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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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schließlich.
    Die Verkäuferin beäugte ihn misstrauisch von Kopf bis Fuß. »Ich schau mal, ob er Zeit hat«, sagte sie in einem Tonfall, der so eisig war, dass sie damit eine ganze Lagerhalle voller Schweinehälften für eine Woche hätte einkühlen können. Sie verschwand hinter einer Tür und schlurfte ein paar Augenblicke später in ihren Birkenstockschlappen wieder zurück in den Verkaufsraum. Im Schlepptau hatte sie den Mann, den Morell bereits von Sabine Weigls Fotos kannte. In natura wirkte er noch größer und breitschultriger.
    Der Metzger begutachtete Morell fragend und schien wohl zu überlegen, ob er ihn von irgendwoher kannte. »Wenn Sie hier sind, um mir etwas zu verkaufen, können Sie gleich wieder gehen. Wir brauchen nichts«, sagte er kurz angebunden und wischte seine Hände an der Hose ab.
    »Ich bin nicht hier, um Ihnen etwas zu verkaufen, sondern …« Morell schielte zu der unfreundlichen Verkäuferin, die sich breitbeinig in Hörweite platziert hatte und ihre Arme vor der Brust verschränkt hatte.
    »Sondern?« Der Metzger trat ungeduldig von einem Bein aufs andere. »Ich habe zu tun und nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Glücklicherweise wurde die Verkäuferin jetzt von einer alten Dame in Anspruch genommen, die den Verkaufsraum betrat und lautstark nach einer Leberwurst verlangte.
    »Ich bin gekommen, um mit Ihnen über Sabine Weigl zu reden.«
    Schlagartig wich alles Blut aus dem Gesicht von Klaus Fitz, und seine Miene wechselte im Hundertstelsekundentakt zwischen Schock, Zorn, Schmerz und blankem Entsetzen hin und her. »Kommen Sie«, sagte er schnell und versicherte sich, dass die kräftige Verkäuferin nichts gehört hatte. »Reden wir hinten.«
    Morell zog seinen Bauch ein, schlüpfte hinter die Theke und folgte Fitz ins Innere der Metzgerei.
    Wenn der Verkaufsraum das Purgatorium war, so fand Morell sich nun im tiefsten Kreis der Hölle wieder: Der Raum war voll von Messern, Beilen, Knochensägen und ähnlichem Gerät. Doch damit nicht genug – auf dem weiß gefliesten Boden waren so viele dunkelrote und braune Blutspritzer zu sehen, dass er das Gefühl hatte, auf einem Werk von Jackson Pollock zu stehen.
    Fitz schloss die Tür, was Morell erschauern liess.
    Der Metzger schien das Unbehagen seines ungebetenen Gastes bemerkt zu haben. »Ich will nicht, dass meine Frau oder sonst jemand von unserer Unterhaltung etwas mitkriegt«, erklärte er.
    Die barsche Verkäuferin war also Frau Fitz. Kein Wunder, dass der Metzger sich in die Arme der jungen, hübschen Weigl geflüchtet hatte. Morell nickte stumm.
    »Was wollen Sie also? Sind Sie hier, um mich zu erpressen? Ich kann Ihnen gleich sagen, dass ich kein Geld habe – das Geschäft und das Haus gehören meiner Frau.« Fitz verspannte sich sichtlich und ballte die Hände zu Fäusten.
    Morell, dem immer mulmiger zumute wurde, winkte ab. »Ich will Sie nicht erpressen – ich bin von der Polizei und möchte nur ein paar Sachen mit Ihnen besprechen.«
    Fitz holte einen Fleischbrocken von einem Haken, schnappte sich ein riesiges Messer und fing an, den Knochen vom Fleisch zu trennen. »Was wollen Sie wissen?«
    Morells Magen verkrampfte sich bei dem Geräusch, das der Stahl auf dem Knochen machte. Er schlang die Arme um seinen Körper. »Sie hatten also eine Affäre mit dem Opfer.«
    »Sie wissen anscheinend eh schon über alles Bescheid, warum fragen Sie also?« Fitz schleuderte den ausgelösten Knochen in eine Plastikwanne, wobei kleine Bluttröpfchen durch die Luft flogen. »Und was heißt hier Opfer? Sie hat sich selbst umgebracht.«
    Am liebsten wäre Morell auf der Stelle ins Hotel spaziert – gegen das, was er hier sah, war Skifahren ja pure Wellness. Wie hielt Valerie solch ein Arbeitsumfeld bloß aus? »Ich glaube nicht, dass sie sich selbst umgebracht hat.«
    Fitz drehte sich, das große Messer noch immer in der Hand, zu Morell um und starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. »Sie meinen, Sie wurde ermordet?«
    Morell wich langsam zurück und nickte.
    Fitz ließ diese neue Information kurz sickern und wurde plötzlich so tiefrot im Gesicht wie ein frisches Stück Rinderfilet. »Sie glauben doch wohl nicht, dass ich etwas damit zu tun habe?!«, schrie er.
    Morell starrte auf das Messer, dessen Schneide im grellen Licht der Neonröhre gefährlich blitzte, und suchte instinktiv nach dem schnellsten Fluchtweg. »Nein«, sagte er so ruhig wie möglich, obwohl sein Herz bis zum Hals schlug. »Ich hoffe nur, dass Sie mir vielleicht

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