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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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sein. Also die Anita, das ist die Schwester von der Toten, die ist in die Inspektion gekommen«, sprudelte es an Morells Ohr. »Die hat nämlich heute die Wohnung der Toten ausgeräumt, und dabei ist ihr aufgefallen, dass ein Schmuckkästchen fehlt. Da waren einige alte Erbstücke drin. Meine Mutter, die hat von einer entfernten Tante auch mal Schmuck vererbt bekommen. Eine Perlenkette und eine Brosche aus Gold …«
    »Ich sitze gerade im Bus in Richtung Dorf«, seufzte Morell, der einsah, dass es vor Olivers Wort-Tsunami kein Entrinnen gab. »Ich komme gleich auf einen Sprung vorbei.«
    »Aber warum sind Sie denn mit dem Bus unterwegs? Hätten Sie doch was gesagt, dann hätte ich Sie abgeholt. Das Bussystem in St. Gröben ist nämlich leider noch nicht ganz ausgereift, und das, obwohl wir ein Touristenort sind. Ein großer Teil meiner Familie arbeitet ja in der Gastronomie und …«
    »Schon gut, Oliver«, versuchte Morell, ihn auszubremsen. »Wir sehen uns gleich.« Er legte auf, bevor der Junge ihn noch weiter zutexten konnte.

25
    Morell hätte nie im Leben darauf getippt, dass die Frau, die in Danzers Büro saß, mit Sabine Weigl verwandt sein könnte. Es schien, als hätte Sabine die ganze Schönheit geerbt, so dass für die schüchterne Anita nur mehr dünnes, mausbraunes Haar, ein leichter Silberblick und ein schiefer Mund übriggeblieben waren. »Gott ist ein alter Zyniker«, zitierte er leise Herrn Lechner.
    Im Endeffekt konnte Anita Weigl nicht viel mehr erzählen als das, was Oliver am Telefon bereits gesprudelt hatte: Als sie den Nachlass ihrer Schwester regeln wollte, war ihr aufgefallen, dass eine kleine Schatulle mit Schmuck fehlte, den Sabine von ihrer Großmutter geerbt hatte.
    »Und Sie sind ganz sicher, dass die Schatulle fehlt? Vielleicht hat Ihre Schwester sie ja gut versteckt oder zur Bank gebracht.«
    Anita Weigl schüttelte den Kopf. »Ich war bereits auf der Bank, und dort gibt es kein Schließfach. Und in der Wohnung ist ganz sicher auch nichts.«
    »Könnte sie den Schmuck verkauft haben?«
    Wieder ein Kopfschütteln. »Sie hing an Omas Schmuck. Außerdem ist sie mit ihrem Gehalt gut ausgekommen.« Sie rieb sich mit einem Taschentuch ein paar Tränen aus dem Gesicht und hinterließ unschöne rote Flecken. »Der Kerl, der sie umgebracht hat, hat sie auch noch bestohlen.«
    Morell nahm ihr vorsichtig das Taschentuch aus der Hand und fing an, ihre Wangen abzutupfen. »Tupfen. Nicht reiben«, sagte er. »Wir werden denjenigen finden, der Ihrer Schwester das angetan hat.«
    Anita Weigl schenkte ihm ein schiefes Lächeln.
    Danzer, der sich während des gesamten Gesprächs im Hintergrund gehalten hatte, nickte Morell seelig zu. »Was gedenken Sie als nächstes zu tun?«, fragte er, als Anita Weigl den Raum verlassen hatte.
    »
Wir
werden als nächstes dem Sohn von Frau Berta Hölzel einen Besuch abstatten.«
    »Dem Hölzel vom Grand Hotel St. Gröbner Hof? Was wollen Sie denn von dem?« Danzer schien ernsthaft aus der Fassung zu sein.
    Morell schilderte seinem Kollegen, was er im Sanatorium in Erfahrung gebracht hatte.
    »Ach herrje.« Danzer schien sich plötzlich ziemlich unwohl zu fühlen. »Mit dem Hölzel würde ich mich lieber nicht anlegen. Dem gehört der halbe Ort, und er ist auf Du und Du mit dem Bürgermeister, dem Gemeinderat und dem Obmann des Tourismusverbundes. Wenn einer einem hier Ärger machen kann, dann er.« Nervös trommelte er mit seinen Fingerspitzen auf dem Tisch herum. »Um ehrlich zu sein, wäre ich lieber nicht dabei, wenn Sie mit ihm reden. Aber sonst unterstütze ich Sie natürlich gerne mit allem«, fügte er schnell hinzu, als er Morells genervten Gesichtsausdruck bemerkte.
    Morell schlug die Beine übereinander und massierte sich mit Daumen und Zeigefinger die Schläfen. »So war das aber eigentlich nicht gedacht«, sagte er. »Ich bin hier im Urlaub und habe mich bereit erklärt, Sie ein bisschen zu unterstützen – aber ich wollte die ganze Arbeit nicht allein machen.«
    »Ja, ich weiß schon.« Danzer wirkte ziemlich zerknirscht. »Und ich bin Ihnen ja auch unendlich dankbar. Es ist nur so, dass die Sache mit dem Hölzel ziemlich unangenehm für mich werden könnte. Der Kerl versteht absolut keinen Spaß.«
    »Sprich,
ich
soll mir diesen Schuh jetzt anziehen, oder was?«
    »Sie können in ein paar Tagen wieder von der Bildfläche verschwinden. Ganz im Gegensatz zu mir.«
    »Na schön«, gab Morell nach. »Aber das ist wirklich das letzte Mal. Ab sofort

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