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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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einem Helm mit Rennstreifen, quengelte lautstark.
    »Das ist sooo unfair«, schrie er. »Ich will nicht zwischen euren Beinen hochfahren. Ich will alleine fahren. Mit meinem eigenen Schleppding.« Seine roten Pausbacken glühten, und er wedelte mit den Händen, die in dicken, roten Fäustlingen steckten, wild in der Luft herum. »Ich war im Skikurs der beste. Und ich bin alt genug.«
    »Aber nicht groß genug, mein Schatz.« Die Mutter deutete auf einen Holzzwerg, der die Mindestgröße für Kinder anzeigte. »Nächstes Jahr kannst du dann alleine fahren.«
    Irgendetwas in Ninas Kopf machte plötzlich ›Klick‹. Genau das war es. Genau das war es, was sie die ganze Zeit über an dem gestrigen Vorfall mit dem autistischen Jungen gestört hatte. Nicht groß genug. Der Sohn der Wirtin war nicht groß genug, um diese komischen Zeichen an die Tür gemalt zu haben. Die waren viel zu weit oben gewesen. Sicher, er hätte auf einen Stuhl steigen können, aber Nina hielt das für abwegig. Ein Erwachsener musste die Zeichen dorthin geschrieben haben. Aber wer? Und warum? Sie musste sich die Schmiererei unbedingt noch einmal anschauen. Hoffentlich hatte Frau Oberhausner sie noch nicht weggeputzt. »Es tut mir leid, Valerie, aber ich muss dringend zurück ins Hotel. Kommst du mit, oder willst du noch ein bisschen fahren?«
    Valerie schaute sie perplex an. »Was ihr heute alle habt?! Aber geh ruhig, ich fahre noch ein Weilchen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich will gar nicht wissen, was da gestern in dem Glühwein alles drinnen war …« Sie schaute ihrer Freundin nach, die mit gekonntem Hüftschwung in Richtung Talstation davonsauste.

31
    Die Atmosphäre im Hexenkessel war um keinen Deut besser als am Tag zuvor. Es war laut, hektisch, die gespielte Musik stammte aus der untersten Schublade, und es roch so penetrant nach Frittierfett, dass Morell trotz Minusgraden am liebsten alle Fenster aufgerissen hätte.
    Rainer, der hinter der Bar stand, hatte offensichtlich eine harte Nacht hinter sich. Seine Augen waren rotgeädert, und sein Kinn wurde von einem dunklen Bartschatten geziert, der einen starken Kontrast zu den blond gefärbten Haaren bildete. Seine Hände zitterten so sehr, dass er beim Bierzapfen einen Großteil verschüttete, was ihm aber nicht aufzufallen schien.
    »Bitte nicht«, war alles, was er bei Morells Anblick herausbrachte.
    »Doch, leider schon. Und glauben Sie mir – ich kann mir auch etwas Schöneres vorstellen.«
    Rainer verdrehte die Augen und zapfte weiter.
    »Können wir uns irgendwo in Ruhe unterhalten?« Morell deutete nach hinten.
    »Können Sie nicht sehen, dass ich zu tun habe?« Morell konnte Rainers starke Bierfahne über den Tresen hinweg riechen.
    »Je schneller wir anfangen, desto schneller sind wir auch wieder fertig«, sagte er.
    »Muss das wirklich sein? Wegen Ihnen und Ihren dummen Fragen bin ich gestern schon in Teufels Küche gekommen.«
    Morell schaute einer Hilfskraft dabei zu, wie sie das Buffet mit labbrigem Salat und angebrannten Schnitzeln befüllte. ›Teufels Küche‹ war ein gutes Stichwort. »Es muss«, stellte er trocken fest. Wer Lebensmittel auf solch grausame Art und Weise massakrierte, hatte keine Gnade verdient.
    »Heute sogar Verstärkung mitgebracht, was?« Rainer deutete auf Danzer, der sich hinter Morell versteckt hielt.
    Morell, der sich selbst normalerweise für ein harmoniesüchtiges Weichei hielt, fühlte sich neben seinem Kollegen gerade wie ein richtig harter Hund. »Mei, wenn Sie nicht nach hinten gehen wollen, dann regeln wir das halt hier«, sagte er zu Rainer. »Wir haben gehört, dass Sie vor kurzem an einen Haufen Bargeld gekommen sind. Können Sie uns sagen, woher Sie das hatten?« Er betonte dabei das Wort ›uns‹ und warf Danzer einen auffordernden Blick zu.
    »Ich habe eine Bar, da fließt nun mal Geld. Darum heißt es ja auch Bargeld.« Rainer lachte über seinen eigenen Witz. »Ich arbeite hier ja nicht für umsonst«, fügte er hinzu, nachdem sonst niemand mitlachte.
    Morell rollte mit den Augen. »Soweit wir wissen, wirft die Bar nicht genug Geld für ein nagelneues Luxus-Schneemobil ab. Also? Woher kam die Kohle?«
    »Sind Sie Polizist oder Gastro-Experte? Der Hexenkessel rennt gut, da ist so ein Schneemobil schon drin.«
    »Ach ja? Soll ich mal eben beim Finanzamt anrufen und denen das stecken?«
    Rainer überlegte kurz. »Okay, okay«, sagte er dann und zapfte ein weiteres Bier, das fast nur aus Schaum bestand. »Ich hab’ das Geld

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