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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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zu sein. Sie nahm ihre Umgebung klar und nicht verschwommen wahr, ihr war nicht übel, und sie hatte keine Schmerzen. Hatte sie sich den bitteren Beigeschmack vielleicht doch nur eingebildet?
    Egal. Sie startete den Wagen. Die Medikamente in der Schublade hatte sie sich nicht eingebildet. Käthe Steinbichler litt an Schizophrenie oder irgendeiner anderen Psychose. Sie hatte heute Tics gehabt, die – und da war Nina sicher – sie vorher nicht gehabt hatte. Diese Tics waren eine häufige Nebenwirkung von Antipsychotika. Die Tatsache, dass sie bei den letzten Treffen keine Zuckungen hatte, ließ also die Schlussfolgerung zu, dass sie zumindest eine Zeitlang ihre Medikamente nicht genommen hatte.
    Die meisten Patienten, die an Wahnvorstellungen und Halluzinationen litten, waren auch ohne Medikation absolut harmlos. Aber es gab auch Ausnahmen: Den amerikanischen Serienkiller David Berkowitz, besser bekannt unter dem Namen »Son of Sam«, zum Beispiel. Ein Dämon, der durch den Nachbarhund sprach, hatte ihm den Befehl zum Töten gegeben – das hatte sich Berkowitz’ krankes Hirn zumindest eingebildet …
    »Hörst du auch Stimmen, alte Frau? Und wenn ja, was sagen sie zu dir?« Nina stieg aufs Gas und fuhr in die Polizeiinspektion.
     
    »Frau Doktor, wie schön Sie zu sehen. Der Herr Danzer ist leider nicht da. Der ist grad zu einem Diebstahl gerufen worden. Ein paar Skier, um genau zu sein. Ganz neue. Ganz teure. Also ich kann ja die Leute nicht verstehen, die sich fast jedes Jahr ein neues Paar kaufen. Genauso wie die Leute, die sich alle zwei Jahre ein neues Auto kaufen. Klar riecht es immer gut, aber andererseits ist man ja an das alte gewohnt, und schneller als 130  km/h darf man eh nirgends fahren …«
    »Ich brauche Informationen über Käthe Steinbichler«, unterbrach Nina ihn. Höflich zu sein und darauf zu warten, dass Oliver von alleine aufhörte zu reden, würde wahrscheinlich dazu führen, dass sie morgen noch hier stand.
    »Über die verrückte Waldhexe?«
    »Genau die.«
    »Die war schon alt und unheimlich, als ich noch ein Kind war. Wir haben in der Schule immer Mutproben veranstaltet. Wer traut sich näher an ihr Haus heran. Einmal, da ist der Rudolf Kramer aus der Parallelklasse …«
    »Mich würde eher interessieren, ob sie jemals auffällig geworden ist.«
    »Auffällig?« Oliver starrte Nina mit großen Augen an. »Aber natürlich ist sie auffällig. Mit ihren verrückten Klamotten und diesen komischen Zuckungen … Außerdem redet sie oft wirres Zeug.« Er tippte sich an die Stirn. »Niemand zu Hause, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Nina nickte.
    »Darum musste sie ja auch eine Zeitlang ins Sanatorium«, redete er munter weiter.
    »Ins Sanatorium? Interessant.« Nina schnappte sich einen Stuhl und setzte sich vis-à-vis von Oliver hin. »Erzähl bitte mehr!«
    Das war ein Satz, den er wahrscheinlich nicht sehr oft zu hören bekam. »Also, das war so«, fing er an und bekam ganz rote Wangen. »Meine Tante Heidrun hat erzählt, dass es vor vielen Jahren hier im Ort mysteriöse Vorfälle gegeben hat. In der Nacht hat man Lichter im Wald gesehen, überall sind komische Zeichen an die Türen gemalt worden, und dann sind auch noch ganz viele Katzen verschwunden.«
    »Was für Zeichen? Solche?« Sie hielt ihm das Foto unter die Nase.
    »Keine Ahnung, ich hab’ die Zeichen damals nicht gesehen. Natürlich nicht. Da bin ich ja noch mit den Mücken geflogen.« Oliver betrachtete das Bild neugierig. »Schaut interessant aus. Wo haben Sie das denn fotografiert?«
    »Wurscht! Erzähl weiter.«
    »Es gab alle möglichen Spekulationen. Von wegen Satanskult oder Außerirdische. St. Gröben hat schon einen richtig schlechten Ruf gekriegt, und keiner wollt’ mehr hier Urlaub machen. Dann ist man aber zum Glück drauf gekommen, dass es die Frau Steinbichler gewesen war.«
    »Und warum hat sie das alles gemacht?«
    »Jajaja, das wollte ich ja gerade erzählen. Also … ähm … wo war ich stehen geblieben?« Oliver schien mit der Tatsache, dass jemand ihn zum Sprechen animierte, leicht überfordert zu sein. »Ach ja. Die Steinbichler hat behauptet, das Böse sei nach St. Gröben gekommen. Darum hat sie nachts im Wald irgendwelche Rituale abgehalten, um es auszutreiben.«
    »Und die Zeichen?«
    Patrick zuckte mit den Schultern. »Darüber hat Tante Heidrun nichts erzählt.«
    »Und die Katzen?«
    »Die hat sie alle geklaut, teilweise aus den Häusern raus, und mit zu sich genommen. Sie hat

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