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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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sagte die Frau. „Schickt sie nach Hause.“
    Aber dann kam eine Stimme vom Kopf der Treppe und sagte: „Ich habe nach ihr geschickt.“
    Dort stand Jane.
    Sie sah blass aus. Und älter.
    Die Herzogin blickte finster drein. „Wir haben hier unsere eigenen Schneiderinnen“, wiederholte sie in Janes Richtung.
    Diese kam langsam die Treppe herunter. „Aber keine wie Lucy. Ihre Entwürfe sind außergewöhnlich.“
    Die Miene der Herzogin verfinsterte sich noch mehr. „Aber Seine Majestät hat Eure Truhen durchgesehen. Es sind Kleider darin, die Ihr noch nicht einmal getragen habt.“
    „Und seit meiner Krankheit hängen sie alle nur noch an mir herunter.“
    Jane hatte jetzt den Treppenabsatz erreicht, und ich machte einen tiefen Knicks. „Mylady.“
    „Bitte begleitet Lucy in meine Gemächer, Mrs Ellen.“ Janes Stimme klang müde und unsicher, obwohl sie die Worte entschieden hervorgebracht hatte. Sie war tatsächlich schmaler geworden.
    Mrs Ellen bedeutete mir mitzukommen, also machte ich erst einen Knicks in Janes Richtung und dann einen in Richtung ihrer Schwiegermutter, aber die beiden schauten gar nicht zu mir hin, sondern sahen nur einander an.
    „Auf ein Wort, bitte“, sagte die Herzogin mit falscher Höflichkeit zu Jane, während ich an den beiden vorbei hinter Mrs Ellen herging.
    Die beiden Frauen verschwanden hinter der geschlossenen Tür, und ich hörte noch den Anfang ihres Gespräches. Es begann damit, dass die Herzogin eine Erklärung von Jane verlangte, weshalb sie ohne ihre Einwilligung jemanden in das Herrenhaus geholt hätte.
    Janes gedämpfte Antwort konnte ich nicht verstehen.
    Mrs Ellen sagte nichts, während wir weiter die Treppe hinauf in ein Schlafzimmer gingen, das in üppigen Grün- und Rottönen gehalten war. Sie führte mich in einen separaten Raum – Janes Ankleidezimmer – und schloss dann die Tür hinter sich.
    „Ist Mylady krank gewesen?“, erkundigte ich mich, noch bevor Mrs Ellen sich auch nur zu mir umdrehen und mich ansehen konnte.
    „Ja.“
    „Geht es ihr wieder gut?“
    Mrs Ellen zuckte mit den Achseln. „So gut, wie man es eben erwarten kann. Das Fieber ist weg, und sie hat wieder mehr Appetit.“ Sie neigte leicht den Kopf und dabei trat ein sorgenvoller Ausdruck auf ihr Gesicht. „Und ihr Mann hat seine Besuche bei ihr wieder aufgenommen.“
    „Besuche?“ Aber ich wusste, was sie meinte. „Hat … ist Mylady …? Aber ich konnte nicht weitersprechen. Mein Gesicht war tiefrot.
    „Ja, die Ehe ist vollzogen worden.“ Mrs Ellen schüttelte den Kopf, und ihr Blick war tränenverschleiert. „Armes kleines Ding. Es ist nicht so, wie es sein sollte.“
    So etwas wie weibliche Loyalität flammte in mir auf. „War er grob zu ihr? Hat er ihr wehgetan?“
    Mrs Ellen riss die Augen auf. „Natürlich hat er ihr wehgetan.“
    „Ist … war sie deshalb krank?“
    „Ihre Krankheit war ein Segen Gottes, um ihn von ihr fernzuhalten, bis sie annehmen kann, was ihr widerfahren ist. Es war alles zu viel für das kleine Mädel. Sie wusste nicht, wie die Männer sind. Ihre Mutter hat ihr nichts gesagt! Wenn ich sie nicht darauf vorbereitet hätte …“
    Sie hielt inne. Wir hörten Geräusche vor der Tür, und dann betrat Jane den Raum. Wieder machte ich einen Knicks.
    „Ellen, könntest du mich bitte ein paar Minuten mit Lucy allein lassen?“, fragte Jane.
    Mrs Ellen ermahnte mich mit Blicken, bitte alles in meiner Macht Stehende zu tun, um die junge Lady aufzumuntern.
    „Selbstverständlich“, sagte sie, verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.
    Einen Moment standen wir einfach schweigend da und versuchten beide zu begreifen, wie anders jetzt alles zwischen uns war. Ich wusste nicht, welche Position ich jetzt eigentlich ihr gegenüber innehatte, wusste weder, was ich tun sollte, noch, was sie von mir erwartete.
    Sie sah genauso traurig aus wie an jenem Tag, als ich sie kennengelernt hatte, damals, als sie sich an mich geklammert und sich in ihrem Kummer und ihrer Trauer an mir festgehalten hatte. Beinah rechnete ich schon damit, dass sie jetzt wieder dasselbe tun würde.
    Aber sie wandte sich von mir ab, ging zu einem Sekretär hinüber, öffnete ihn und nahm ein Kästchen heraus, das ich wiedererkannte. Er stammte aus ihrem Schlafzimmer im Haus ihrer Eltern. Sie öffnete es, und ich sah, dass sie Edwards Ring herausnahm. Ungebetene Tränen liefen ihr übers Gesicht, als sie wieder auf mich zukam. Ich hatte nicht den Mut, sie wegzuwischen.
    „Du musst

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