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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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und damit auf jeden Fall alt genug, um verheiratet zu werden.
    Ich fragte Nicholas, was wohl für Janes Eltern der Grund für die hastige Entscheidung gewesen sein mochte, ihre Tochter kaum drei Wochen nach der Verlobung mit John Dudleys Sohn zu vermählen, während sie die offizielle Verkündigung von Janes Verlobung mit Edward Seymour über ein Jahr lang hinausgezögert hatten.
    Er glaubte, dass das möglicherweise darauf zurückzuführen sei, dass sie lange auf die offizielle Entscheidung darüber hatten warten müssen, ob Edward das Land und die Besitztümer seines Vaters erben würde.
    Aber warum Guildford Dudley? , fragte ich mich. Jane war eine Tudor und stand in der Thronfolge an vierter Stelle. Guildford war nicht von königlichem Blut, sondern der Sohn irgendeines Herzogs.
    Nicht irgendeines Herzogs, hatte Nicholas gesagt. John Dudley war nicht irgendein Herzog.
    Nicholas war mittlerweile bereits seit drei Wochen in Whitechapel, und es war schon Ende Juni, als ich den ersten Brief von Jane bekam.
    Meine liebe Mrs Staverton,
    wäret Ihr so freundlich, mich diesen Freitagnachmittag in Syon House aufzusuchen? Ich würde gerne in der Angelegenheit der Herstellung eines neuen Kleides mit Euch sprechen.
    Ihr werdet um ein Uhr von einer Kutsche abgeholt.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Lady Jane Dudley
    Ich zeigte den Brief sofort Nicholas. „Ich würde sehr gerne hingehen“, meinte ich.
    Wir waren allein in seinem Klassenzimmer, und er gab mir einen Kuss auf den Scheitel.
    „Ich glaube, dass es dich traurig machen wird, sie zu sehen.“
    „Aber ich bin ihretwegen auch so schon traurig.“
    Er nahm mich in die Arme. In dem Augenblick schmerzte es mich für Jane, dass sie wahrscheinlich nicht wusste, wie es sich anfühlte, von einem Mann umarmt zu werden, der einen nicht traurig sehen mochte.
    „Wenn ich den Auftrag bekäme, ein Kleid zu nähen, hättest du dann etwas dagegen?“, fragte ich.
    „Nicht, wenn du es wirklich willst. Aber dein Zuhause ist hier bei mir, Lucy.“
    „Ich möchte auch nirgends sonst sein. Ich werde es hier zu Hause nähen oder gar nicht.“
    In den darauffolgenden Tagen unmittelbar vor meinem Besuch bei Jane war ich rastlos, und als es endlich Freitag war, stand ich bereits eine Stunde vor Ankunft der Kutsche bereit. Nicholas half mir hinein, obwohl zu diesem Zweck extra ein Lakai mitgeschickt worden war.
    „Du kannst nicht ändern, was Gott bestimmt hat“, erinnerte Nicholas mich noch einmal, als er zum Abschied meine Hand küsste. „Sie ist Dudleys Frau in guten wie in schlechten Zeiten. Hüte dein eigenes Glück, Liebes!“
    Ich legte meine Hand an seine Wange. „Ich werde schon achtgeben.“
    Er schloss die Tür der Kutsche und lächelte mir zu, als der Kutscher die Zügel klatschen ließ und das Gefährt losrollte. Eine Stunde später hielten wir vor der Residenz des Herzogs von Northumberland, Syon House, einem stattlichen Anwesen aus honiggelbem Stein am Ufer der Themse, das umgeben war von leicht abschüssigen Rasenflächen und riesigen alten Eichen.
    Als ich aus der Kutsche stieg, wartete Mrs Ellen bereits an der Eingangstreppe auf mich. Ihre Miene war sorgenvoll, und sie schien gleichermaßen erfreut und verärgert darüber, mich zu sehen. Ich fand es seltsam, dass sie es war, die mich in Empfang nahm, denn sie war Janes Kinderfrau und jetzt Kammerzofe, kein Hausmädchen. Doch ich ging mit einem freundlichen Lächeln auf sie zu.
    „Mrs Ellen! Wie schön, Euch zu sehen.“
    „Ja, in der Tat, Mrs Staverton.“ Sie nickte mir nervös zu. „Wenn Ihr mir bitte folgen würdet.“
    Schon in dem Augenblick, als wir die große Eingangshalle betraten, kam eine in rote Seide gekleidete, mit Schmuck behangene Frau durch eine zweiflügelige Tür aus einem vergoldeten Salon auf uns zu. Sie war etwa im Alter meiner Mutter. Ich machte einen Knicks.
    „Was ist denn das?“, donnerte die Frau los, als ich mich wieder erhob.
    „Mylady, das ist Lady Janes ehemalige Schneiderin, Mrs Lucy Staverton“, antwortete Mrs Ellen und befeuchtete sich nervös die Lippen mit der Zunge. „Lady Jane hat jetzt, da ihre Krankheit vorüber ist, nach ihr geschickt. Sie möchte gern ein neues Kleid für ihre Einführung als neue Ehefrau bei Hofe.“
    Guildfords Mutter, die Herzogin von Northumberland, musterte mich mit zusammengekniffenen Augen. Ich hatte bis zu diesem Augenblick nichts davon gehört, dass Jane krank gewesen war, aber ich sagte nichts.
    „Wir haben unsere eigenen Schneiderinnen“,

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