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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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Vorgehen der vergangenen Tage widerrufe und ihr als der rechtmäßigen Thronfolgerin Gefolgschaft schwöre.
    Am 15. Tag des Monats Juli bekam ich einen zweiten Brief von Jane.
    An die hochverehrte Mrs Staverton,
    Ihre Gnaden, Königin Jane von England, erbittet Eure Anwesenheit im Tower in einer Angelegenheit der königlichen Garderobe.
    Eine Kutsche wird Euch heute Mittag, am Samstag, dem 15. Juli, um halb eins zu Ihrer Majestät bringen.
    Völlig sprachlos reichte ich Nicholas den Brief. Was sollte ich tun?
    „Ich möchte nicht, dass du dort hingehst“, sagte er, den Blick immer noch auf das Schreiben geheftet, auf die schwarze Tinte und das königliche Siegel.
    „Wie könnte ich mich denn weigern, Nicholas? Sie ist die Königin!“
    „Sie ist ein Faustpfand in einem höchst gefährlichen Spiel, und ich möchte nicht, dass auch du in dieses Spiel hineingerätst.“
    Er gab mir den Brief zurück.
    „Aber wie könnte ich mich denn weigern?“, fragte ich noch einmal.
    Nicholas schaute mit nachdenklich gerunzelter Stirn vor sich hin. „Ich werde einfach mitkommen. Ich fahre in der Kutsche mit und begleite dich in den Tower. Dort warte ich dann vor dem Zimmer, in dem du dich mit ihr triffst. So muss es gehen.“
    „Aber was ist, wenn die Wachen dich nicht mit hineinlassen?“
    „Dann sollen sie uns eben beide verhaften, Lucy. Wenn Jane dich unbedingt zu sehen wünscht, dann wird sie es uns sicher nachsehen, dass ich darauf bestehe, dich zu begleiten. Du kennst sie doch besser als ich. Glaubst du wirklich, dass sie ausgerechnet dich bestrafen würde?“
    Ich glaubte natürlich nicht, dass sie das tun würde, aber Nicholas’ Angst erschreckte mich.
    Als die Kutsche kam, um mich abzuholen, teilte ich dem Lakaien mit, dass Mr Staverton mich begleiten werde. Dasselbe sagte ich auch den Wachen, die uns am Tower in Empfang nahmen. Und obwohl sie finster und missbilligend dreinschauten, ließen sie auch Nicholas passieren.
    In einer langen Reihe samtgepolsterter Stühle ließ man ihn Platz nehmen. Es hielten sich noch andere Lords und Ladys dort auf und starrten ihn an, denn sie sahen ihm sofort an, dass er nicht zu ihresgleichen gehörte. Er sah mir nach, als ich zu Janes Gemächern geleitet wurde. Ich drehte mich einmal um, und er nickte mir kurz zu, eine unmissverständliche Geste, dass er genau dort auf mich warten würde, wenn ich zurückkäme.
    Ich wurde an weiteren Räumen vorbeigeführt, in denen überall Frauen und Männer herumwuselten und ihren Tätigkeiten nachgingen wie Ameisen in einem Ameisenhaufen. Weiter ging es zu den Privatgemächern der Königin, und dann wandte sich der Diener, der mich begleitete, an eine Dame, die mit dem Rücken zu mir stand.
    „Mrs Staverton ist jetzt da“, sagte er zu ihr.
    Die Frau drehte sich um, und ich war erleichtert, Mrs Ellen zu sehen.
    „Lucy“, begrüßte sie mich beinah flüsternd. „Kommt.“
    Ich folgte ihr in einen Raum, der in Grüntönen, Weiß und Gold gehalten war. An einem Fenster ganz am anderen Ende des Raumes stand Jane in einem altrosa Kleid so wie an dem Tag, als ich sie auf Sudeley Castle kennengelernt hatte: allein, in Gedanken versunken, schweigend. Voller Sehnsucht nach der Welt auf der anderen Seite des Fensters.
    Sie drehte sich um, und ich machte einen Kniefall.
    „Euer Majestät“, sagte ich.
    Ich hörte Jane Ellens Namen sagen, woraufhin Mrs Ellen schweigend ging und die Tür hinter sich schloss.
    Ich war allein mit der Königin.
    Sie kam zu mir, griff nach meinen Händen und forderte mich wortlos auf, mich wieder zu erheben.
    Ein wenig unsicher stand ich auf.
    „Ich bin so froh, dass du gekommen bist“, sagte sie.
    Ich lachte. „Ich hätte mich ja schlecht weigern können, Eure Majestät.“
    Sie lächelte ebenfalls, schien sich dessen aber gar nicht bewusst zu sein. „Also, was die Anprobe betrifft …“
    „Wir können es auch im August noch einmal versuchen, Eure Majestät“, scherzte ich.
    Ganz kurz leuchtete ein Lächeln in ihrem Gesicht auf, verschwand dann aber ebenso schnell wieder. „Durchaus. Komm, setz dich zu mir, Lucy.“
    Sie führte mich zu einem langen gepolsterten Sofa mit einem Bezug aus schwerem Brokat, auf dem wir Platz nahmen.
    Wie immer wartete ich darauf, dass sie anfing zu sprechen, was sie nach einem langen Schweigen schließlich auch tat.
    „Jeden Morgen, wenn ich aufwache, bin ich sicher, dass ich wieder in Bradgate bin und dass ich nur geträumt habe, Königin zu sein“, sagte sie.
    „So ergeht es

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