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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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muss.«
    »Sie dürfen das nicht falsch verstehen«, setzte Danzer an, wurde von Hölzel aber sofort unterbrochen.
    »Falsch verstehen? Ihr Kollege hat mir unterstellt, dass ich meine Mutter umgebracht habe. Was ist daran, verdammt noch mal, falsch zu verstehen?«
    Danzer hob beschwichtigend die Hände. »Der Kollege hat das nicht so gemeint. Er wollte nur …« Danzer wurde immer unsicherer. »Sie müssen verstehen …«
    »Nein, SIE müssen verstehen! Meine Mutter ist vor wenigen Tagen gestorben. Ich bin noch völlig aufgelöst, da kommt Ihr werter Herr Kollege und beschuldigt mich des Mordes.«
    »So hat er das sicher nicht formuliert.«
    »Ist doch völlig egal, wie er es formuliert hat. Der Inhalt bleibt derselbe. Eine haltlose, unverschämte Beleidigung. Und damit nicht genug – jetzt tauchen Sie auch noch hier auf, bringen mein Hotel in Verruf und stehlen mir meine wertvolle Zeit.«
    Danzer wollte etwas entgegnen, aber Hölzel hatte sich völlig in Rage geredet.
    »Ich werde gleich meinen Anwalt anrufen und eine Beschwerde bei der Dienstaufsichtsbehörde einreichen. Ihr Verhalten wird ein Nachspiel haben. Sie können sich alle warm anziehen. Das sage ich Ihnen!«
    »Ich glaube nicht, dass das was bringen wird«, mischte Oliver sich ein und kassierte dafür einen entsetzten Blick von Danzer. »Sobald eine allgemeine Gefahr vorliegt, hat deren Erforschung und Abwehr im Rahmen der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit zu erfolgen. Sicherheitspolizeigesetz, Paragraph neunzehn, Absatz zwei«, zitierte er. »Die Organe des öffentlichen Sicherheitsdienstes – also wir – sind ermächtigt, von Menschen Auskunft zu verlangen, von denen anzunehmen ist, sie könnten sachdienliche Hinweise über das Vorliegen einer Gefährdung und über die Gefahrenquelle geben. Das ist, glaube ich, Paragraph  34 . Ich weiß nicht warum, aber ich konnte mir solche Sachen immer schon gut merken. In der Polizeischule hat mein Ausbilder, der Herr Illmaier, immer gesagt, dass …«
    Danzers Blick raste zwischen Oliver und Hölzel hin und her. Warum konnte der Junge aber auch nie seinen Mund halten? Er würde sie beide noch um Kopf und Kragen reden.
    »… Dienstaufsichtsbeschwerden werden ja formlos eingereicht, und darum gibt es dieses Wortspiel von wegen ›formlos – fristlos – fruchtlos‹. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich das gut oder eher bedenklich finden soll, denn …« Oliver war wieder mal in Hochform.
    Danzer zog instinktiv den Kopf ein, als er sah, dass Hölzel zum Sprechen ansetzte. Er erwartete ein Donnerwetter und war deshalb über alle Maßen überrascht, als der Hotelier in schallendes Gelächter ausbrach.
    »Du musst der Sohn von Lisbeth sein.«
    Oliver, dem die Überraschung ebenfalls ins Gesicht geschrieben stand, nickte. »Sie kennen meine Mutter?«
    Hölzel lachte erneut laut auf. »Deine Mutter und ihre Schwestern. Wie viele waren es gleich? Vier?«
    »Fünf«, korrigierte Oliver. »Heidrun ist die Älteste, dann kommen Eveline und Ruth, dann meine Mutter, dann Erika, und Zita ist die Jüngste.«
    »Und alle reden so viel und so schnell wie du. Darum ist dein Großvater auch so oft ins Wirtshaus gegangen.«
    »Er ist so oft ins Wirtshaus gegangen, weil ihm gezapftes Bier besser geschmeckt hat als das aus der Flasche. Und weil die Oma ja nicht gut eine Zapfanlage für daheim hat kaufen können …«
    Hölzel klopfte sich auf die Schenkel. »Ein Traum«, prustete er. »Das ist ja wohl das Beste, was ich seit langem gehört habe.«
    »Fassbier schmeckt wirklich besser als Flaschenbier«, erklärte Oliver mit purem Ernst. »Fassbier hat nämlich bei der Anlieferung noch keine Kohlensäure drin. Die wird erst beim Zapfen hineingemacht, darum schmeckt es viel spritziger und frischer.«
    Hölzel konnte nicht mehr aufhören zu lachen. »Und was war die Erklärung für die vielen Überstunden, die dein Opa immer geschoben hat?«
    Oliver sah ihn an, als wäre er nicht mehr ganz sauber im Oberstübchen. »Na weil er sechs Töchter hatte. So viele Kinder sind ganz schön teuer.«
    »Teuer und laut. Ein Stall voller aufgescheuchter Hühner ist die reinste Erholung dagegen. Ich schwöre dir, Kleiner, jedes Mal wenn ich bei euch zum Essen war, habe ich es nicht geschafft, zwischen dem ›Guten Tag‹ und dem ›Auf Wiedersehen‹ auch nur einen vollständigen Satz zu sagen.«
    »Sie waren bei uns daheim?«
    Hölzel lächelte und nickte. »Ist schon ziemlich lange her, aber ich habe es noch lebhaft in

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