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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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Auto meines Vaters geparkt war.
    Ich drehte mich zu meiner Mutter um und sagte den Satz, der mir als Erster und Unkompliziertester in den Sinn kam. „Das ist Leslies Wochenende, Mama, es ist ihr Geburtstag. Lass es uns dabei belassen, ja?“
    „Aber morgen hat sie nicht mehr Geburtstag.“
    Ich sagte mir den nächsten Satz noch einmal kurz im Kopf vor, bevor ich ihn dann aussprach. „Wenn ihr mit mir über Brad reden wollt, dann gibt es da nichts Neues. Er schnuppert immer noch in seinen neuen Job in New Hampshire rein.“
    Sie runzelte die Stirn und sah verärgert aus. „Irgendetwas stimmt da nicht. Das wissen wir. Wir möchten dir doch nur helfen. Es ist nicht normal, dass zwei verheiratete Menschen in zwei verschiedenen Wohnungen in zwei verschiedenen Bundesstaaten leben.“
    „Es ist auch nicht normal, dass eine Vierundvierzigjährige mit ihren Eltern über sehr private Dinge reden muss“, schrie Leslie über die Motorhaube des Autos zu uns herüber. Dann riss sie die Fahrertür auf und stieg ein.
    Meine Mutter warf Leslie einen entnervten Blick zu und wandte sich dann wieder mir zu. „Wir wissen, dass etwas nicht stimmt, Jane. Wird es nicht langsam Zeit, dir das einzugestehen? Man kann nichts wieder in Ordnung bringen, wenn man nicht zugibt, dass es nicht in Ordnung ist.“
    Ich kramte in meinem Gehirn nach einem der Sätze von Dr. Kirtland, aber in meinem Kopf herrschte plötzlich gähnende Leere, und mir fiel keine der anderen eingeübten Antworten mehr ein.
    „Es ist Leslies Geburtstag“, murmelte ich deshalb noch einmal. „Und wir gehen jetzt shoppen.“ Ich ging ein paar Schritte Richtung Auto, aber meine Mutter folgte mir sogar noch die Stufen hinunter.
    „Du solltest deine Ehe nicht einfach so aufgeben, Jane. Denk an Connor und was das bei ihm anrichten kann. Du und Brad, ihr solltet euch professionelle Hilfe suchen, statt einfach das Handtuch zu werfen. Ich kann nicht glauben, dass du deine Ehe einfach so aufgibst.“
    Ich sah, wie Leslie im Wagen den Kopf schüttelte. Ihre Lippen formten lautlos die Worte „Komm schon“.
    Da kam mir noch ein Gedanke, und zwar einer, den ich ganz genau mit Dr. Kirtland eingeübt hatte. Also drehte ich mich noch einmal zu meiner Mutter um und sagte: „Da bin ich ja froh, dass wir uns wenigstens in dem Punkt einig sind, Mama. Es ist meine Ehe. Meine. Und du hast wirklich keine Ahnung, wovon du eigentlich redest.“
    Und damit ging ich zum Wagen und stieg ein. Leslie fuhr los, und ich winkte meiner Mutter noch einmal zu – ein freundlicher Gruß –, während sie einfach nur dastand und mich anstarrte.
    Wir hatte gerade die Garagenauffahrt hinter uns gelassen, als mir Leslie die Hand zum Abklatschen hinhielt. Aber ich schlug nicht ein, sondern fragte mich stattdessen, ob Dr. Kirtland mir jetzt wohl gratulieren oder mir nur noch eine weitere Handvoll Pistazien anbieten würde.
    Als Geburtstagsgeschenk für meine Schwester hatte ich eine lange Sautoir-Halskette im edwardianischen Stil gekauft, und zwar in Farben, die an die seltsame Schönheit von Benzin im nassen Rinnstein erinnerten. Ich selbst war kein besonderer Fan des edwardianischen Stils – zu viel Spitze und Federn und viel zu viele Perlen, Schleifen und Troddeln. Aber ich wusste, dass die Kette Leslie gefallen würde. Sie hatte diesen länglichen Art-Deco-Look, der zu Leslies Vorliebe für das Ungewöhnliche passte.
    Ich hatte die Halskette auf einer Einkaufstour bei einem Händler in Philadelphia aufgetrieben, etwa drei Wochen, bevor Brad mir eröffnet hatte, dass er ausziehen würde. Brad hatte an jenem Wochenende freigehabt, und ich hatte ihn eingeladen, mich zu begleiten, aber er hatte abgelehnt und gesagt, er wolle lieber mit ein paar Kumpels aus der Klinik segeln gehen. Ich hatte mir zu diesem Zeitpunkt absolut nichts dabei gedacht. Brad ging für sein Leben gern segeln – ich nicht. Ich erinnere mich noch, wie froh ich darüber war, dass er etwas mit Freunden unternahm, was ihm wirklich Spaß machte. Inzwischen fragte ich mich jedoch, ob der Grund, weshalb er mich nicht begleitet hatte, eher der war, dass er zu diesem Zeitpunkt schon gewusst hatte, dass er mich verlassen würde. Das Vorstellungsgespräch in New Hampshire hatte zwar noch nicht stattgefunden, aber er hatte garantiert schon von der freien Stelle gewusst. Und ich fragte mich außerdem, ob irgendeines der Gespräche mit einem der Kumpel damals wohl mit den Worten „Ich habe vor, Jane zu verlassen“ begonnen hatte.
    Leslie war es

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