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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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etwas für mich tun, Lucy“, sagte sie, und ihre Stimme war brüchig, da es ihr nur mit Mühe gelang, die Gefühle irgendwie im Zaum zu halten. „Du musst diesen Ring für mich aufbewahren.“
    „Aber das kann ich doch nicht!“, hauchte ich erschrocken.
    „Doch, das kannst du.“
    „Mylady!“
    „Bitte bewahre ihn für mich auf. Ich kann ihn nicht hierbehalten. Wenn Guildford ihn findet oder sein Vater ihn zu Gesicht bekommt, werden sie ihn mir wegnehmen. Ich möchte nicht, dass einer von ihnen den Ring auch nur berührt. Besonders sein Vater nicht. Besonders er nicht.“
    Der Abscheu, der in ihrer Miene mitschwang, schmerzte mich. Aber ich blieb dennoch hartnäckig. „Wenn ihn jemand bei mir findet, wird man glauben, ich hätte ihn Euch gestohlen!“
    „Wer sollte denn überhaupt merken, dass er fehlt? Meine Eltern haben schon vergessen, dass Edward mir diesen Ring überhaupt geschenkt hat.“
    „Und … und was ist mit Mrs Ellen?“
    Sie lächelte kläglich. „Glaubst du allen Ernstes, die liebe Ellen würde Northumberland erzählen, dass der Ring, den Edward Seymour mir geschenkt hat, nicht mehr da ist? Bitte tu das für mich, Lucy. Du bist die Einzige, der ich vertrauen kann.“
    „Aber, Jane …“ Ich merkte erst, dass ich sie laut bei ihrem Vornamen angesprochen hatte, als es schon passiert war, und ich war darüber zu Tode erschrocken.
    Aus Janes kläglichem Lächeln wurde ein zärtliches. „So hast du mich noch nie genannt, Lucy.“
    „Es tut mir so furchtbar leid, Mylady. Bitte vergebt mir!“
    Ihr Lächeln wurde breiter. „Ich kann dir nur unter einer Bedingung vergeben.“
    Sie streckte ihre Hand aus.
    Ich zögerte.
    „Nimm ihn, und alles ist vergeben“, flüsterte sie. Neben den Tränen, die nicht fließen wollten, schwang nun auch Verzweiflung in ihrem Blick mit.
    Ich hielt ihr meine Hand hin, und sie legte den Ring entschieden hinein.
    „Was soll ich denn damit machen?“, murmelte ich.
    „Bewahre ihn für mich auf“, flüsterte sie ergriffen.
    „Und wie lange?“
    „So lange es nötig ist.“
    Jetzt konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Ich zog sie an mich und umarmte sie. „Ich werde ihn sicher für Euch aufbewahren.“
    Ihre zarte Gestalt bebte in meinen Armen, und sie stieß verhaltene Schluchzer aus, aber ich hatte das Gefühl, es bereitete ihr große Mühe, sich zu beherrschen.
    „Ihr seid so stark und so tapfer“, beruhigte ich sie.
    „Ach, Lucy! Manchmal glaube ich, dass sie versuchen, mich zu vergiften!“
    Ich streichelte ihren Rücken und versuchte, den Schock über ihre Worte dadurch zu verbergen, dass ich schwieg. Sie war bestimmt überreizt.
    „Es gibt ständig seltsame Zusammenkünfte hier im Haus. Es kommen andere Lords, Berater, Leute, die ich nicht kenne, und sie unterhalten sich flüsternd über mich. Sie schauen mich an und flüstern dabei.“
    „Mylady …“
    „Der Herzog! Er sagt Dinge hinter verschlossenen Türen und glaubt, ich höre es nicht. Dinge wie ,Es ist nur eine Frage der Zeit‘ und ‚Alles ist bereit‘ und ‚Sie wird sich dem Willen ihres Souveräns beugen; das ist ihre Art‘. So etwas sagt er, Lucy! Was meint er damit bloß?“
    „Ich weiß es auch nicht, Mylady. Wahrscheinlich hat es gar nichts mit Euch zu tun.“ Ihre wirren Worte ergaben für mich keinen Sinn. Ich hatte mich schon gefragt, ob sie vielleicht wieder Fieber hatte, aber in meiner Umarmung fühlte sie sich eher kühl an.
    „Es gibt Augenblicke, da ertrage ich es nicht mehr!“
    „Und dann werden aus diesen Augenblicken Momente, in denen Ihr es könnt“, sagte ich sanft. „Ihr seid tapfer und stark. Gott wird Euch schützen.“
    „Ich fühle mich so schwach.“ Sie löste sich von mir, was ein klares Zeichen von Stärke war. Und das sagte ich ihr auch.
    Da lächelte sie. Nur ein winziges kleines bisschen, aber es war echt. „Es fehlt mir sehr, dich in meiner Nähe zu haben, Lucy.“
    „Ihr fehlt mir auch. Ihr seid so lange meine einzige Gesellschaft gewesen.“
    Ihre Haltung wurde wehmütig. „Aber du hast ja jetzt Nicholas.“
    Ich versuchte gar nicht erst, darauf etwas zu entgegnen. Wie hätte ich ihr denn auch sagen können, wie wundervoll es war, mit Nicholas verheiratet zu sein? Das brachte ich einfach nicht übers Herz.
    Aber das brauchte ich gar nicht, denn sie wusste es auch so.
    „Ich frage mich, ob ich wohl auch jemals diese Art von Glück erleben werde“, sagte sie. „Ich frage mich, ob ich wohl jemals selbst über mein Schicksal werde

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