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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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nicht enttäuscht von Ihnen. Ich bin wahnsinnig enttäuscht.« Mit diesen Worten knallte er den Hörer auf die Gabel. Erst jetzt bemerkte er Morells Anwesenheit.
    »Sie braucht uns nicht zurückzupfeifen«, sagte dieser. »Wir haben bereits gefunden, wonach wir gesucht haben.«
    Bertoni starrte ihn an und rang offensichtlich um Fassung. »Ach ja? Und was soll das sein?«
    »Wir haben Ihren Kittel aus dem Krankenhausmüll gefischt. Den, der voll mit Schwester Sabines Blut ist.«
    Bertoni lehnte sich in seinem Stuhl zurück und spielte mit einem Kugelschreiber herum. »Wie bitte? Sie reden wirres Zeug.«
    »Was war denn daran jetzt wirr? Einer Ihrer Arztkittel wurde gefunden, und er ist voll mit Schwester Sabines Blut.« Morell schaute sich im Büro um. »Haben Sie sie mit dem Kopf gegen die Tischkante geknallt?« Er ging zum Schreibtisch und inspizierte die Ecken. »Oder haben Sie irgendeinen Gegenstand benutzt?« Er griff nach einem Briefbeschwerer in der Form eines übergroßen goldenen Golfballs.
    »Jetzt hören Sie mit Ihren komischen Theorien auf.« Bertoni riss ihm den Briefbeschwerer aus der Hand. »Ich habe niemanden getötet. Ich habe mehrere von diesen Kitteln. Den kann jeder genommen haben.« Er stellte den goldenen Golfball so heftig zurück auf den Tisch, dass eine kleine Delle entstand. »Da will mir jemand etwas anhängen.«
    Morell setzte sich unaufgefordert hin und schlug die Beine übereinander. »Wenn Ihnen jemand etwas hätte anhängen wollen, hätte derjenige nicht versucht, den Mord so akribisch zu vertuschen. Ist es hier drinnen passiert oder in einem anderen Raum?«
    »Ihre Unterstellungen sind unhaltbar.« Bertonis dunkle Augen funkelten. »Am besten Sie gehen jetzt.«
    Morell ließ sich davon nicht beeindrucken. Gemütlich rieb er sein Kinn. »Ich tippe auf hier drinnen. Die Spusi ist schon auf dem Weg – die wird das sicher herausfinden. Fragt sich nur noch, warum Sie es getan haben. Lassen Sie mich raten. Das Schwarzwaldklinik-Klischee hat also doch gestimmt. Der attraktive, erfolgreiche Oberarzt und die schöne, begehrenswerte Schwester. Der einzige Haken an der Sache war, dass sie Sie nicht wollte, und das hat Sie wütend gemacht. Sehr wütend. Sie haben sie erschlagen, ihr den Abschiedsbrief untergeschoben, die Leiche dann mit dem Schneemobil durch den Wald gefahren und sie in die Schlucht geworfen.«
    Bertoni presste seine Lippen so fest aufeinander, dass alles Blut aus ihnen wich. »Verschwinden Sie«, fauchte er. »Jetzt sofort.« Es war nicht zu übersehen, dass er kurz vorm Explodieren war.
    »Diese undankbare Schwester Sabine«, redete Morell völlig unbeeindruckt weiter. »Weist Sie ab und wirft sich dafür dem Metzger Fitz an den Hals.« Er schüttelte theatralisch den Kopf. »Haben Sie ihren Tod geplant, oder ist einfach Ihr Temperament mit Ihnen durchgegangen?«
    »Raus hier! Sofort!« Bertoni knallte mit der Faust so fest auf den Tisch, dass die Kaffeetasse, die dort stand, umkippte und ihren Inhalt über einen Stapel Papiere ergoss.
    »Sie hatte wirklich keinen guten Männergeschmack«, machte Morell weiter. »Kennen Sie ihren Ex, den Sepp Rainer Junior? So ein Prolet. Ein totaler Versager. Dumm und pleite. Genauso wie der Klaus Fitz. Und trotzdem hat sie solche Typen Ihnen vorgezogen.«
    »Sie haben ja keine Ahnung!« Bertoni war rot angelaufen, und sein ganzer Körper bebte.
    »Der große Doktor Stefano Bertoni wird von einer kleinen Krankenschwester vorgeführt.« Morell tat so, als ob er über einen guten Witz lachen würde.
    »Raus jetzt!« Bertoni schrie so laut, dass kleine Speicheltröpfchen durch die Luft flogen.
    Morell lachte lauter.
    »Sie war eine Puttana. Eine dreckige kleine Hure. Sie hat es nicht besser verdient!« Bertoni, erschrocken über sich selbst, schlug eine Hand vor den Mund.
    Morell wurde mit einem Schlag wieder ernst. »Sehen Sie. War doch gar nicht so schwer.« Er erhob sich aus dem Sessel und machte einen Schritt auf Bertoni zu.
    »Was soll denn das jetzt?«
    »Stefano Bertoni, Sie sind vorläufig festgenommen. Alles, was Sie sagen, kann und wird …« Er schielte zur Tür. Wo blieb Oliver denn nur?
    »Den Kittel hätte jeder nehmen können. Sie können mir also nichts beweisen«, unterbrach Bertoni ihn. »Das reicht niemals für eine Anklage.«
    »In Ihrer Wohnung werden wir schon alle nötigen Beweise finden.« Morell lächelte, denn als er Bertonis bestürzten Gesichtsausdruck sah, wusste er, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Er warf

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