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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Gesicht puste?«
    »Ich möchte, dass du mich küsst«, sagte sie todesmutig.
    Rouben misslang ein Lächeln. »Nein, das möchtest du nicht«, widersprach er. »Du möchtest keinen Stein küssen, keine kalten Lippen umschließen und keine eisige harte Zunge in deinem Mund spüren.«
    »Ich möchte dich«, wisperte Jolin, schob nun auch noch ihre andere Hand unter seinen Pulli und schmiegte sich eng an ihn. »Es ist mir egal, wie du bist.« Sie reckte ihm ihr Gesicht entgegen und öffnete ihre Lippen.
    Rouben sah sie an. Lange und durchdringend. Das Glühen in seinen Augen wechselte in schnellem Rhythmus zwischen dem vertrauten Bernsteinton und einem flammenden Rot. Und dann schlang auch er seine Arme um Jolin. Sie waren hart und stark und pressten sie so sehr an seinen Körper, dass sie kaum noch Luft bekam. Seine steinernen Lippen fuhren über ihre Wange und tasteten nach ihrem Mund.
    Jolin zögerte nicht, ihn zu küssen. Sie legte alles in diesen Kuss, was sie an Liebe und Wärme, Zärtlichkeit und Leidenschaft aufbringen konnte, doch von Rouben kam nichts davon zurück.
    Auch seine Hände waren unter ihren Pulli geglitten und erforschten hart und gierig jeden Zentimeter ihrer Haut. Es war nicht schön, aber das war Jolin gleichgültig. Wenn sie jetzt, in dieser Vollmondnacht, Hunderte Meter über der Stadt, noch einmal all das erleben konnte, dann wollte sie diese Chance nicht vertun.
    Roubens Hände schoben sich in ihre Achseln, seine Fingernägel gruben sich schmerzhaft in ihre Schultern und seine Daumen strichen nervös über die Ansätze ihrer Brüste. Jolin keuchte unter seinem Kuss. Sie riss die Augen auf und erblickte in seinen den flammenroten Schlund der Hölle. Sie hörte ihn fauchen und knurren, und den Bruchteil eines Augenblicks später spürte sie seinen Mund an ihrem Hals. Seine scharfen Zähne fuhren über ihre Schlagader, und ein Schauer aus Angst und Lust erschütterte ihren Körper.
    »Töte mich«, wisperte sie. »Bitte, töte mich.«
    Sie registrierte, wie Roubens Griff sich spannte. Ein wütendes Grollen, gefolgt von einem verzweifelten Jaulen, drang in ihr Ohr. Und dann stieß er sie plötzlich von sich, mit einer solchen Wucht, dass sie in die gegenüberliegende Ecke des Ballonkorbs geschleudert wurde, von der Wand zurückprallte und zu Boden schlug.
    Einige Sekunden fühlte Jolin sich wie betäubt, dann erst spürte sie den Schmerz, der sie zu zerreißen drohte. Stöhnend hob sie ihren Oberkörper und richtete ihren Blick zögernd auf Rouben, der sie seinerseits kaum ansehen konnte.
    »Tut mir leid«, presste er tonlos hervor. »Es tut mir so leid.«
    Mit beiden Armen umklammerte er eins der Taue, die den Korb mit dem Ballon verbanden, so fest und so verzweifelt, als wollte er sich selbst davon abhalten, über Jolin herzufallen. In seinem steinernen Gesicht spiegelte sich Scham, und in seinen Unterlidern sammelte sich ein feuchter Glanz. Noch einmal jaulte er auf, dann schloss er die Augen, und eine glitzernde Träne rollte seine weiße Wange hinunter und kristallisierte auf seiner Unterlippe zu Eis.

    Diesmal stellte sich für Klarisse nicht die Frage, ob sie es tun oder lassen sollte.
    Um Punkt halb acht stand sie draußen vor der Haustür. Ihre Eltern saßen hinter der Wand im beleuchteten Wohnzimmer, was der Sache noch einen ganz speziellen Kick gab. Auf aufreizende Kleidung wie beim ersten Mal hatte sie verzichtet, sie trug ihre Chucks, dazu eine schmale Jeans, einen knielangen Pullover und darüber eine kurze knallrote Kunstlederjacke.
    Klarisse warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Mehr als eine halbe Stunde wollte sie ihm nicht geben. Entweder er kam oder er hatte verschissen. Okay, sie hatte Herzklopfen, allerdings weniger weil sie sich vor dieser Nacht fürchtete, sondern hauptsächlich weil sie nicht ganz sicher war, ob sie sich auch diesmal auf ihr Gefühl verlassen konnte. Entweder oder. Schwarz oder weiß. Hass oder Liebe. Ein Dazwischen, ein Grau oder so etwas wie Gleichgültigkeit, gab es für sie nicht.
    Jolin hatte sie gehasst, und jetzt liebte sie sie – ohne Gegenleistung oder gar die Erwartung, dass diese Gefühle in irgendeiner Weise erwidert wurden. Klarisse war zufrieden damit. Das Gespräch zwischen Jolin und ihr vor einigen Wochen in der U-Bahn hatte ihr gefallen, sie hätte gerne mehr davon gehabt, aber das konnte sie, wie die Dinge inzwischen standen, natürlich komplett vergessen. Es sei denn … Na ja, alles hing tatsächlich mehr oder weniger vom Tod

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