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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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wahrscheinlich noch Jahre brauchen wird, um die Identität des Skeletts zu ermitteln, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns solange auf Sabine Weigl zu konzentrieren. Und darum fahren wir jetzt ins Sanatorium, damit du dich dort ein bisschen umhorchen kannst.«
    »Aha.« Morells Enthusiasmus hielt sich schwer in Grenzen. Er konnte sich für Krankheit und Siechtum genauso wenig begeistern wie für Mord oder Schweinebraten. »
Ich
also. Und was machst
du
in der Zwischenzeit?«
    »Ich werde mir die Karten legen lassen«, sagte Nina kryptisch.
    Morell starrte sie erst mit einer hochgezogenen Augenbraue an und schüttelte dann den Kopf. »Ich glaube, ich will es gar nicht wissen.«
    »So, da wären wir.« Sie bremste abrupt ab und schlitterte beinahe in einen parkenden Krankenwagen.
    »Zumindest ist ärztliche Hilfe nah«, murmelte Morell, als er mit weichen Knien ausstieg.
    »Bis später. Ruf mich an, sobald du fertig bist, dann hol ich dich wieder ab«, rief Nina und düste davon.
    »Na super.« Morell stand völlig planlos vor dem Sanatorium. Er hatte noch gar keine Zeit gehabt, sich eine Strategie zurechtzulegen. Wie sollte er vorgehen? Mit wem sollte er reden? Wonach zur Hölle suchte er eigentlich?
    Es hatte mittlerweile aufgehört zu schneien, und während er darauf wartete, dass sein Unterbewusstsein eine glorreiche Idee in sein Bewusstsein sickern ließ, sah er sich ein bisschen um: Die Klinik lag fern ab von Stress und Hektik mitten in der Natur. Die sauerstoffreiche Luft duftete nach Tannennadeln und Baumharz, und zudem war die Aussicht wirklich erstklassig. Man hatte freien Blick auf dichte Wälder und imposante Bergmassive – eine Wohltat für die Augen und die Seele. Neben all der Ruhe und Schönheit gab es aber auch noch etwas, das ihn frösteln ließ. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis es ihm dämmerte: Die Klinik erinnerte ihn an das Overlook-Hotel aus ›Shining‹. Völlig einsam und abgeschieden lag das Gebäude an einem Berghang, mitten in einer verschneiten Winterlandschaft … Keiner konnte Wahnsinn so gut spielen wie Jack Nicholson.
    »Mei, dann schauen wir mal, wie viel Wahnsinn hinter diesen Mauern steckt.« Morell ging trotz Ermangelung einer genialen Eingebung durch die automatische Schiebetür – irgendwie würde er sich schon durchwurschteln.
    »Ja bitte?« Die Empfangsdame, die hinter einem großen weißen Tresen saß, schenkte ihm ein aufgesetztes Lächeln.
    »Ich bin Chefinspektor Otto Morell, und ich bin hier, um ein paar Erkundigungen einzuholen.«
    »Worüber?« Sie musterte ihn, und anscheinend sagte ihr das, was sie sah, nicht zu, denn das falsche Lächeln erstarb. »Und zeigen Sie mir doch mal bitte Ihre Marke.«
    Er holte sie aus seiner Jackentasche und hielt sie ihr unter die Nase. »Es geht um Sabine Weigl. Gibt es hier irgendjemanden, der mir Auskunft über sie geben kann?«
    Sie kniff ihre schmalen Lippen zu einer dünnen, rötlichen Linie zusammen und rümpfte ihre hagere Nase. »Aha«, sagte sie kurz und knapp. »Am besten Sie reden mit dem Herrn Doktor. Ohne den Herrn Doktor geht hier nämlich gar nichts.«
    »Hat der werte Herr Doktor auch einen Namen?«
    »Aber natürlich hat er das.« Die Empfangsdame schüttelte den Kopf und strich sich eine Strähne ihres dünnen blonden Haars, das ihn an die weichgekochten Spaghetti aus dem Hexenkessel erinnerte, aus dem Gesicht.
    Er wartete, dass sie ihm den Namen nannte, aber sie widmete sich lieber wieder ihrem Papierkram. Er räusperte sich.
    Sie schaute ihn fragend an. »Ja bitte? Was denn noch?«
    »Den Namen. Es wird in dieser Klinik ja wohl mehr als nur einen Herrn Doktor geben.«
    »Schon, aber es gibt nur einen Oberarzt, und das ist Doktor Bertoni.« Die Erwähnung seines Namens zauberte ein Lächeln – dieses Mal ein echtes – in ihr Gesicht.
    »Und wo kann ich ihn finden, diesen Doktor Bertoni?«
    Sie schaute ihn an, als hätte er gerade die dümmste Frage der Welt gestellt. »Sein Büro ist im ersten Stock. Die letzte Tür rechts. Aber dort wird er jetzt nicht sein – er ist nämlich auf Visite. Er ist ein sehr beschäftigter Mann.«
    »Jaja, das sind sie alle.« Morell marschierte zum Aufzug. »Ach ja«, drehte er sich noch einmal um. »Gibt es hier zufällig eine rothaarige Krankenschwester, die etwas …«, er suchte nach dem richtigen Wort »… etwas … Sie wissen schon.«
    »Nein. Tue ich nicht.«
    Er zeigte auf seinen Bauch. »Etwas fester ist.«
    »Sie meinen fett.« Die Frau bedachte ihn mit

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