn. Soweit ich auf dem Laufenden gewesen war, wollte sie nach ihrem Auslandsaufenthalt eher nach Berlin oder eine andere größere Stadt. Was ja auch der Grund unserer Trennung gewesen war. Sie hätte sich eben nicht nur auf ein Jahr beschränkt, was zu verkraften gewesen wäre. Unsere Zukunftspläne gingen komplett in zwei unterschiedliche Richtungen.
„Aber warum...“, verwirrt runzelte ich die Stirn und sie warf mir einen Blick zu, der mein Herz ins Stolpern brachte. „Du ... du wolltest doch nicht ... nicht ...“, ich stoppte, mein Mund war plötzlich staubtrocken. Was war ich nur für ein Trottel! Ich wiederholte mich, aber manches kann man einfach nicht oft genug sagen. Scheiße!
„Ich bin ja selbst schuld“, knurrte sie, umfasste mit beiden Händen das Geländer und starrte über die Gärten des Hauses. „Ich bin
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