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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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Morell sah die junge Frau erwartungsvoll an, doch sie schüttelte nur den Kopf.
    »Sabine war ein Engel. Sie hat sich für ihre Mitmenschen aufgeopfert und ist in ihrem Job als Krankenschwester völlig aufgegangen. Sie war ein absolut wunderbarer Mensch.«
    »Denken Sie bitte trotzdem nach«, insistierte Morell. »Gab es vielleicht unzufriedene Patienten, Nachbarschaftsstreit, unbezahlte Rechnungen oder gekränkte Exfreunde?«
    »Sie hat einmal von einem lästigen Verehrer geredet, aber keinen Namen erwähnt, und dann gab es da auch noch den Sepp Rainer. Er ist Sabines Exfreund und wollte, dass sie zu ihm zurückkommt.«
    »Aha.« Morell notierte sich den Namen auf einem Blatt Papier. »Sehr gut, und weiter?«
    Beate Jäger zuckte mit den Schultern. »Nichts weiter. Sabine war ein sehr ruhiger, bedachter Mensch, teilweise fast schon ein wenig naiv. Sie hat immer an das Gute im Menschen geglaubt und nie schlecht über jemanden gesprochen.« Sie lächelte. »Sogar als zwei betrunkene Kids sie letzte Woche mit dem Skateboard über den Haufen gefahren haben, hat sie nicht geschimpft und sich stattdessen um sie gekümmert.«
    Danzer warf Morell einen verschwörerischen Blick zu und formte mit den Lippen stumm die Worte »Weiber«.
    Morell schenkte ihm keine Beachtung, sondern beschäftigte sich weiter mit Jäger. »Gab es dann vielleicht irgendwelche Veränderungen in ihrem Verhalten oder ihrer Stimmung?«
    »Hmmm …« Jäger zwirbelte eine Strähne ihres langen Haars um den Zeigefinger. »Jetzt wo Sie’s sagen … Sie war in letzter Zeit fröhlicher als sonst. Sie wirkte glücklich und gelöst und hatte ständig ein Lächeln auf den Lippen.«
    »Das klingt mir schwer nach Drogen.«, warf Danzer ein. »Drogen sind ein tolles Mordmotiv.«
    Morell rollte mit den Augen und winkte ab. »Das bringt uns alles so nicht weiter«, stellte er fest und kassierte dafür einen verzweifelten Blick aus den tränenverschleierten Augen der jungen Frau. »Am besten wir schauen uns mal in Frau Weigls Wohnung um – so eine Wohnung sagt oft mehr über die Menschen aus, die darin leben, als man glaubt.«
    Jäger nickte. »Ich habe einen Ersatzschlüssel.« Sie hob ihre Handtasche auf den Schoß, fing an, darin herumzuwühlen und zog schließlich einen Schlüsselbund heraus. »Immer wenn Sabine im Urlaub war, habe ich die Pflanzen gegossen und die Katze gefüttert.« Sie schlug die Hände vor den Mund. »Oh nein. Sissi! Die habe ich ganz vergessen. Das arme Tier muss schon halb verhungert und verdurstet sein.«
    Der Katzennarr Morell, der den Gedanken an einen Stubentiger in Not nicht ertragen konnte, schnappte sich den Schlüssel und stand auf. »Dann los!«
    Frau Jäger tat es ihm gleich, nur Danzer blieb sitzen und schielte verstohlen aus dem Fenster. Draußen waren dicke, schwerbeladene Schneewolken aufgezogen, und die Flocken wurden bereits vom Wind herumgewirbelt. »Ich habe eigentlich noch was zu tun«, sagte er. »Sie wissen schon … Papierkram. Brauchen Sie mich dringend? Ich stelle es mir eher unpraktisch vor, wenn wir da zu dritt hingehen. Da stehen wir uns doch nur gegenseitig im Weg und machen vielleicht irgendwelche Spuren kaputt.«
    Morell, der nur noch die arme Katze im Sinn hatte, wollte keine Zeit verlieren. »Dann gehen wir halt allein«, sagte er, während er sich seine Jacke anzog. »Ich lasse Ihnen meine Handynummer hier – rufen Sie mich an, falls es was Neues gibt.«
    Danzer nickte geschäftig. »Aber klar doch.« Als Morell und Jäger sein Amtszimmer verlassen hatten, griff er nach seiner Zeitung. »Darauf können Sie sich verlassen«, murmelte er grinsend, zückte einen Kugelschreiber und begann, das Kreuzworträtsel auszufüllen.
     
    »So, da wären wir.« Beate Jäger parkte ihr Auto vor einem kleinen, unscheinbaren Wohnblock am Ortsrand. »Sabines Wohnung ist die rechte im zweiten Stock.«
    Morell, der immer noch den Schlüsselbund in der Hand hielt, stieg aus dem Auto und ging eiligen Schrittes zur Eingangstür. Das arme Tier … Er dachte an Fred, der schon die Krise bekam, wenn sein Fressen aus irgendwelchen Gründen eine Stunde später in den Napf kam als normalerweise.
    Frau Jäger hastete Morell hinterher, der flink die Stiege hinaufging, die Wohnungstür aufsperrte und sich suchend umschaute. Er ließ seinen Blick zunächst durch den Vorraum wandern und lief dann weiter in die kleine Wohnküche. Soweit er es beurteilen konnte, stand er mitten in einer klassischen Single-Frauen-Wohnung: Die

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