Neumond: Kriminalroman (German Edition)
helfen können, den wahren Schuldigen zu finden.« ›Und ich hoffe, dass Sie darauf verzichten, mich wie ein Schwein abzustechen und anschließend zu Hackfleisch zu verarbeiten‹, fügte er im Geiste hinzu, ohne auch nur für den Bruchteil einer Sekunde das Messer aus den Augen zu verlieren.
Doch Fitz reagierte völlig anders: Er ließ das Messer fallen und fing herzzerreißend an zu schluchzen.
»Ähm … ja … also …«, stotterte Morell, weil die Situation ihn gerade leicht überforderte. »Wissen Sie vielleicht jemanden, der schlecht auf Frau Weigl zu sprechen war?«
Fitz schüttelte den Kopf. »Sie war ein Engel«, schluchzte er. »Sie war
mein
Engel. Und ich dachte schon, sie hätte mich freiwillig verlassen … einfach so … ohne darüber zu reden …« Er weinte so bitterlich weiter, dass sein ganzer Körper durchgeschüttelt wurde. »Wenn ich den Typen zwischen die Finger kriege, der meiner Sabine das angetan hat, dann verarbeite ich ihn höchstpersönlich zu Blutwurst, das schwöre ich Ihnen.«
Morell glaubte ihm jedes einzelne Wort. »Machen Sie mir ja keinen Blödsinn. Wenn es etwas gibt, das Sie wissen, dann sagen Sie mir das jetzt und lassen mich meinen Job machen. Inspektor Danzer und ich werden uns um alles Nötige kümmern.«
Bei der Erwähnung von Danzers Namen lachte Fitz laut auf. »Na dann viel Glück«, sagte er voller Zynismus. »Wenn Danzer mit im Spiel ist, ist es wahrscheinlich besser, ich kümmere mich selbst um die Sache.«
»Sie werden schön die Finger davon lassen! Wenn Sie jetzt anfangen, Mist zu bauen, wird es nicht lange dauern, bis Ihre Frau Wind von der ganzen Geschichte kriegt.«
Morells Worte schienen Wirkung zu zeigen. Fitz atmete tief ein und stemmte sich vom Boden hoch. »Nicht auszudenken, wenn Helga erführe, dass ich eine Affäre hatte. Sie lassen sie doch aus dem Spiel, oder?«
»Was hat Ihre Frau denn in der Nacht von Sonntag auf Montag gemacht? Ein starkes Tatmotiv hätte sie ja gehabt.«
»Ich bin mir sicher, dass Helga nichts gewusst hat. Ihren Zorn hätte sie auf keinen Fall verbergen können – glauben Sie mir. Und außerdem waren wir beide zu Hause. Bitte reden Sie nicht mit ihr – ich habe schon genügend Kummer.«
»Nur wenn Sie mir im Gegenzug versprechen, dass Sie sich aus der Sache raushalten.«
»Einverstanden.« Fitz nahm den nächsten Fleischbrocken vom Haken. »Der einzige, der mir jetzt einfällt, ist Sepp Rainer. Er ist Sabines Ex und ziemlich eifersüchtig. Ab und zu hat er ihr mal nachgestellt, vor allem wenn er besoffen war, und das ist er recht oft.«
»Beate Jäger hat mir bereits von ihm erzählt. Dann werde ich mir diesen Rainer mal anschauen – wo kann ich ihn denn finden?«
»Im Hexenkessel. Das ist eine Après-Ski-Bar. Sie finden ihn hinter der Theke oder, was noch wahrscheinlicher ist, darunter – der alte Saufkopf hat seinen Alkoholkonsum nicht mehr unter Kontrolle. Deswegen hat Sabine ihn übrigens auch letztes Jahr verlassen.«
»Verstehe.« Morell verabschiedete sich und huschte aus der Metzgerei. Er würde sich später überlegen, was er von Fitz und seiner Frau halten sollte – jetzt gab es für ihn erstmal nur eine Sache, die wichtig war: einen starken Schnaps, um das Gesehene so schnell wie möglich wegzuspülen.
13
Nina schreckte hoch, weil das Schlagen einer Tür sie aus dem Schlaf gerissen hatte. Was war das? Wo war sie? Sie hatte nur ein Handtuch an und lag in einem fremden Bett. Leicht benommen fuhr sie sich übers Gesicht und ließ das Hier und Jetzt langsam in ihr Bewusstsein tröpfeln.
»Hey, Schlafmütze, du bist ja schon da!«
Sie blickte direkt in das grinsende Gesicht von Leander. Der Tag an der frischen Luft hatte ihm gutgetan. Er wirkte vital, und seine Wangen waren von einer leichten Bräune überzogen.
Nina setzte sich mühsam auf, rieb sich kurz die Augen und griff sich an den Kopf – na klasse, ihre Haare standen wild in alle Richtungen. Sie war mal wieder das totale Gegenteil von schön und sexy.
Leander schien das nicht zu stören. Er setzte sich neben sie auf die Bettkante und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. »Schade, dass du arbeiten musstest – die Pisten waren super.« Er schälte sich aus seinem Skianzug und schlenderte ins Badezimmer.
Nina starrte ihrem Freund nach und bewunderte aufs Neue seine perfekten Proportionen und den durchtrainierten Körper. Sie selbst hingegen sah gerade sehr wahrscheinlich wie etwas aus, das man dreimal gegessen und wieder
Weitere Kostenlose Bücher