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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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dabei wild um sich schlug. » DU GLAUBST MIR NICHT !«
    »Bitte, Schatz. Bitte, beruhige dich doch. Nicht vor den Gästen. Das hatten wir doch ausgemacht.« Sie schaute mit Tränen in den Augen zu den unfreiwilligen Zusehern. »Es tut mir so leid, dass Sie das mitkriegen müssen. Bitte verzeihen Sie. Das ist mir alles so unangenehm. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll …«, stammelte sie, während ihr Sohn sich aufführte, als wäre er vom Teufel besessen.
    Morell und seine drei Begleiter waren so überrumpelt, dass keiner wusste, was er sagen oder tun sollte.
    Es war Nina, die als erstes die Sprache wiederfand. »Können wir vielleicht irgendwie helfen?«, fragte sie. »Ich bin Ärztin.«
    Anna Oberhausner schenkte ihr einen flehenden Blick. »Ich weiß nicht …«, sagte sie. »Ich weiß ja selber nicht … Ich meine, er hat so was ja öfter, aber es wird immer schlimmer …«
    Nina berührte sie sanft an der Schulter und ging dann neben Patrick in die Hocke. »Pscht. Schon gut«, flüsterte sie. »Ich glaube dir. Wir alle glauben dir.« Sie nahm seine Hand, die sich so klein und zerbrechlich wie ein aus dem Nest gefallenes Vogelbaby anfühlte.
    Ihre Worte und die Tatsache, dass seine Energie fast aufgebraucht war, ließen ihn ruhiger werden. Er hörte auf, sich zu winden, blieb wie ein Stück Elend auf dem Boden liegen und starrte mit leerem Blick an die Decke, während eine leise Träne aus seinem Augenwinkel rann.
    Nina untersuchte ihn oberflächlich, und als sie sicher war, dass ihm körperlich nichts fehlte, schaute sie fragend in die Runde.
    Dieses Mal war es Morell, der das betroffene Schweigen durchbrach. »Geht ihr schon mal vor«, sagte er zu Valerie und Leander. »Wir kommen gleich nach.« Er beugte sich nach unten und hob den Kleinen behutsam hoch. »Dann wollen wir den jungen Herrn mal ins Bett bringen. Sieht so aus, als könnte er ein bisschen Ruhe gut vertragen.« Er und Nina folgten Frau Oberhausner in den privaten Bereich, wo sie eine Tür öffnete und stumm hineindeutete.
    Morell legte den völlig apathischen Patrick, der keinen Mucks mehr machte, in sein Bett und deckte ihn zu. Eigentlich sah hier drinnen alles wie in einem ganz normalen Kinderzimmer aus: Das Bett war mit Wäsche überzogen, auf der kleine Rennautos abgebildet waren, in einer Ecke saß ein großer, freundlicher Teddy, am Boden waren Legosteine verstreut, und in einem großen gelben Regal türmten sich Märchenbücher.
    »Kann ich noch etwas für Sie tun?«, fragte Nina, die in der Zwischenzeit mit Anna Oberhausner an der Tür stehengeblieben war.
    »Vielen Dank, aber ich wüsste nicht was.« Sie versuchte, zu lächeln, schaffte es aber nicht.
    »Wenn ich irgendwie helfen kann … Sie wissen ja, wo Sie mich finden können.« Ninas Blick fiel dabei auf einen roten Farbfleck auf dem Boden.
    »Ich weiß auch nicht, was er sich dabei gedacht hat.« Anna Oberhausner schloss die Tür und zeigte auf eine Reihe komischer Zeichen, die oben ans Türblatt gemalt waren. »Es wird immer schlimmer mit ihm.« Sie öffnete die Tür wieder, damit Morell herauskommen konnte.
    »Er schläft jetzt.«
    »Vielen Dank.« Anna Oberhausner verschwand wortlos in Patricks Zimmer.
    »Der arme Junge«, sagte Morell, als er und Nina zurück in ihre Zimmer gingen. »Und natürlich auch die arme Mutter.«
    Nina nickte nur. Aus irgendeinem Grund wollten ihr die Zeichen an der Tür nicht mehr aus dem Kopf gehen. Irgendwie kamen sie ihr nämlich bekannt vor. »Gute Nacht, und bis morgen«, sagte sie und verschwand grübelnd in ihrem Zimmer.

29
    »Herrje!« Morells gestriger Plan war ordentlich nach hinten losgegangen. Während Valerie taufrisch und mit bester Laune aus dem Bad getanzt kam, lag er noch müde, schlapp und total verkatert im Bett und hatte keine Lust aufzustehen.
    »Auf, mein Süßer!« Valerie, die wie das blühende Leben aussah, drückte ihm ein Bussi auf die Stirn.
    »Ich weiß nicht. Ich hab so Kopfweh.«
    »Das kommt vom Glühwein – du verträgst einfach nichts mehr.« Sie lachte und zog ihm die Bettdecke weg.
    »Nicht!« Morell wollte sich wieder zudecken, aber Valerie war schneller und zog die Decke aus seiner Reichweite.
    »Das Beste gegen einen ausgewachsenen Kater sind immer noch frische Luft und Bewegung. Auf mit dir. Wirst schon sehen, gleich geht’s dir besser.«
    Er quälte sich mit der wohl miesesten Laune seit Menschengedenken aus dem Bett und schleppte seinen geräderten Körper erst ins Bad und anschließend zum

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