Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
Vom Netzwerk:
erwiderte Jolin stockend. »Wahrscheinlich denkt er, dass er mir sonst zu schnell langweilig werden könnte.«
    Anna runzelte die Stirn. »Ist ja lustig. Ich hätte ihn wirklich für selbstbewusster gehalten.« Sie ließ ihren Arm von Jolins Schulter gleiten und fasste sie unter. »Komm, lass uns mal einen Zahn zulegen. Wenn wir die nächste Bahn verpassen, kommen wir zu spät.«
    Jolin stöhnte theatralisch. »Das wäre wirklich schrecklich.«
    »Allerdings«, sagte Anna. »Gerade bei den Englischklausuren brauche ich jede Minute.«
    »Oh, sorry, ich hab total vergessen, dass ihr auch eine schreibt«, sagte Jolin bestürzt, zerrte ihre Freundin am Arm und sorgte nun selbst dafür, dass sie die U-Bahn-Station noch rechtzeitig erreichten.
    »Vielleicht will Rouben sich auf diese Weise ja bloß mehr Freiraum verschaffen«, meinte Anna mit ernster Miene, als sie sich kurz darauf in der Bahn gegenübersaßen.
    Jolin sah sie verständnislos an. »War das jetzt apropos?«
    »Nicht direkt«, gab Anna zu. Sie hob die Schultern und seufzte. »Ich mach mir eben so meine Gedanken. Auf jeden Fall ist es total seltsam, dass er mich bittet, dich nicht aus den Augen zu lassen. Ich meine, das gilt doch bestimmt nicht nur für heute Morgen.«
    »Nein, es würde ihm sicher auch gefallen, wenn du mich nach der Schule wieder nach Hause begleitest«, bestätigte Jolin.
    Anna verpasste ihrer Freundin einen Stupser zwischen die Rippen. »Hör gefälligst auf, dich über mich lustig zu machen.«
    »Tu ich gar nicht«, protestierte Jolin. »Im Gegenteil: Ich meine das vollkommen ernst. Es gibt doch auch noch so viel wegen unseres Aktionstags zu bequatschen.« Sie hatte es noch nicht ganz ausgesprochen, da stand das Bild, das der Hörfunksprecher vorhin mit seiner Nachricht in ihr hervorgerufen hatte, wieder vor ihrem geistigen Auge: eine Frau, jünger als Paula, blass und verkrümmt am Boden, mit vor Entsetzen geweiteten Augen und etlichen Bisswunden am Hals, am Oberkörper und im Gesicht.
    Jolin musterte ihre Freundin. Anna schien heute noch keine Nachrichten gehört zu haben, sonst hätte sie sicher längst etwas gesagt.
    »Da sollte Leo dann allerdings auch dabei sein«, meinte sie achselzuckend.
    Jolin fing sich blitzschnell und zauberte ein vielsagendes Lächeln auf ihre Lippen. »Aber auf jeden Fall.«
    Sie wunderte sich über sich selbst. Wo nahm sie nur auf einmal diese Leichtigkeit her?
    Anna ignorierte ihre Reaktion. »Wusstest du eigentlich, dass Carina jetzt in den Staaten behandelt wird?«, fragte sie. »In der Nähe von Boston soll es eine Spezialklinik für Bluterkrankungen geben.«
    »Ja«, sagte Jolin. »Leo hat’s mir erzählt.«
    Annas Augen blitzten auf. »Wann?«
    »Weiß nicht mehr genau. Irgendwann in der letzten Woche. Auf jeden Fall ist es kein Grund, gleich eifersüchtig zu werden.«
    »Bin ich doch gar nicht«, schnappte Anna. »Du hast ja deinen Rouben … Oder etwa nicht?«
    Jolin schluckte. »Natürlich.« Ein bohrender Schmerz nagte an ihrem Herzen. Sie musste aufpassen, dass ihr das soeben erwachte schauspielerische Talent nicht gleich wieder abhandenkam.
    »Na ja, Englisch habt ihr ja offensichtlich nicht zusammen gelernt«, meinte Anna.
    »Nein«, sagte Jolin und verdrehte die Augen. »Kannst du nicht endlich aufhören?«
    »Und die Bitte, dich nicht aus den Augen zu lassen, ist wirklich merkwürdig …«
    »Finde ich überhaupt nicht.«
    »Weil du dich längst daran gewöhnt hast, dass der ganze Typ merkwürdig ist.«
    »Anna, bitte!« Jolin stöhnte. »Er ist eben so, wie er ist.«
    »Ja, merkwürdig. Hat er überhaupt noch vor, Abi zu machen?«
    »Das war schon wieder apropos«, sagte Jolin. Wenn einer die Kunst beherrschte, von Hölzchen auf Stöckchen zu kommen, ohne dass der geübte Zuhörer auf Anhieb einen Zusammenhang erkennen konnte, dann war es Anna. »Und was die Antwort auf diese Frage betrifft: Ich habe nicht die geringste Ahnung.«

    Jolin spürte schon, dass er im Raum war, bevor sie über die Schwelle getreten war. Vielleicht hatte es damit zu tun, dass Rebekka ihren Jackenkragen ohne ersichtlichen Grund über dem Ausschnitt ihres V-Ausschnitt-Pullis zusammenzog, was Jolin allerdings nur aus dem Augenwinkel registrierte, ein viel klareres Indiz war jedoch, dass der Schmerz unter ihrem Brustbein urplötzlich verschwand und von einem Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit abgelöst wurde.
    Mit klopfendem Herzen sah Jolin sich um. Fast alle Tische waren bereits besetzt. Während der

Weitere Kostenlose Bücher