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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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die Augenbrauen hoch. »Ihr macht also ernst?«, fragte sie. »Ihr wollt wirklich von hier wegziehen?«
    »Ja, dein Vater und ich … wir würden gern ein wenig außerhalb wohnen, mit ein bisschen mehr Platz und einem kleinen Garten.« Sie bedachte Jolin mit einem unsicheren Blick. »Unabhängig von … deinen Plänen.« Sie senkte den Kopf und starrte auf ihre Füße.
    Jolin begann sich unbehaglich zu fühlen, höchste Zeit also, wieder zu verschwinden oder endlich aus der Deckung zu kommen. Sie entschied sich für Letzteres.
    »Ma?«
    »Hm?«
    »Wegen Rouben …«
    Paula Johansson hob den Blick.
    »An dem Abend, als die Frau getötet wurde, war er in der Containersiedlung, aber er war’s nicht. Verstehst du, Ma? – Und deshalb hat er jetzt ein riesengroßes Problem.«
    »Nein, das verstehe ich nicht«, erwiderte Paula grob. »Er könnte sich der Polizei stellen und seine Unschuld beweisen.«
    »Das ist nicht so einfach«, sagte Jolin.
    »Und warum nicht?« Paula erhob sich von der Tischkante und kam auf sie zu. »Soll ich ihm vielleicht ein bisschen Dampf machen und heute Nacht die Polizei holen, wenn er wieder unten vor dem Haus steht?«
    »Sie würden ihn nicht kriegen«, sagte Jolin knapp. »Er ist sehr schnell und sehr geschickt.«
    Ihre Mutter nickte, und ein beinah zufriedener Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. »Ich hab also recht gehabt mit meiner Einschätzung, dass er …«, offenbar rang sie um eine vorsichtige Formulierung, »… nicht ganz ungefährlich ist …«
    »Ja«, erwiderte Jolin. »Allerdings ist es nicht Rouben, sondern sein Bruder.«
    Jetzt war Paula wirklich verblüfft. »Ich wusste gar nicht, dass …«
    »Ich auch nicht«, fiel Jolin ihr ins Wort. »Er spricht nicht gerne darüber. Vincent … sein Bruder lebt eigentlich bei einem Onkel in einem kleinen Ort irgendwo im Osten. Rouben hätte selbst nicht gedacht, dass er hier auftauchen würde …«
    »… um eine arme Frau umzubringen und dich zu bedrohen?« Paulas Tonfall drohte ins Hysterische umzuschlagen.
    Jolin hob abwehrend die Hände. »Er bedroht mich nicht, Ma«, versuchte sie ihre Mutter zu beschwichtigen. »Rouben passt auf mich auf. Er hat das im Griff. Ich vertraue ihm. Sie suchen jetzt innerhalb der Familie nach einer Lösung.«
    »Eine Lösung?« Paula schüttelte unwillig den Kopf. »Wie stellen die sich das vor? Dieser Kerl gehört doch weggesperrt. Was, wenn er noch jemandem etwas antut?«
    »Sie werden das verhindern«, sagte Jolin eindringlich. »Nur sie können ihn überwältigen oder dazu bewegen, dass er sich freiwillig stellt. Und bis dahin werde ich nicht mehr allein aus dem Haus gehen, und ich werde auch nicht über Nacht fortbleiben, sondern abends zu Hause sein. In Ordnung?«
    Paula presste die Lippen aufeinander. Natürlich reichte ihr das nicht. Am liebsten hätte sie es wohl gesehen, wenn Jolin das Haus überhaupt nicht mehr verließ und Vincent von einer Spezialeinheit der Bundespolizei überwältigt würde. Allerdings sagte sie nichts dergleichen, sondern stellte stattdessen fest: »Ihr habt euch also doch nicht getrennt.«
    Jetzt senkte Jolin den Blick. Das ständige Kreisen ihrer Gedanken um Rouben und all diese Halbwahrheiten, die sie ihren Eltern auftischen musste, fraßen die Kraft auf, die sie sich in den letzten Stunden so mühsam erschlafen hatte.
    »Diese Sache mit Vincent belastet uns sehr«, sagte sie stockend. »Wir wissen noch nicht, wie es mit uns weitergeht.«
    »Jolin, ich kann das nicht akzeptieren«, entgegnete Paula heftig. »Ich verbiete dir, Rouben zu treffen. Und ich möchte nicht, dass du die Wohnung verlässt, bis … bis …« Ihr Gesicht verzog sich zu einer schmerzhaften Grimasse, sie warf ihre Arme von sich, als wollte sie damit das ganze Problem aus der Welt schaffen. »Und wenn er heute Nacht wieder dort steht, rufe ich die Polizei. Damit das ein für alle Mal klar ist.«

    Jolin wusste, dass man Paula nicht aufhalten konnte, wenn die sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, sie hatte also gar nicht erst versucht zu widersprechen, sondern nur mit den Schultern gezuckt und sich wieder in ihr Zimmer verzogen.
    Eine gute Stunde später standen dann Anna und Leo vor der Tür, und das entspannte die Situation ein wenig. Paula hatte ihren berühmten Wintersalat gemacht, mit rohem und gekochtem Gemüse, Nüssen, Sprossen und gebratenem Hühnerfleisch. Sie setzten sich zusammen in die Küche und sprachen über das Projekt und den großen Aktionstag am Ende der

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